Tiffamy Duo Band 29
Zelt. Dann sagte Mandy leise: „Da draußen wartet ein riesiger Ozean auf dich, Daniel. Warum stürzt du dich nicht hinein und kühlst deine Leidenschaft ab?"
★
Mandy blieb an diesem Morgen noch stundenlang liegen. Es war später Vormittag, als sie schließlich aufstand. Daniel war nicht zurückgekommen. Aber damit hatte sie auch nicht gerechnet.
Sie zog einen weißen Bikini an und verließ das Zelt. Irgendjemand musste ihre Sandalen gefunden und auf den Fußweg gestellt haben, der zum Zelt führte. Mandy schlüpfte in die bunten Plastikschuhe und ging zum Waschhäuschen. Nach einer heißen Dusche fühlte sie sich gleich besser und hatte sich einigermaßen unter Kontrolle. Wenn sie es jetzt noch schaffte, die Erinnerung an die vergangene Nacht so weit zurückzudrängen, dass ihr nicht ständig der Atem stockte und die Knie weich wurden, konnte sie diesen Tag vielleicht überstehen. Und heute Nacht. . . Immer schön der Reihe nach, ermahnte sie sich. Jetzt gehst du erst einmal die Fische füttern. Und dann . . .
Sie musste sich häufig ermahnen, denn ihre Gedanken drohten immer wieder abzuschweifen. Trotzdem dachte sie noch oft genug an Daniel, in solchen Momenten stolperte sie, oder sie ließ etwas fallen. Manchmal stand sie auch ganz einfach nur selbstvergessen da. Zum Glück waren fast alle Touristen draußen beim Riff, so dass sie sich wenigstens nicht vor den anderen blamierte.
Beide Hände voller Brotreste, ging sie entschlossen zum Fischteich. Die Fische, die seit der Abreise der Townehome-Kinder auf Spar-Ration gesetzt worden waren, schwammen in glitzernden Schwärmen auf sie zu. Vorsichtig watete sie in den Teich hinein. Als das Wasser ihr bis zu den Waden reichte, kniete sie sich hin und hielt die Hände mit den Brotresten ins warme Wasser.
Kleine Fische schossen blitzschnell hin und her, schwammen jedoch nicht nah genug heran, um ihr das Brot aus den Fingern zu schnappen. Sich selbst hatte sie vielleicht etwas vormachen können, indem sie sich hinkniete. Doch die Fische wussten, dass an der Stelle, wo sie mit Futter wartete, das Wasser viel zu flach war, um sie vor ihren gefiederten Feinden, den Wasservögeln, zu schützen. Nachdem Mandy sich schließlich eingestanden hatte, was die Fische zurückhielt, stand sie auf und watete tiefer in die Lagune hinein. Erst als ihr das Wasser bis zur Taille reichte, blieb sie stehen.
In den ersten Minuten umklammerte sie das Brot so fest, dass nicht einmal der kleinste Krümel zwischen ihren Fingern hindurchfiel. Die Fische, die sich im tieferen Wasser sicher fühlten, umschwärmten sie in Scharen. Mandy holte tief Luft und zwang sich, ihre verkrampften Hände zu öffnen. Blitzschnell wirbelten die Fische um sie herum, strichen durch ihre Finger und schnappten nach dem Brot. Nach wenigen Sekunden war von den Brotresten nichts mehr übrig.
Mandy stand regungslos da und beobachtete, wie die dichten Fischschwärme sich auflösten und einzelne Tiere erkennbar wurden. Ihre Körper schimmerten in allen Abstufungen von Grau und Silber. Während sie die verschiedenen Arten zu identifizieren versuchte, kräuselte eine leichte Brise die Wasseroberfläche und nahm ihr die Sicht. Plötzlich sehnte sie sich danach, wieder unter Wasser zu schwimmen und durch ihre Tauchermaske die Lebewesen des Ozeans zu studieren. Sie kannte die Meere von Alaska bis Mexiko, aber noch nie war sie in Gewässern getaucht, die so klar gewesen waren wie der Ozean, der Lady Elliot umgab. Mit einer Tauchermaske würde sie unter Wasser alles ganz genau erkennen können.
Brillante Beobachtung, Dr. Samantha Blythe-Cameron, gratulierte sie sich spöttisch. Normalerweise benutzte Mandy ihren Doktortitel nicht. Nur manchmal, wenn sie in Momenten der Selbstverachtung ihren Sarkasmus gegen sich selbst richtete, pflegte sie sich mit dem Namen anzureden, mit dem sie ihre Doktorarbeit unterschrieben hatte. Und was nützt dir die Tauchermaske, wenn du es nicht schaffst, mit dem Gesicht unter Wasser zu gehen? fragte sie sich, während sie langsam an den Strand zurückwatete.
Weil sie noch nichts gegessen hatte und das Mittagessen auslassen wollte, um Daniel nicht zu begegnen, ging sie zur Cafeteria, um sich ein spätes Frühstück zu besorgen. Sie hatte Glück, dass gerade ein paar Taucher zurückgekommen waren und ebenfalls essen wollten, sonst wäre die Cafeteria geschlossen gewesen.
Beim Essen fasste Mandy einen Entschluss. Hastig aß sie den Rest ihres Frühstücks und eilte dann zum Taucherschuppen,
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