Tiffamy Duo Band 29
Wirkung auf sie haben könnte.
Doch jetzt war er hier — in einer Stadt, wo sie ihn am allerwenigsten vermutet hätte! Kendra saß noch immer der Schreck in den Gliedern. Die Vergangenheit war zurückgekehrt!
Als sie sah, wie er nach dem Türgriff tastete, tat sie instinktiv einen Schritt zurück.
„Haben Sie keine Augen im Kopf?" meinte er ärgerlich, während er aus dem Auto stieg.
Kendra atmete auf. Er hatte sie also nicht erkannt. So überraschend war das eigentlich nicht. Sie hatte Arizona vor zehn Jahren verlassen, und davor hatte er ihr kaum Beachtung geschenkt — bis zu jenem Abend, als er sie in die Arme nahm. Und das hatte offensichtlich nicht den Eindruck bei ihm hinterlassen, den es auf sie gehabt hatte. Warum sollte er sich also an sie erinnern?
Ärgerlich besah sich Raymond seine teure Limousine. „Wie kann man nur so dumm sein ..." begann er wieder, beendete den Satz aber nicht, als er ihre überraschte Miene sah.
„Geben Sie nur nicht dem Auto die Schuld", antwortete Kendra und bemühte sich um einen gleichgültigen Ton. Dieser Mann war nicht der Raymond, den sie gekannt hatte. Der Raymond von früher hätte sich nicht so schnell zu einer ärgerlichen Bemerkung hinreißen lassen. Was ist mir dir geschehen? dachte sie. Doch sie sprach die Frage nicht laut aus sondern sagte statt dessen: „Ich glaube eher, dass es die Schuld des Fahrers war."
„Oder der Fahrerin", wies er ihre Anschuldigung scharf zurück.
Kendra zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Bitte, regen Sie sich nicht auf. Das Schlimmste, was uns passieren kann, sind zwei oder drei Tage ohne Auto. Wichtige Teile sind ja nicht beschädigt. Ich war nicht darauf eingestellt, dass mich ein Wagen von hinten anfahren würde. Haben Sie eine Entschuldigung dafür?"
Raymond seufzte. Sein Ärger schien verraucht zu sein. Lässig lehnte er an seinem Wagen. „Eine Entschuldigung? Keine, die Sie mir abnehmen würden", antwortete er betont langsam.
„Vielleicht doch. Nur zu, dann kann ich meinen Gästen auf der nächsten Party wenigstens eine amüsante Geschichte erzählen." Die Geschichte ist tatsächlich schon sehr amüsant, dachte Kendra. Eigentlich wollte ich hier nur tanken und etwas zu trinken kaufen und treffe dabei auf Raymond Durant.
Raymond betrachtete erneut seinen Wagen. „Wirklich unangenehm", wiederholte er. „Dieses Auto ist leider nicht mit meinem Pick-up zu vergleichen! So etwas wäre mir damit nicht passiert!"
Nervös ging er ein paar Schritte auf und ab. Dann holte er eine Packung Zigaretten aus der Jackentasche.
★
Kendra musste lächeln. Die Spannung, unter der sie die ganze Zeit gestanden hatte, ließ allmählich nach. Sie erinnerte sich plötzlich wieder an Raymonds früheres Auto, einen Pick-up. Er war zitronengelb, makellos gepflegt und uralt — und Raymonds ganzer Stolz. In seinem Herzen ist er wohl der nette Junge geblieben, dachte sie wehmütig. Er raucht sogar noch dieselbe Zigarettenmarke wie damals. Vielleicht hat er sich gar nicht so sehr verändert. Eine Welle von Wärme und Erleichterung stieg in ihr hoch. Gleichzeitig fragte sie sich, warum sie überhaupt darüber nachdachte, ob die vergangenen Jahre Raymond Durant verändert haben könnten.
„Und warum fahren Sie dann nicht Ihren Pick-up?" fragte sie impulsiv.
„Weil ich ein Idiot bin", meinte er und lächelte sie dabei an.
Kendra blickte ihn forschend an, sie versuchte, den Mann wiederzuentdecken, der in ihrer Erinnerung weitergelebt hatte. Plötzlich kam sie sich wie eine Närrin vor. Er hatte sich verändert! Er strahlte Kälte und Rücksichtslosigkeit aus. Das hatte sie bereits gespürt.
Die Enttäuschung darüber war so groß, dass es ihr schwerfiel, ihm weiter zuzuhören.
„Ich habe dieses Auto hier heute morgen vom Händler abgeholt", hörte sie ihn sagen. „Das war die Idee meines Sohnes. Wenn es nach mir gegangen wäre, würde ich noch den Pick-up fahren. Kinder", murmelte er und ging um das Auto herum, um den Schaden zu inspizieren. „Es erschreckt mich immer wieder, wie klassenbewusst sie geworden sind."
Kendra hatte nur die Hälfte seiner Worte mitbekommen. Er hatte also einen Sohn! Justine hatte ihr nie etwas darüber geschrieben.
„Ihre Limousine war sicher sehr teuer", gelang es ihr zu sagen. „Sie haben sie gekauft, weil Ihr ... Ihr .. . Sohn es wollte?" Kendra hatte Mühe, diese Worte auszusprechen. Die Entdeckung, dass er ein Kind hatte, tat ihr seltsamerweise weh. Sein Gesichtsausdruck hatte sich irgendwie
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