Tiffamy Duo Band 29
verändert. Er wirkte jetzt sanfter. „Sie wissen ja, wie Kinder sind. Roy kommt jetzt in das Alter, wo man seinen Freunden imponieren will. Ein Pick-up reicht nun mal nicht mehr, und er genierte sich. Schließlich war ich davon überzeugt, dass er recht haben könnte. Und hin und wieder ist es doch ganz nett, auch einen Sportwagen in der Garage zu haben."
„Vielleicht, weil Sie jetzt in das Alter kommen, in dem Männer es schwer haben, eine Frau zu betören", kam es Kendra über die Lippen. Dann schwieg sie entsetzt. Er ging sie nichts mehr an. Niemals würde sie jenen Sonnabend vergessen — kurz bevor sie nach New York gegangen war. Danach hatte er ihr eröffnet, dass er Marcia Bradbury heiraten würde. Kendra hatte es damals wie ein Schlag getroffen.
Soweit sie wusste, war Raymond immer noch mit Marcia verheiratet. Aber er trug keinen Ehering, und er sah nicht wie ein glücklich verheirateter Mann aus. Hatte nicht Justine irgendwann einmal erwähnt, dass es Probleme zwischen den beiden gab?
„Hm, Sie wirken so, als seien Sie völlig unvorbereitet zum Junggesellenleben zurückgekehrt", fügte Kendra erklärend hinzu, fragte sich dann aber insgeheim, ob sie damit die Sache nicht noch verschlimmert hätte.
„Damit könnten Sie recht haben", meinte Raymond unverbindlich, um dann plötzlich hinzuzufügen: „Ich bin vor einigen Monaten geschieden worden. Um genauer zu sein, vor acht Monaten. Gerade habe ich entdeckt, dass es Spaß macht, wieder auszugehen." Er hielt abrupt inne und sah sie fest an. Kendra fühlte, wie ihr das Herz im Hals schlug.
Auch sie war allein, und entschlossen, es nach einer zerbrochenen Liebe und einer katastrophalen Ehe auch zu bleiben. Ihm schien es nicht anders zu gehen. Es war unschwer zu erkennen, dass man auch ihm hart mitgespielt hatte und dass er mit Frauen ebenso wenig im Sinn hatte wie sie mit Männern. Plötzlich fühlte sie sich unbehaglich. Daher wandte sie sich schnell ihrem Wagen zu und meinte über die Schulter gewandt: „Wie sollten versuchen, unsere Autos wieder flott zu machen und uns darüber zu unterhalten, wer für diesen Schaden aufzukommen hat."
Bevor Raymond die Gelegenheit hatte, ihr zu antworten, riss Kendra ihre Wagentür auf und setzte sich hinter das Lenkrad. Ohne sich weiter um ihn zu kümmern, ließ sie den Motor an. Nach einigen Versuchen gelang es ihr, das Auto frei zu bekommen.
Sie parkte ein paar Meter weiter. Dann kramte sie in dem Handschuhfach auf der Suche nach Papier und Bleistift, um ihm Namen, Adresse und Telefonnummer aufzuschreiben.
Plötzlich wurde ihr klar, dass sie damit nur Zeit verschwendete. Kannte er erst einmal ihren Namen, wusste er auch, wo sie zu finden war. Die Waites besaßen ihr Land seit Generationen an der Bell Road, und Raymonds Familie hatte die Nachbarranch zum gleichen Zeitpunkt gekauft. Justine hatte ihr geschrieben, dass der alte Mr. Durant im letzten Jahr gestorben und Raymond aus Morenci zurückgekehrt war, um die Ranch zu übernehmen. Wenn er sich auch nicht an sie erinnerte — doch wer seine Nachbarn waren, dass wusste er bestimmt.
Dennoch schrieb Kendra ihren Namen auf. Vielleicht war das der beste Weg, ihre Identität preiszugeben. Entschlossen ging sie zu ihm zurück. Es gelang ihr, sich ein kleines Lächeln abzuringen. „Ich hoffe, die Versicherungsbedingungen in Arizona sind noch dieselben wie vor zehn Jahren. Ich bin nämlich lange in New York gewesen."
Raymond sah sie anerkennend an. „Sie haben sich in der Zwischenzeit offenbar nicht verändert."
„Gut", sagte Kendra geschäftsmäßig. „Wie sollen wir dann verbleiben? Ich persönlich halte nicht viel von Protokoll und Schadensregulierungen. Das würde einen ziemlichen Papierkrieg bedeuten, wenn meine Versicherungsgesellschaft für Ihren Schaden aufkommt und Ihre Gesellschaft meinen bezahlt. Gegen eine solche Abwicklung hätte ich höchstwahrscheinlich eine Menge einzuwenden. Nein, nicht höchstwahrscheinlich, sondern ganz bestimmt."
„Wirklich?" meinte er.
„Darauf können Sie Ihr Auto verwetten." Ihr Herz tat einen kleinen Sprung, weil er sie so unverhohlen und amüsiert anblickte. „Bürokratie würde die Sache doch nur erschweren", meinte sie leichthin.
„Sie vergessen, dass wir in Amerika leben, und ohne Bürokratie geht hier überhaupt nichts. Wo kämen wir denn dahin?"
Kendra hatte das dumpfe Gefühl, dass er sich über sie lustig machte. „Es würde viel weniger gestresste Menschen geben", konterte sie daher. „Wissen Sie was,
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