Tiffamy Duo Band 29
Hause?"
Es dauerte wieder eine Ewigkeit, bis er sich herabließ, ihr zu antworten. „Er ist nicht da."
„Oh." Die Enttäuschung war ihr anzumerken. Kendra fragte sich, ob sie noch einmal den Mut aufbringen würde, ihn anzurufen.
„Ist heute morgen weggefahren", erklärte Stony knapp.
„Bleibt er länger weg?"
„Kann sein. Er und Roy sind zu ihrem Blockhaus in Oak Creek gefahren."
„Ich wusste gar nicht, dass sie dort ein Haus haben." Ihre Neugierde wuchs, daher versuchte sie, ihm weitere Informationen über Raymond zu entlocken. Zehn Jahre und ein Ehemann, der ihr die Augen über Männer geöffnet hatte, waren offenbar nicht genug, um das Interesse an Raymond zu verlieren. Wütend über sich selbst trommelte Kendra mit den Fingern gegen die Fensterscheibe.
„Er hat es erst nach der Scheidung gekauft", erwiderte Stony. „Er verbringt dort jetzt viel Zeit mit seinem Sohn. Sie angeln dort, wenn der Junge nicht in die Schule muss." Als ob er Furcht habe, es sich wieder anders zu überlegen, fügte er hastig hinzu: „Er kommt Donnerstag wieder. Wenn Sie sicher sein wollen, ihn anzutreffen, dann kommen Sie am besten morgens vor neun Uhr. Werden Sie ihm das Land verkaufen?"
Die unverblümte Frage überraschte Kendra. Er hatte kein Recht dazu. Um ihn aber nicht vor den Kopf zu stoßen, sagte sie vorsichtig: „Ich ... ich weiß nicht."
„Sie haben ja jetzt viel Zeit, darüber nachzudenken, nicht wahr?" Stony hängte ein, bevor Kendra etwas darauf erwidern konnte. Doch er hatte ihr gezeigt, auf welcher Seite er stand, auch wenn er ihr vertraulich mitgeteilt hatte, wo Raymond sich aufhielt. Langsam legte sie den Hörer zurück auf die Gabel.
Gold. Sie begann zu verstehen, warum so viele Männer im Laufe der Zeit von diesem Fieber gepackt worden waren. Sogar Stony war davon befallen.
Aber Justine war bereit zu verkaufen, um die Ranch zu retten. Das war schon ein Anfang. Doch was war, wenn Raymond das Land kaufte und die Unfälle aufhörten? Die Gedanken ließen sie nicht los, einer kehrte immer bohrend wieder, dass nämlich Blister Beetles nur nördlich von Scottsdale vorkamen, zum Beispiel im „Verde Valley".
Und das war in in der Nähe von Oak Creek!
★
Die Zeit bis Donnerstag verstrich für Kendra quälend langsam. Nachts hatte sie kaum noch schlafen können, und auch tagsüber kreisten ihre Gedanken fast ausschließlich um Raymond Durant.
Justine konnte recht mit ihren Vermutungen haben. Raymond hatte sich verändert. Nur sie selbst schien das immer wieder zu vergessen. Der Raymond, den sie an der Tankstelle getroffen hatte, war kalt und rücksichtslos gewesen, ein Fremder, ein Unmensch.
Doch ein Unmensch kaufte kein Blockhaus, um mit seinem Kind dort die wenige Zeit zu verbringen, in der es nicht zur Schule gehen musste. Zudem hätte der Raymond Durant von früher keiner Fliege etwas zuleide getan — geschweige denn einem Pferd.
Gab es diesen Raymond wirklich nicht mehr?
Als sie mit zitternden Händen einen Stuhl unter dem Küchentisch hervorzog, verursachte er ein kreischendes Geräusch auf den Fliesen. Justine, die sich am Herd gerade eine Tasse Kaffee einschenkte, goss vor Schreck daneben. Kendra wischte die Pfütze wieder auf und bediente sich dann selbst. „Jessie?" begann sie, als sie sich endlich am Tisch gegenüber saßen. Justine sah sie erwartungsvoll an. Zum ersten mal bemerkte Kendra, wie blass und müde ihre Schwester aussah. Die Sorgen hatten tiefe Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen und ließen sie älter aussehen. Ob Colin seinen Teil wohl dazu beigetragen hatte? fragte Kendra sich insgeheim. Oder waren es wirklich nur die Sorgen um das Gestüt?
Es war das Leben auf der Ranch, das Justine dazu gezwungen hatte, Colin zu heiraten. Nur durch harte Arbeit war es Justine möglich gewesen, Kendra jeden Monat einen Scheck zu schicken, damit sie ihrem Traum vom großen Leben nachjagen und in einer der teuersten Städte Amerikas leben konnte. Sie hatte Karriere gemacht, während Justine jahrein, jahraus die Jährlinge trainierte. Jeder einzelne Dollar war mühsam verdient.
Kendra war über diese Erkenntnis entsetzt. Es war höchste Zeit, dass sie die Ärmel aufkrempelte und mithalf. Justine sollte nicht allein vor der schweren Aufgabe stehen, die Ranch zu retten. „Die Schecks", begann sie. „Die werden erst einmal gestoppt, bis wir wieder Boden unter den Füßen haben. Und ich bleibe so lange, bis das der Fall ist."
Justine schüttelte gequält den Kopf. „O nein, das kann ich
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