Tiffany Duo 134
Emorys Bruder und seine Schwägerin ums Leben kamen. „Erst als du in der Firma zu arbeiten anfingst, bemerkte ich eine Veränderung an ihm."
„Hat er dir von mir erzählt?"
„Nein. Bis letzte Woche wusste ich nicht, dass du seine Tochter bist. Aber ich weiß, dass sich durch dich für den alten Mann eine Menge verändert hat. Darum habe ich ihm seine Bitte erfüllt."
Es gab noch einen anderen Grund, den er jedoch nicht einmal sich selbst eingestehen wollte.
Renee schaute ihn eine ganze Weile schweigend an, dann flüsterte sie: „Gute Nacht, Hawk.“
Er dachte kurz daran, bei welchen Gelegenheiten sie ihm diese Worte ins Ohr geflüstert hatte, dann schob er den Gedanken entschlossen beiseite. Als sie an ihm vorbeiging, sehnte er sich danach, sie an sich zu ziehen und ihre weiche Haut zu berühren... Rigoros unterdrückte er den Impuls. Wenn er diese Ehe mit heiler Haut überstehen wollte, durfte er seinem Verlangen nicht nachgeben.
Renee starrte auf ihre geschlossene Schlafzimmertür und dachte daran, wie sie Hawk zum ersten Mal im Büro begegnet war. Auf ihre Fragen hin hatte Jackie ihr erzählt, dass Hawk für Emory wie ein Adoptivsohn sei. Sie hatte es jedoch auch nicht versäumt, Renee darauf hinzuweisen, dass Hawk in dem Ruf stand, ein Herzensbrecher zu sein.
Und als er sie dann zum Polizeiball eingeladen hatte, war sie so nervös gewesen wie ein Schulmädchen bei ihrem ersten Date.
Sie hatte sich auf den ersten Blick in den attraktiven, humorvollen Mann verliebt. Die Zeit zwischen dem St. Patrick's Day und dem vierten Juli war wie ein schöner Traum gewesen. Mittagessen in abgelegenen kleinen Restaurants, Spaziergänge im Park, der herrliche Ausflug nach Astroworld, wo er ihr den Plüschgorilla geschenkt hatte, der seitdem auf ihrem Bett saß.
Es war zu schön gewesen, um wahr zu sein. Da er über seine Vergangenheit nicht von sich aus gesprochen hatte, hatte sie ihn auch nicht gedrängt, irgendetwas zu erzählen. Was für Leichen konnte ein Polizist im Keller haben? Zumindest eine gescheiterte Ehe.
Aber jetzt war es ihre eigene Vergangenheit, die sie eingeholt und in die Situation gebracht hatte, in der sie jetzt waren.
Nun, sie würde sich nicht zwischen Hawk und sein Kind stellen, aber das Herz würde sie sich nicht noch einmal brechen lassen. Er hatte bereits einmal darauf herumgetrampelt, und sie war nicht bereit zuzulassen, dass es ein weiteres Mal passierte.
Renee saß am Tisch und schmierte sich Butter auf ihren Toast. Glücklicherweise blieb sie heute von ihrer morgendlichen Übelkeit verschont, ein Umstand, der möglicherweise etwas mit ihrem Mitternachtsimbiss zu tun hatte.
Sie hörte, wie nebenan die Dusche abgestellt wurde. Hawk war in ihrem Bad - nackt. Sie schloss die Augen und versuchte den Gedanken an ihn zu verdrängen. Vergebens.
Sie beschloss, sich wieder auf die Zeitung zu konzentrieren. Sie hatte den Artikel noch nicht zu Ende gelesen, als hinter ihr seine Stimme ertönte: „Guten Morgen."
Hawk stand auf der Schwelle und steckte sich das Hemd in die Hose. „Dort sind Rühreier", sagte sie und deutete mit dem Kopf zur Bratpfanne auf dem Herd.
Man brauchte ihm nicht zu sagen, wo die Sachen in der Küche aufbewahrt wurden. Er wusste Bescheid. Er suchte sich Teller und Besteck zusammen, tat sich Rührei auf und setzte sich zu ihr an den Tisch.
„Tut mir Leid, dass es keinen Kaffee ..."
Er unterbrach sie mit einer Handbewegung. „Kein Problem. Ich trinke im Büro eine Tasse."
„Hawk, wirklich, du brauchst mich nicht zu fahren."
Er legte seine Gabel hin und streifte den Verband an ihrer Schläfe mit einem kurzen Blick. „Ertrag mich noch ein bisschen, Renee. Nur eine kleine Weile. Bis wir herausgefunden haben, was hier vorgeht, sollten wir kein Risiko in Kauf nehmen. Es ist besser - für dich und das Baby."
Als Ash in Hawks Büro geschlendert kam, hatte Hawk gerade ein Empfehlungsschreiben beendet, in dem er darlegte, wie mit einem Fall zu verfahren sei, der wieder an die Abteilung zurückgegeben worden war. Er klappte den Aktenordner zu und massierte sich den Nasenrücken.
„Du siehst katastrophal aus, Hawk", bemerkte sein Expartner. Er ließ sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch fallen und schob Hawk eine Videokassette hin.
Hawk zog die Augenbrauen hoch. „Seit wann interessierst du dich für mein Aussehen?"
„Seit du mir erzählt hast, dass du heiratest. Ist alles in Ordnung mit dir?"
Hawk lehnte sich zurück und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
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