Tiffany Duo 134
Ich fühle mich immer niedergeschlagen, nachdem ich mich so richtig schön aufgeregt habe. Das verdirbt einem ein bisschen den Spaß daran.“
Er warf ihr erneut einen verstohlenen Blick zu. Der alte Jeep hatte zwar Sitzgurte, aber keine Schultergurte, wie sie in den Vereinigten Staaten Standard waren. Nora lehnte mit der Schulter an der Tür. Ihre Augen wirkten dunkel in dem schwachen Licht. Irgendetwas an ihrer Kopfhaltung und den leicht hängenden Schultern ließ sie traurig aussehen.
Er schaute wieder auf die Straße. „Es ist doch nur eine kleine Verzögerung versuchte er ihr gut zuzureden. „Es ist noch nicht aller Tage Abend. In kurzer Zeit wirst du deinen Tunnel schon noch frei geräumt bekommen.“
„Ich hoffe es. Obwohl dein Freund seinen Assistenten jetzt nicht zu uns rausschickt. Nicht solange es so ... so unsicher ist.“
„Aber es ist nur ein Aufschub, keine Katastrophe. Rashis Assistent hätte ohnehin erst in einer Woche kommen können. Bis dahin hat die Miliz ja vielleicht schon etwas gefunden oder festgestellt, dass niemand da ist, den man finden könnte.“
„Der Captain hat eine Terroristenorganisation namens El Hawy erwähnt.“
Seine Finger umspannten das Lenkrad fester. Er zwang sich lockerzulassen. „Ja, die Parolen haben ihn bewogen, die Sache ernst zu nehmen. Aber die El Hawy spielt in der Oberliga. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass sie an dir und deiner Crew interessiert ist. Wahrscheinlicher ist, dass es jemand war, der einen persönlichen Groll hegt.“
Sie erschauerte. „Dadurch fühle ich mich nicht besser.“
Das sollte sie aber. Doch natürlich wusste sie nicht, was möglicherweise auf sie zugekommen wäre, wenn Alex Farids Sohn nicht beauftragt hätte, den Brunnen in die Luft zu sprengen. „Falls es sich um einen Einzeltäter handelt, wird ihn die Miliz entweder finden oder in die Flucht schlagen. Und dann kommt Rashis Assistent, und du kannst weiter nach deiner Grabkammer suchen.“
„Und wenn es kein Einzeltäter ist?“
„Dann kommt er wahrscheinlich auch. Die Menschen in diesem Teil der Welt sind an Gewalt gewöhnt. Sie wissen, dass sie jeden Tag ausbrechen kann.“
„Vermutlich. Es ist wahrscheinlich ein bisschen so, wie in den Arbeitersiedlungen in Houston zu leben. Dort gibt es auch eine Menge Gewalt.“
„Das muss schwierig gewesen sein für dich.“
„Ja.“
Er wartete, wobei er hoffte, sie würde noch ein bisschen mehr von sich erzählen, aber sie schwieg.
Zum ersten Mal fiel ihm die Musik auf, die spielte - es war ein alter Song aus den Sechzigern von den Beach Boys. „Das klingt aber nicht wie eine von DeLaneys Kassetten.“
Sie kicherte. „Nein, sie gehört mir. Aber eigentlich ist es die Musik meiner Mutter. Ich bin mit den Beach Boys, Elvis und den Stones aufgewachsen ... ist schon irgendwie komisch. Meine Mutter ist schon seit ein paar Jahren tot, aber als ich erfuhr, dass ich hierher kommen würde, kaufte ich mir ein paar Kassetten mit den Hits aus jener Zeit. Sie sind so eine Art musikalischer Teddybär, nehme ich an. Mit ihnen fühle ich mich in einem fremden Land weniger einsam.“
„Da ist nichts falsch daran. Man könnte sagen, dass ich aus denselben Gründen Omar Khayyáms Gedichte lese. Als Trost sozusagen.“
„Ein Trost auf Arabisch.“ In ihrer Stimme schwang Belustigung mit.
„Bei mir funktioniert es.“ Er zögerte. „Aber du hast die Kassetten, hier im Jeep gelassen.“
„Ich hatte es einfach satt, jeden Abend mit DeLaneys Gedröhne zu konkurrieren. Außerdem hat die Wüste ihre eigene Nachtmusik, sie ist voller Stille und wundersamer Geräusche. Nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, fing ich an, sie zu mögen.“
Er hatte sie früher auch gemocht. Alex knirschte mit den Zähnen, als eine verwirrende Mischung aus Gefühlen in ihm aufstieg.
An den fröhlichen Song der Beach Boys schloss sich die Ballade an, in der die Sängerin fragte, ob der Mann, dem sie sich hingegeben hatte, sie morgen immer noch lieben würde. „Das kenne ich nicht. Wer singt das denn?“ fragte er.
„Du kennst die Shirelles nicht?“ Sie schüttelte den Kopf. „Und da würden manche Leute denken, dass ich diejenige bin, die eine unterprivilegierte Kindheit hatte. Ich schätze, du bist mit Bach aufgewachsen.“
Er lächelte. „Magst du Bach nicht?“
„Du weißt schon, was ich meine. Wir beide sind sehr ... verschieden.“
Dieser Gedanke schien sie traurig zu machen. Er hätte ihr gern widersprochen, aber das war schwierig,
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