Tiffany Duo 134
war idiotisch, diesen geringeren Verlust so schmerzlich zu empfinden, aber sie tat es. Gezackte Metallstücke waren durch die Luft geflogen und hatten die Segeltuchwände aufgeschlitzt.
Verdammt, verdammt, verdammt. Sie kam mit der Bürokratie auf beiden Seiten des Ozeans zurecht. Sie konnte siebzig gelangweilte Studenten unterrichten und eine akademische Teestunde überleben, ohne sich allzu viele Feinde zu machen. Vor allem aber war sie mit der unendlichen Sorgfalt vertraut, die man bei Ausgrabungsarbeiten walten lassen musste.
Doch Rohrbomben? Was wusste sie über Rohrbomben oder Leute, die Sachen in die Luft sprengten, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen?
Trotzdem hatte sie die Verantwortung. Sie würde sich überlegen müssen, was zu tun war - und zwar schnell. Die Crew war erschüttert. Ahmed sah blass aus unter seiner bronzebraunen Haut. Gamal fuchtelte mit den Händen aufgeregt in der Luft herum und überschüttete Lisa mit einem Redeschwall, die sich die Arme um die Taille geschlungen hatte und schwieg. DeLaney war Tim zum Brunnen gefolgt. Sie beugten sich nach unten und inspizierten das gesprengte Pumpengehäuse.
Alex hielt sich etwas abseits. Ohne zu überlegen ging Nora auf ihn zu.
Er schaute in ihre Richtung. Sein kantiges Gesicht war undurchdringlich - ein Umstand, der sie verwirrte. Falls er etwas empfand, verbarg er es jedenfalls sorgfältig.
„Du wirst das melden müssen“, sagte er, als sie ihn erreichte.
„Ich weiß. Ich muss Ibrahim ja sowieso anrufen.“ Sie seufzte. „Irgendetwas sagt mir, dass es keine lustige Unterhaltung werden wird.“
„Ich meinte, dass du es der Polizei melden musst.“
„Es geht ein bisschen weit, hier von einem Terroranschlag zu sprechen, meint ihr nicht auch?“ Das kam von Tim. Er wirkte bestürzt, aber er erholte sich schon wieder - und war bereit, Alex Kontra zu geben.
Nora war nicht in der Stimmung für seine Widerborstigkeiten. „Genug jetzt, Tim. Wie sollte man eine Bombe wohl sonst nennen?“
„Vor allem, wenn man sich die Nachricht anschaut, die sie hinterlassen haben“, sagte Alex und deutete mit dem Kopf zum Hauptzelt.
Überrascht blickte Nora in die angegebene Richtung. Auf die Zeltwand waren in blauer Farbe arabische Schriftzeichen gesprüht.
„Was heißt das denn?“ fragte DeLaney mit dünner Stimme.
„Alle Macht dem Volk.“
Tim zog ein finsteres Gesicht. „Das heißt gar nichts.“
„Oh, doch, es heißt etwas“, widersprach Alex. „Es heißt, dass es ein politisch motivierter Anschlag war.“
„Oder jemand will, dass wir es dafür halten.
„Hört sofort auf“, unterbrach Nora die beiden Streithähne scharf. „Egal, ob es ein terroristischer Anschlag war oder nicht, auf jeden Fall müssen wir so damit umgehen, als wäre es einer. Ich fahre nach Tor und erstatte Anzeige. Tim, du übernimmst hier die Verantwortung, während ich weg bin.“
Er nickte. „Dann kannst du auch gleich noch Wasser mitbringen. Wir werden es brauchen, da der Brunnen hin ist.“
Nicht mehr duschen, dachte sie und unterdrückte einen Seufzer. Es war alles in allem betrachtet ein geringer Verlust.
„Lisa und DeLaney, ich will, dass ihr eure Sachen packt, ich fürchte, ihr werdet für eine Weile nicht gebraucht. Gamal und Ahmed, ihr baut das Hauptzelt ab und stellt es im Steinbruch auf.“
„Was?“ fragte Lisa fassungslos.
„Nora, du kannst uns doch nicht einfach wegschicken wie Kinder, während die Männer hier bleiben!“ protestierte DeLaney.
„Euer Geschlecht hat damit nichts zu tun. Die Universitätsvorschriften lassen mir keine Wahl. Ich trage für euch die Verantwortung. Bis wir wissen, warum man ausgerechnet uns ausgesucht hat und wie gefährlich es ist, weiter hier zu arbeiten, bleibt ihr beide in Tor. Oder meinetwegen auch in Kairo.“
DeLaney wollte erneut Einspruch einlegen, aber Nora war nicht in der Stimmung zu argumentieren oder irgendwelche Wogen zu glätten. „Nicht jetzt. Packt eure Sachen zusammen. Sobald ihr fertig seid, fahren wir.“ DeLaney wandte sich murrend ab.
„Alex...“
„Ja?“
„Ich möchte, dass du mitkommst. Du kennst Land und Leute viel besser als ich, und du hast das richtige Geschlecht. An wen ich am Ende auch verwiesen werde, es wird mit Sicherheit ein Mann sein, der sich wohler fühlen wird, wenn er mit einem Geschlechtsgenossen verhandeln kann.“
Er nickte bedächtig. „Ich würde empfehlen, direkt mit dem Oberbefehlshaber der Miliz zu sprechen.“
„Dann brauche ich dich
Weitere Kostenlose Bücher