Tiffany Duo 134
gewesen, dass sie ihn körperlich gespürt hatte.
Sie dachte an ihre Mutter - eine starke Frau, in mehrfacher Hinsicht. Klug und vernünftig ... meistens jedenfalls. Nur was Männer anbelangte - oh, sie hatte sich so brennend gewünscht, jemanden zu lieben. Wieder und wieder hatte sie ihre Liebe an die falschen Männer vergeudet. Männer, die ihr nur wenig oder nichts zurückgeben konnten.
Gab es da nicht eine Ähnlichkeit zwischen ihr und ihrer Mutter? Wie konnte Nora einen Mann lieben, dem sie nicht vertraute?
Aber Alex war nicht so wie die Männer, die ihrer Mutter das Herz gebrochen hatten. Wann hatte er sich je egoistisch gezeigt? Er wollte sie. Er hätte sie haben können, und sie wussten es beide. Er hätte nicht lügen und ihr auch nicht mehr versprechen müssen, als er ihr geben konnte. Er hätte sie nur anschauen, mit ihr lachen ... sie berühren müssen.
Ich wollte, dass du ohne mein Zutun zu mir kommst. Aus freien Stücken, trotz allem.
Nora hatte die vergangenen sieben Tage damit verbracht, sich einzureden, dass er sie nicht wirklich wollte. Das war wahrscheinlich bei den meisten Männern ihrer Mutter der Fall gewesen. Doch auf Alex traf es nicht zu. Und tief in sich drin hatte sie das auch die ganze Zeit gewusst.
Er hatte sich zurückgehalten, weil er ein anständiger Mensch war. Weil er nicht mehr von ihr nehmen wollte, als er ihr - aus welchen Gründen auch immer - zurückgeben konnte.
Weil er eben nicht so war wie die Männer, die ihrer Mutter - und ihr - wehgetan hatten. Manchmal hatte sie sie gemocht und sich gewünscht, dass sie blieben. Doch sie waren nie geblieben. Nach einer Weile war es ihr gleichgültig geworden, und sie hatte nicht verstehen können, warum ihre Mutter immer noch weiter hoffte.
Keiner der Männer, die ihre Mutter mit nach Hause gebracht hatte, war schlecht gewesen, nicht wirklich. Weder gemein noch beleidigend oder ausfallend. Nur schwach, unbeständig, unzuverlässig. Und sie waren alle früher oder später wieder fortgegangen.
Genauso wie Alex bald fortgehen würde.
Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, und atmete tief durch. Das war das Einzige, was Alex mit den Männern gemeinsam hatte, die in ihrer Kindheit in ihr Leben getreten und wieder daraus verschwunden waren. Genau wie sie würde auch Alex nicht bleiben.
Seit so vielen Jahren - einer Ewigkeit, wie es schien - hatte Nora an einem Traum festgehalten. Dem Traum von dem einen, dem richtigen Mann. Der eine, der sie nie verlassen würde.
Nora starrte in die Dunkelheit und schaute der Wahrheit ins Gesicht. Sie würde nie mehr als die Hälfte ihres Traums bekommen. Weil sie den Mann gefunden hatte, den einen Mann, den Mann, den sie mit jeder Faser ihres Herzens liebte. Und sie würde ihn loslassen müssen.
Aber heute Nacht musste sie ihn noch nicht loslassen.
Noras Hände zitterten, als sie den Reißverschluss an ihrem Schlafsack aufzog. Ihre Beine fühlten sich zu wacklig an, um sie tragen zu können, aber sie taten es. Ohne ihre Lampe anzumachen, griff sie nach ihrer Kleidung.
Es würde nicht regnen heute Nacht. Während er aus seinem Zelt schlüpfte, dankte Alex Gott für dieses bisschen Glück. Auch wenn ansonsten nicht alles zu seinen Gunsten lief. Nora hatte beschlossen, Wachen aufzustellen. Ahmed hatte die erste Schicht.
Es war aus ihrer Sicht eine vernünftige Entscheidung. Aus seiner war es ein verdammtes Ärgernis. Er war sich fast sicher, dass er sich unbemerkt aus dem Camp schleichen konnte, aber fast reichte nicht. Nicht wenn, wie er heute erfahren hatte, eine gute Chance bestand, dass Ahmed es an die El Hawy weitergab.
Draußen war es heller als im Zelt, so dass er gut sehen konnte. Das was vom Vollmond noch übrig war, spielte mit ein paar verstreuten Wolkenfetzen Fangen. Kein besonders gutes Licht, aber es würde ausreichen. Er stand bewegungslos im Schatten vor seinem Zelt und hielt nach Achmed Ausschau.
Der saß - statt Streife zu gehen, wie es eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre - etwa zwanzig Meter entfernt an dem großen Tisch vor dem Hauptzelt. Und spielte allein Karten, um Himmels willen. Er hatte sogar eine Öllampe angezündet, aber wenigstens hatte er den Docht heruntergedreht.
Alex stutzte. Niemand, der von der El Hawy ausgebildet worden war, würde sich selbst zu einer derart perfekten Zielscheibe machen.
Aber vielleicht war Ahmed ja kein Soldat, sondern nur ein Sympathisant, oder er ließ sich für seine Dienste bezahlen. Keinesfalls jedoch durfte Alex
Weitere Kostenlose Bücher