Tiffany Duo 134
Lässigkeit nahm Marsh ein goldenes Armband vom Nachttisch. Ein kristallener Garfield-Anhänger pendelte von einem der Glieder herab.
„Ein Dieb hätte das wohl kaum liegen lassen. Es sieht teuer aus.“
„Es war ein Geschenk.“ Laurens Augen füllten sich mit Tränen. „Von meiner Schwester.“
„Sie sollten so teuren Schmuck nicht herumliegen lassen. Diese Brosche, die Sie da tragen - wenn das echte Diamanten sind, dann sollten Sie sie nachts an einem sicheren Ort aufbewahren.“
Sie hob ihre Hand zu der glitzernden Anstecknadel. Marsh kam näher, um sich das Schmuckstück genauer anzusehen.
„Was ist das, ein Einhorn?“
„Ja.“
„Glauben Sie an die Legende, Miss Smith?“
Sie neigte ihren Kopf zur Seite und erwiderte den intensiven forschenden Blick, mit dem er sie ansah. „Welche Legende meinen Sie denn?“
Laurens Haare umspielten ihre Schultern wie dunkelrote Flammen. Marsh löste seinen Blick von ihr. „Ich glaube, ich habe mal irgendwo gelesen, dass nur eine Jungfrau das Einhorn fangen und zähmen kann.“
Tatsächlich wusste Marsh genau, wo er diesen Unsinn gelesen hatte - in dem Schmuckkatalog, den der Juwelier der Polizei überlassen hatte.
Sie nickte kurz. „Das stimmt. Es soll den Sieg der wahren Liebe über den wilden Trieb des Tieres symbolisieren. Leider ist es eben nur ein Mythos“, sagte sie mit einem gequälten Lächeln.
Offensichtlich glaubte Miss Smith weder an die Macht noch an die Beständigkeit der Liebe. Das entsprach ganz ihrem Charakter. In den vergangenen achtzehn Monaten hatte sie unter anderem Affären mit einem tätowierten Motorradfahrer und dem Schlagzeuger einer Country-Band gehabt, bevor sie sich schließlich Jannisek geangelt hatte eine Beziehung, die die Lady durchaus das Leben kosten könnte.
Sorgfältig legte Marsh das Armband zurück auf den Nachttisch.
„Wenn der Einbrecher nicht hinter dem Schmuck her war ...“
„Und es auch kein Perverser war, der sich für Damenunterwäsche interessiert“, führte Lauren trocken fort.
„...dann würde ich sagen, dass unsere erste Vermutung richtig war. Er war hinter Ihnen her. Sie waren, was er wollte.“
Lauren biss sich auf die Unterlippe. Marsh war entschlossen, sich weder von ihrem kirschroten Mund noch von ihrer Nervosität beeindrucken zu lassen.
„Warum hat er dann draußen gewartet?“ fragte sie, als sie sich die Situation von vorhin noch einmal ins Gedächtnis rief. „Die Haustür war offen, als ich ankam. Er hätte hineingehen können.“
„Vielleicht hat er das ja getan. Es könnte doch sein, dass er die Wohnung durchsucht hat, feststellen musste, dass Sie nicht da waren, und das Haus wieder verlassen hatte, bevor Ihr Taxi ankam.“ Oder vielleicht wollte er dir auch nur etwas Angst einjagen, damit du genau so reagierst, wie du es getan hast. Marsh musste sich ein weiteres Mal daran erinnern, dass Rebecca Smith ein wichtiger Teil seines Plans war. Er ignorierte ihre offensichtliche Verunsicherung.
„Warum sollte irgendjemand hinter Ihnen her sein, Miss Smith? Oder darf ich Sie Becky nennen?“ Er lächelte. „Schließlich sind wir Nachbarn.“
„Tja...“
Marsh ging davon aus, dass sie einverstanden war. „Haben Sie irgendeinen Verdacht?“
„Einen Verdacht?“
„Wer es auf Sie abgesehen haben könnte? Und warum?“
Lauren ließ sich Zeit, blickte zur Seite, schaute überall hin, nur nicht zu ihm.
„Ich weiß es nicht“, brachte sie endlich hervor.
Marsh war enttäuscht. Für einen Moment hatte er gehofft, sie würde freiwillig mit ihm zusammenarbeiten, und er müsste Phase drei nicht einleiten.
Jetzt sah er keine andere Möglichkeit mehr. Er neigte seinen Kopf und sah sie nachdenklich an.
„Sie können es mir ruhig sagen. Durch meinen Job weiß ich, dass man in alle möglichen Schwierigkeiten geraten kann.“
Wieder biss sich Lauren auf die Unterlippe. Ihre braunen Augen schauten ihn forschend an.
„Ich kenne nicht einmal Ihren Namen.“
Diese unerwartete Bemerkung irritierte Marsh. „Was?“
„Ich weiß nicht, wie Sie heißen“, antwortete Lauren.
„Henderson. Marsh Henderson.“
„Trotzdem weiß ich nicht, wer Sie eigentlich sind.“
„Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Ich bin Polizist.“
„Können Sie sich irgendwie ausweisen?“
Marsh blinzelte kurz, dann lachte er spöttisch. „Ist es nicht ein wenig spät, um nach meiner Dienstmarke zu fragen?“
Sie hob den Kopf etwas höher. „Sie wissen doch, wie es so schön heißt, Mr.
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