Tiffany Duo 134
er hatte Becky Smith eine Falle gestellt. Und ja, er hatte ihr absichtlich Angst eingejagt. Doch schließlich war es nicht seine Schuld, dass die bezaubernde Miss Smith sich mit einem Spieler eingelassen hatte, der bei der Mafia bis zum Hals in Schulden steckte. Und auch sie selbst war durch ihre Beziehung zu diesem Mann tief in die schmutzigen Geschäfte verstrickt, die Ellen das Leben gekostet hatten. Marsh dachte gar nicht daran, sich von den angstvollen braunen Augen dieser Frau beirren zu lassen. Er war entschlossen, den Mörder seiner Schwägerin zu finden. Jetzt galt es nur noch, die Erinnerung an Beckys zitternden Körper in seinen Armen abzuschütteln, um sich auf die nächste Phase seines Plans zu konzentrieren.
Marsh warf noch einen letzten Blick auf das Chaos, das in Rebecca Smiths Wohnzimmer herrschte, bevor er ihr Haus durch die Hintertür verließ. Seine Miene verdüsterte sich, als er sah, dass sie im Schatten der angrenzenden Hecke zusammengekauert auf ihn wartete. Das war nicht Teil seines Plans.
„Hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen sich in meinem Haus einschließen?“
„Aber ich dachte ...“, begann sie, während sie sich langsam aufrichtete. „Ich habe mir Sorgen gemacht und dachte, dass Sie vielleicht Hilfe brauchen könnten.“
„Hilfe?“ Ungläubig betrachtete er den Mülleimerdeckel, den sie mit einer Hand umklammerte. „Was zum Teufel wollten Sie denn damit ausrichten?“
„Na ja, ich hatte vor, dem Einbrecher eins überzuziehen. Aber wahrscheinlich hätte ich mich dann doch nur getraut, ein bisschen Krach zu machen, um ihn in die Flucht zu schlagen“, gab sie kleinlaut zu und legte den Deckel an seinen Platz zurück. Es überraschte Marsh, dass sie vorgehabt hatte, ihm zu helfen. Nach allem, was er über Becky Smith wusste, hatte er eher angenommen, sie würde sich beim ersten Anzeichen von Ärger aus dem Staub machen. So wie sie es ja auch nach dem Polizeiverhör vor einigen Tagen getan hatte.
„Ist er ...?“ Sie warf einen schnellen Blick auf die Hintertür. „Ist er fort?“
„Ja, das ist er.“ Marsh steckte seinen Revolver zurück in das Halfter. „Aber so wie er die Scheibe zertrümmert hat, muss er es ziemlich eilig gehabt haben, ins Haus zu kommen. Haben Sie irgendeine Vermutung, was er dort gewollt haben könnte, Miss Smith?“
Lauren schüttelte den Kopf, ihr Blick war noch immer nervös auf das Haus ihrer Schwester gerichtet.
Es schien sie nicht zu überraschen, dass er ihren Nachnamen kannte. Für diesen Fall hätte Marsh übrigens eine Erklärung parat gehabt. Er hatte sogar vorgehabt, sie wegen ihres Leichtsinns zu tadeln, auf dem Briefkasten außer der Hausnummer auch noch ihren Vor- und Nachnamen eingravieren zu lassen.
„Vor ein paar Minuten ist, hier ein Wagen vorgefahren. War das Ihrer?“
Geistesabwesend strich sie sich mit einer Hand durchs Haar.
„Ja. Ich habe mir ein Taxi genommen. Vom Flughafen.“
Sein Puls beschleunigte sich. Der Polizist in ihm war versucht zu fragen, woher sie gekommen war. Sein Jagdinstinkt riet ihm jedoch, sie nicht zu sehr zu bedrängen.
Stattdessen sagte er wahrheitsgemäß: „Wer immer bei Ihnen einbrechen wollte, muss gesehen haben, wie Sie mit dem Taxi angekommen sind. Wahrscheinlich hat er auf Sie gewartet.“
Ihr Kopf fuhr hoch. „Gewartet? Auf mich?“
Marsh versuchte, sich durch ihren erschrockenen Blick nicht allzu sehr aus dem Konzept bringen zu lassen. „Ja, das wäre zumindest möglich.“
Ihr Gesicht war jetzt kreidebleich.
Eisern unterdrückte Marsh das Schuldgefühl, das in ihm aufstieg. Wer sich mit Typen einließ, die Spielchen mit der Mafia trieben, musste eben auch mit ein paar Unannehmlichkeiten rechnen. Er umfasste ihren Arm und führte sie langsam zur Hintertür zurück.
„Vielleicht irre ich mich auch. Möglicherweise war es ja nur irgendein Jugendlicher, der ein paar Sachen mitgehen lassen wollte. Am besten, Sie sehen nach, ob etwas fehlt.“
Lauren hätte ihm fast erzählt, dass sie schon nachgesehen hatte, und dass sie nicht wusste, ob etwas gestohlen worden war. Die Worte blieben ihr jedoch im Hals stecken, so schnürte ihr die Angst die Kehle zu.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Hatte jemand ihrer Schwester aufgelauert? Steckte hinter den zusammenhanglosen Nachrichten, die Becky auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, doch mehr als nur eine Männergeschichte?
Sie betrat das Haus, das sie kurz vorher noch in Panik verlassen hatte. Im Hausflur drehte sie sich
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