Tiffany Duo 134
Henderson...“
„Marsh.“
„Sie wissen, wie es heißt, Marsh. Besser spät als nie.“ Er lächelte halbherzig. „So heißt es, allerdings.“
Marsh griff in seine Hosentasche, zog eine schwarze Lederhülle heraus und klappte seinen Dienstausweis auf, in dem sein Foto und die goldene Dienstmarke zu sehen waren.
„U.S.“ Mühelos erkannte Lauren die großen Initialen in der Mitte der Marke, aber die kleinere Schrift außen herum konnte sie nicht entziffern. „U.S. was?“
„U.S. Drogenbehörde.“
„Ein Drogenfahnder?“ Lauren wurde blass.
Sein Beruf machte sie offenbar nervös. So geht es vielen Leuten, und so soll es auch sein, dachte Marsh finster und steckte seinen Ausweis wieder in die Hosentasche zurück.
„Jetzt fragen Sie sich bestimmt, warum ich ausgerechnet in das Haus nebenan gezogen bin.“
„Also?“
„Wir haben uns dort eingenistet, um eine Observierung durchzuführen.“ Er sah sie fest an. „Wir haben Ihr Haus die vergangenen drei Tage beobachtet, Becky, und darauf gewartet, dass Sie zurückkommen.“
Dieses „wir“ entsprach nicht ganz der Wahrheit, doch das brauchte sie nicht zu wissen.
„Warum?“ flüsterte sie.
„Wir müssen Sie in Schutzhaft nehmen.“
3. KAPITEL
„Schutzhaft?“
Lauren starrte Marsh fassungslos an. „Warum?“ brachte sie schließlich hervor.
„Weil Sie unsere einzige Verbindung zu David Jannisek sind.“ Beckys Liebhaber. Der erste Mann, für den sich ihre Schwester ernsthaft zu interessieren schien. Verwirrt schüttelte Lauren den Kopf und versuchte, sich aus all dem einen Reim zu machen.
„Warum sind Sie denn überhaupt auf der Suche nach Jannisek?“ Marshs Gesichtszüge verhärteten sich. „Das müssten Sie doch am besten wissen.“
„Nein, das weiß ich nicht.“
Er musterte sie kalt. Lauren fröstelte unter seinem Blick.
„Ihr Freund hat in letzter Zeit Pech im Spiel gehabt. Wir wissen aus sicherer Quelle, dass er seinem Buchmacher über fünfhundert Scheine schuldet.“
„Fünfhundert Dollar?“
„Wohl eher fünfhunderttausend.“
„Großer Gott!“
War Becky deshalb weggegangen? Weil sie Zeit brauchte, um über alles nachzudenken? Weil sie sich, genau wie einst Lauren, auf einen Versager eingelassen hatte? Wenn dem so war, konnte Lauren Beckys Schmerz nur zu gut nachempfinden. Sie wusste aus eigener Erfahrung, wie es in ihrer Schwester aussehen musste.
„Ihr Freund hat alles, was er besaß, zu Geld gemacht“, fuhr Henderson fort. „Haben Sie sich denn nie gefragt, was aus seinem Jaguar geworden ist?“
Oder ist es Ihnen einfach egal? Lauren konnte diese unausgesprochene Frage in Hendersons zynischem Blick lesen, mit dem er erneut die Brosche an ihrem Revers musterte.
„Dieses kleine Juwel hier, hat Ihren Freund übrigens vollends ruiniert. Der Verkäufer musste die Kosten dafür auf drei verschiedene Kreditkarten verteilen.“
Lauren war das Ganze so peinlich, dass sie nicht wusste, wo sie hinschauen sollte. Ihre Schwester war wirklich alles andere als habgierig. Aber sie ging nun einmal gedankenlos mit ihrem Geld um - und leider auch mit dem Geld anderer Leute. Vermutlich hatte Becky keine Ahnung, dass ihr Freund sich in solchen finanziellen Schwierigkeiten befand.
„Sind Sie deshalb hinter ihm her?“ fragte Lauren. „Wegen seiner Schulden?“
„Seine Schulden sind mir egal. Mich interessiert die Person, bei der er sie hat.“
Lauren registrierte, wie Hendersons Züge sich immer mehr anspannten. Sie hatte das Gefühl, dass David Jannisek in ernsthaften Schwierigkeiten steckte - und damit auch ihre Schwester.
„Also gut. Sagen Sie schon. Wem schuldet er das Geld?“
„Einem Mann, der vermutlich das organisierte Verbrechen im gesamten Südwesten kontrolliert.“
„Organisiertes Verbrechen?“ wiederholte Lauren entsetzt. „Sie meinen doch nicht ... die Mafia?“
„O doch. Genau die meine ich.“
Lauren war noch wie betäubt von dieser Antwort. Henderson kam mit langsamen Schritten auf sie zu. Instinktiv wich sie zurück. Vorhin hatte Marsh Hendersons männliche Ausstrahlung noch elektrisierend auf sie gewirkt. Jetzt, wo er näher kam, fand sie ihn ein wenig einschüchternd.
Sogar mehr als ein wenig. Obwohl...
Als er sie vorhin im Arm gehalten hatte, war er ihr alles andere als einschüchternd vorgekommen. Für einen kurzen Moment hatte sie sich sicher und geborgen bei ihm gefühlt.
„Dieser Mafiaboss ... das ist der, hinter dem ich eigentlich her bin“, erklärte Marsh. Der tiefe
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