Tiffany Duo 134
sie seitdem jegliche tiefere Bindung scheute. Und auch Lauren selbst war nach ihrer eigenen Scheidung nicht gerade versessen darauf, sich wieder dauerhaft an einen Mann zu binden. Mit bitterer Miene vernahm sie Marshs brüske Aufforderung.
„Packen Sie ein paar Sachen für die nächsten Tage zusammen.“
„Marsh, begreifen Sie doch endlich. Sie haben die Falsche.“
„Ach, wirklich? Und wo ist dann die Richtige?“
„Sie ... sie ist in Sicherheit.“
Marsh machte zwei große Schritte auf sie zu. Laurens Herz raste, als er plötzlich vor ihr stand und drohend auf sie herabschaute.
„Wo ist sie? Bei Jannisek?“
„Nein.“
„Woher wissen Sie das?“
Lauren entschied, ihm nichts von dem Handy zu sagen, das sie bei sich trug. „Ich weiß es eben.“
„Also haben Sie mir die ganze Zeit etwas vorgemacht?“ Marsh war auf einmal so wütend, dass Lauren fast nachgegeben und ihm erzählt hätte, dass Becky auf dem Weg zu Tante Jane war. Aber sie war nicht bereit, ihre Schwester einfach so zu verraten. Sie schwieg.
Eine Weile herrschte absolute Stille. Dann blickte Marsh Lauren mit einem kaltem Blick an und forderte sie auf: „Packen Sie zusammen, was Sie die nächsten Tage brauchen werden.“
„Aber“, versuchte sie zu protestieren.
„Ob Sie nun Becky Smith sind oder nicht, Sie sind hier nicht sicher. Wir müssen davon ausgehen, dass die Männer, die Jannisek auf den Fersen sind, auch nach seiner Freundin suchen werden. Und die könnten Sie ebenso gut mit ihr verwechseln, wie ich es angeblich tue.“
Lauren fiel es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Außerdem machte sie die Vorstellung, die nächsten Tage in der Gesellschaft von Marsh Henderson zu verbringen, ziemlich nervös.
„Ich hole den Wagen“, sagte er knapp. „Sie haben fünf Minuten.“
Marsh war im Begriff zu gehen, dann drehte er sich noch einmal um.
„Falls Sie vorhaben wegzulaufen, lassen Sie es bleiben. Ich hätte Sie eingeholt, bevor Sie auch nur um die erste Straßenecke gebogen wären.“
Lauren knirschte mit den Zähnen. „Ich sage das jetzt zum letzten Mal. Sie machen einen Fehler.“
„Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.“
Lauren kochte vor Wut, als sie hörte, wie Marsh sich entfernte.
Erst als sie sich etwas beruhigt hatte, wurde ihr bewusst, wie bedrohlich die Situation war. Ihr wurde regelrecht übel bei der Vorstellung, dass eine Bande von Verbrechern nach ihrer Schwester suchte.
Arme Becky! Es war kaum absehbar, wie lange sie in ihrem Versteck bleiben musste. Es sei denn...
Es sei denn, jemand würde von ihrer Spur ablenken.
Lauren schluckte. Marsh Henderson hatte sie für Becky gehalten. Sie wurde häufig mit ihrer Schwester verwechselt. Vielleicht ... vielleicht sollte sie sich wirklich für Becky ausgeben und auf Hendersons Plan eingehen, während seine Kollegen den Gangster ausfindig machten, der hinter Beckys Freund her war.
Lauren kaute an ihren Fingernägeln und suchte krampfhaft nach einer anderen Lösung. Aber es schien keine zu geben. Sie seufzte resigniert und holte das Handy aus ihrer Tasche. Aufgeregt wählte sie die Nummer ihres Assistenten.
„Josh, hier ist Lauren.“
„Bist du zu Hause?“
„Nein. Ich bin in Phoenix.“
„Das heißt, Becky ist mal wieder in Schwierigkeiten.“
„So ungefähr. Ich möchte, dass du ihr zweihundert Dollar anweist. Nach Gallup, New Mexico.“
„Was macht sie in New Mexico? Nein, lass mich raten. Sie lebt jetzt mit einem Trucker zusammen.“
Lauren ignorierte seine zynische Bemerkung. Während einer ihrer Besuche bei Lauren hatte Becky eine Affäre mit Josh gehabt, die sie nach einer Woche einfach so wieder beendet hatte. Josh war offensichtlich noch immer nicht ganz über die Sache hinweg.
„Schick ihr einfach das Geld, okay?“
„Schon gut, schon gut. Ist sonst noch was?“
„Ja. Sag meine Termine für die kommenden Tage ab.“
„Was?“ rief Josh ungläubig. „Morgen Nachmittag ist das Treffen mit dem Museumsdirektor! Du weißt doch, wie wichtig das ist. Und da wären auch noch die Probedrucke, die wir dem Breckinridge Kunstverlag für Freitag versprochen haben, falls du dich erinnerst!“
„Ich weiß.“
Lauren dachte angestrengt nach. „Ich habe schon einige Entwürfe für Breckinridge fertig gestellt. Du könntest noch etwas an den Farben arbeiten, okay? Ich versuche, so bald wie möglich wieder da zu sein.“
„So bald wie möglich?“ Josh klang entsetzt. „Was hat deine unmögliche Schwester denn diesmal
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