Tiffany Duo 134
Kugeln, die auf Jannisek abgefeuert wurden, waren echt. Schon vergessen?
Lauren schauderte unter der Wildlederjacke. „Und Sie glauben wirklich, Sie können ihn aus seinem Versteck locken, obwohl er weitere Kugeln zu befürchten hat?“
„Nicht ich.“ Seine eisblauen Augen verrieten keine Spur von Skrupel. „Sie werden Jannisek herauslocken. Wenn er wieder im Hotel anruft, um Becky zu sprechen, wird man ihm ausrichten, dass sie mit mir zusammen ist.“
Seine Wortwahl passte Lauren absolut nicht. Und noch weniger gefiel ihr die Aussicht, in dieser Geschichte den Lockvogel zu spielen.
„Und wenn er in den nächsten Tagen nicht anruft?“
„Ich sagte doch schon, es spielt überhaupt keine Rolle, wie lange es dauert. Ich habe alle Zeit der Welt, Beck...“
„Lauren“, unterbrach sie ihn scharf. „Mein Name ist Lauren.“
Er sah sie ein wenig verärgert an, so als wäre es ihre Schuld, dass er sie mit ihrer Schwester verwechselte. „Sagen Sie es.“
„Lauren.“
Es war zwar nur ein kleiner Triumph, aber sie genoss diesen Sieg über ihn. Für eine weitere Auseinandersetzung war sie allerdings zu müde.
„Wie auch immer, wir sind jetzt hier, und ich bin völlig erledigt. Lassen Sie uns morgen weiterreden. Wollen. Sie zuerst ins Bad?“
„Nein, nein, gehen Sie nur. Aber das Wasser wird noch nicht heiß sein. Vielleicht sollten Sie mit dem Duschen bis morgen früh warten.“
Lauren hielt sich nicht lange in dem winzigen eiskalten Badezimmer auf. Nach einer eiligen Katzenwäsche verschwand sie im Schlafraum und schloss die Tür hinter sich.
Wenigstens hatte Marsh daran gedacht, den kleinen Ofen für sie anzuheizen. Zähneklappernd ließ sie sich auf dem Rand des schmalen Bettes nieder und kauerte so nah wie möglich am Ofen. Von ihrem Platz an der gegenüberliegenden Wand lächelte ihr „Miss Januar“ unaufhörlich zu, aber Lauren ließ der Anblick von so viel nackter Haut nur noch mehr frösteln.
Na toll, dachte sie missmutig. Ganz toll. Anstatt es mir in meinem eigenen Schlafzimmer bequem zu machen und den Ausblick auf die Berge Denvers zu genießen, sitze ich jetzt in einem Bretterverschlag zusammen mit einem halb nackten Lustobjekt a us den achtziger Jahren.
Und mit einem Mann, den sie gerade mal ein paar Stunden kannte.
Sie brauchte sich gar nichts vorzumachen. Die Situation war ohnehin schon brisant genug, und Marshs Anwesenheit trug nicht unbedingt dazu - bei, dass sie sich wohler in ihrer Haut fühlte. Aus ihrer anfänglichen Dankbarkeit ihm gegenüber war schnell Misstrauen und schließlich sogar Wut geworden. Trotzdem, wenn sie an sein hinreißendes Lächeln und seine unbeschreiblich blauen Augen dachte ... Dieser Mann konnte ihr in jeder Hinsicht gefährlich werden.
„Niemals“, sagte sie laut zu der lächelnden „Miss Januar“. Henderson hatte heute Nacht sein wahres Gesicht gezeigt. Auch wenn er hundert Mal so tat, als gehöre er zu den Guten, so war er doch ebenso rücksichtslos wie der Mann, den er jagte.
Plötzlich hatte sie eine Idee. Lauren zog die Reisetasche zu sich heran und griff nach ihrem Handy. Sie würde Tante Jane anrufen. Vielleicht war Becky ja schon angekommen. Oh nein, auch das noch! Das Display zeigte ihr an, dass sie zurzeit keinen Empfang hatte. Resigniert ließ sie das Telefon sinken. Na toll. Jetzt bin ich also völlig von der Außenwelt abgeschnitten, dachte sie verzweifelt.
Sie verfluchte sich selbst dafür, damals nicht auf den Rat des Verkäufers gehört zu haben, der ihr ein Handy mit größerer Reichweite empfohlen hatte. Dummerweise hatte sie sich für das günstigere Mobiltelefon entschieden, das nur im Stadtbereich funktionierte. Das hatte sie nun davon. Wie zum Teufel sollte sie jetzt Becky erreichen?
Sie würde morgen darüber nachdenken. Jetzt wollte sie einfach nur schlafen.
Bibbernd vor Kälte zog Lauren sich aus, schlüpfte in ein viel zu dünnes T-Shirt ihrer Schwester und entdeckte im selben Moment, dass Becky das Shirt bis oberhalb des Bauchnabels abgeschnitten hatte ... Es entblößte mehr Haut, als es verbarg!
Der frische Slip, den sie aus ihrer Reisetasche zog, verhüllte sogar noch weniger, wenn das überhaupt möglich war. Während sie vergeblich versuchte, das unbequeme Teil in Form zu ziehen, verfluchte sie im Stillen Beckys Vorliebe für aufreizende Kleidung. Mit einem Seufzer zog sie eine weitere Decke vom Regal, löschte das Licht und schlüpfte ins Bett. Unwillkürlich schrie sie auf, als die klammen, eiskalten Laken
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