Tiffany Duo 134
nicht zum Vergnügen hierher gebracht.
Trotzdem ... Was hätte er nicht dafür gegeben, diese Ungewissheit endlich zu beenden. Vielleicht konnte Pepper ihm morgen schon sagen, wer die Frau im Zimmer nebenan nun wirklich war. In der Zwischenzeit war es wohl das Beste, den Gedanken an Miss Smiths aufregende Rückenansicht zu vergessen und ein bisschen zu schlafen.
Am nächsten Morgen erwachte Marsh mit einem steifen Nacken, einem knurrenden Magen und der unangenehmen Erkenntnis, dass es gar nicht so einfach war, die Frau nebenan aus seinen Gedanken zu verbannen. Zum ersten Mal, seit er die Jagd nach Jannisek begonnen hatte, verspürte er so etwas wie Mitgefühl für diesen Mann.
Allen Berichten zufolge war Jannisek Becky, die jetzt möglicherweise im Zimmer nebenan lag, mit Haut und Haaren verfallen. Sie hatte regelrecht Besitz von ihm ergriffen, und Marsh würde ganz bestimmt nicht zulassen, dass ihm dasselbe passierte.
Gestärkt durch diesen Entschluss, verließ er sein unbequemes Lager auf der Couch, nahm eine heiße Dusche und machte sich dann daran, das Frühstück zuzubereiten. Der Kaffee war schon fertig, und der Schinken brutzelte in einer großen gusseisernen Pfanne, als die Tür des Schlafraums aufgemacht wurde und eine verschlafen aussehende Frau im Türrahmen erschien.
„Guten Morgen“, rief Marsh flüchtig über seine Schulter, denn er war gerade damit beschäftigt, den Schinken aus der Pfanne zu holen und auf einen großen Teller zu legen.
„Was soll so gut daran sein?“ grummelte sie und schlurfte in Richtung Badezimmer.
„Oh, Sie sind ein Morgenmuffel?“
„Vor dem ersten Schluck Kaffee bin ich überhaupt kein richtiger Mensch.“
„Der Kaffee ist fertig, wenn Sie sich eine Tasse nehmen möchten.“
Lauren brummte irgendetwas, änderte ihren Kurs in Richtung Küche und füllte eine der Tassen bis zum Rand mit schwarzem, dampfendem Kaffee. Dann verschwand sie samt Becher im Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Marsh grinste unwillkürlich. Er konnte es kaum erwarten, dass dieser verschlafene Morgenmuffel in Jeans, Turnschuhen und einem übergroßen Sweatshirt wieder aus dem Bad auftauchen würde.
6. KAPITEL
Lauren rieb den beschlagenen Badezimmerspiegel frei. Sie war nicht gerade beeindruckt von. ihrem eigenen Spiegelbild. Das nasse Haar klebte an ihrem Hals, und ihr Gesicht war gerötet von der heißen Dusche. Eine wandelnde Katastrophe, dachte sie übellaunig.
Was um alles in der Welt machte sie eigentlich in dieser Hütte mitten in der Wildnis von Arizona? Und wie sollte sie bloß die unzähligen Stunden allein mit Marsh Henderson aushalten?
Der Mann beunruhigte sie.
Mehr noch. Er machte sie wütend und immer noch ein wenig ängstlich. Jetzt, bei Tageslicht besehen, wirkte sein Plan, Becky als Köder zu benutzen, noch skrupelloser als letzte Nacht. Und dann seine Waffe! Lauren war noch immer ganz durcheinander, wenn sie daran dachte, wie Marsh mit gezogener Pistole in ihr Zimmer gestürmt war.
Während sie ihre Zähne putzte, musste sie daran denken, wie Becky wohl auf den Anblick von Marsh reagiert hätte. Sicher wäre sie gestorben vor Schreck - oder sie hätte sich auf der Stelle in ihn verliebt.
Nachdenklich fixierte sie ihr Spiegelbild. Zugegeben, es hatte da einen Moment letzte Nacht gegeben, da wäre selbst sie ihm beinahe verfallen. Natürlich würde das niemals wirklich passieren, es war nur ein kurzer verrückter Impuls gewesen, lediglich eine ganz natürliche Reaktion auf die Überdosis Männlichkeit, die dieser Special Agent ausstrahlte. Er war in ihr Zimmer gestürmt, um. sie zu retten, und er hatte, schließlich nicht wissen können, dass die einzige Bedrohung ein paar eiskalte Laken waren.
Energisch verdrängte Lauren diese Überlegungen. Wie konnten ihre Gedanken bloß in eine solche Richtung driften? Sie wusste doch, wer er war und warum er sie hierher gebracht hatte. Für ihn war sie ein Mittel zum Zweck, nichts weiter.
Missmutig versuchte sie, einen Kamm durch ihre nassen Haare zu ziehen. Lauren hatte nicht das sanft gewellte Haar, ihrer Schwester, sondern wilde Locken, die ohne Föhn und Bürste kaum zu bändigen waren. Ich werde aussehen wie unter Strom gesetzt, dachte sie.
Resigniert legte sie schließlich den Kamm zur Seite und nahm einen großen Schluck von dem tiefschwarzen ölig aussehenden Kaffee. Langsam fühlte sie sich etwas wacher, und nachdem sie noch etwas Make-up aufgelegt hatte, war sie bereit, Marsh Henderson wieder unter die
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