Tiffany Duo 134
sein eigentliches Ziel, nämlich ihr Vertrauen zu gewinnen, nicht aus den Augen zu verlieren.
„Wie lange meine Schwester mit ihm zusammen ist, meinen Sie wohl“, verbesserte ihn Lauren, während sie in die Jacke schlüpfte. „ Sie sind doch derjenige, der ihr hinterherspioniert hat. Sagen Sie es mir.“
„Den Berichten zufolge sind Jannisek und Becky Smith seit gut vier Monaten ein Paar“, erklärte er ruhig. „Diesen Quellen habe ich übrigens auch entnommen, dass es ihn um einiges mehr erwischt hat als sie.“
„Wenn Sie das sagen...“
„Kann schon sein, dass Sie im Moment keinen Grund für eine Zusammenarbeit mit mir sehen“, bemerkte Marsh beschwichtigend. „Aber es ist in Ihrem eigenen Interesse, mir alles zu sagen, was Sie über Jannisek wissen. Egal, ob Sie es aus erster Hand wissen oder von Ihrer Schwester“, fügte er hinzu. Er wollte ihr zeigen, dass er ihre Behauptung, Beckys Schwester zu sein, durchaus in Erwägung zog.
„Warum sollte ich? Sie haben doch alles, was Sie wollten. Einen Köder für Ihre Falle. Was brauchen Sie mehr?“
„Ein guter Jäger sollte seine Beute genau kennen. Ich möchte jedes Detail wissen, das Ihnen zu Jannisek einfällt. Dinge, die nur eine Geliebte weiß. Seine Vorlieben, Träume, Zukunftspläne oder kleine geheime Wünsche, die er vielleicht im Bett verraten hat.“
„Selbst wenn ich Becky wäre , glauben Sie im Ernst, ich würde Ihnen solche intimen Dinge erzählen?“
„Das würden Sie, wenn Sie seine Haut retten wollten“, konterte Marsh. „Der Mafiaboss, bei dem Jannisek in der Kreide steht, hat schließlich schon einmal versucht, ihn abzuknallen. Oder haben Sie das vergessen?
Das hatte gesessen. Ihre starre Körperhaltung lockerte sich etwas, und sie sank ein wenig tiefer in ihren Sitz. Mit verschränkten Armen hockte sie da und blickte nachdenklich aus dem Fenster.
Marsh schätzte, dass sie noch eine gute Stunde Fahrt vor sich hatten, bevor sie die Ranch erreichten, die sein Zuhause war. Nur dieses Mal würde Ellen nicht da sein, um ihn willkommen zu heißen. Nie mehr würde er sie neben seinem Bruder Jake stehen sehen, nie mehr würden ihre Augen vor Wiedersehensfreude strahlen.
Marsh fühlte einen Stich in der Magengegend.
„Was ist, wenn ich mich an nichts erinnern kann?“
Die kleinlaute Frage brachte ihn zurück in die Gegenwart. Würde sie nun endlich mit der Wahrheit herausrücken? Würde sie zugeben, dass ihm doch die richtige Schwester ins Netz gegangen war?
Weit gefehlt!
„Meine Schwester und ich, wir haben uns über Dave Jannisek unterhalten“, gab sie zu. „Nur...“ Sie fuhr sich nervös mit ihrer Hand durchs Haar. „Wissen Sie, Becky ist andauernd in irgendjemanden verliebt, deshalb habe ich einfach nicht so genau auf Einzelheiten geachtet.“
Nun ja, Marsh war bereit, sich notfalls auch mit Krümeln zu begnügen.
„Ich werde Ihnen dabei helfen“, versprach er. „Früher oder später fallen Ihnen die Details schon wieder ein.“
„Früher oder später?“ Sie ließ die Worte auf ihrer Zunge zergehen, während sie ihren Kopf langsam zu ihm drehte. Ihre braunen Augen waren in der Dunkelheit nicht zu erkennen. „Was meinen Sie mit früher oder später ?“
„Mir ist egal, wie lange das hier dauert.“
5. KAPITEL
„Wir sind da.“
Hendersons tiefe Stimme riss Lauren aus einem leichten Dämmerschlaf, in den sie nach langem Schweigen schließlich gefallen war. Immerhin hatte sie an diesem Tag bereits zwei Flüge und jede Menge Aufregungen hinter sich.
Sie blinzelte verschlafen und warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Überrascht stellte sie fest, dass es weit nach Mitternacht war. Mit einem Ruck setzte sie sich auf und versuchte, in der Dunkelheit so etwas wie eine Behausung auszumachen. Der Wagen war von dichtem Kiefernwald umgeben, und wenn es hier irgendwo ein Blockhaus gab, so war es hinter den Bäumen verborgen.
„Wo genau sind wir denn?“
„Die Straße hört hier auf. Wir müssen zu Fuß weiter.“
Marsh öffnete die Fahrertür und ließ einen Schwall Luft herein, die so kalt war, dass es Lauren sekundenlang den Atem verschlug. Sie kletterte aus dem Wagen und vergrub ihre Nase tiefer im Kragen der geborgten Jacke, die angenehm nach Leder, Flanell und herbem After Shave roch. Die kalte Nachtluft war erfüllt von dem durchdringenden Duft von Harz.
„Bis zur Hütte sind es ungefähr fünfzig Meter“, erklärte Marsh, der damit beschäftigt war, die beiden Reisetaschen aus dem Wagen zu
Weitere Kostenlose Bücher