Tiffany Duo 40
ihr Heim vielleicht verlieren würde. Ein Mann hatte die Pflicht, für seine Frau zu sorgen. Diese Einstellung mochte
altmodisch und chauvinistisch sein, aber so dachte er nun einmal, und der Gedanke,
er würde seine Aufgabe womöglich nicht mehr lange erfüllen können, verletzte
seinen Stolz zutiefst.
Sie wuschen sich die Hände über dem Spülbecken, dann legte Ray seufzend Madelyn
die Arme um die Taille. »Ich muss mit dir reden.«
Argwöhnisch schaute sie zu ihm auf. »Ich verabscheue Gespräche, die mit diesem
Satz beginnen.«
»Was ich zu sagen habe, wird dir tatsächlich nicht gefallen. Es geht um ein sehr
ernstes Problem.«
Forschend musterte sie sein Gesicht und versuchte in seiner Miene zu lesen. »Was
ist los?«
»Nach dem Verlust der halben Herde kann ich die Kreditraten nicht zahlen.«
»Und wenn du die Bank um Stundung bittest?«
»Dazu ließe man sich nur überreden, wenn ich die ganze Herde als Sicherheit
anbieten könnte.«
»Robert sagte, du seist sehr geschäftstüchtig. Was müssten wir tun, und wozu
wären wir in der Lage?«
Er erklärte ihr die drei Möglichkeiten, und sie hörte aufmerksam zu. Dann fragte sie.
»Warum glaubst du, Robert wäre nicht mehr bereit, in die Ranch zu investieren?«
»Weil sie in absehbarer Zeit keinen Gewinn abwerfen wird.«
»Aber du bist immer noch da, und er wollte auf dich setzen, nicht auf eine
bestimmte Anzahl von Kühen.« Nach einer kleinen Pause fuhr Madelyn fort: »Es gibt
noch eine Möglichkeit, die du nicht erwähnt hast.«
»Welche?«
»Wie ich dir bereits erzählt habe, besitze ich ein bisschen Geld.«
Sofort unterbrach er sie, und seine Arme sanken von ihrer Taille herab. »Nein. Du
weißt, wie ich darüber denke.«
»Warum willst du es nicht?«
»Das haben wir schon erörtert. Meine Ansichten über dieses Thema sind
unverändert.«
»Du würdest also lieber die Ranch aufgeben, als mir zu erlauben, Geld
hineinzustecken?«
Rays Blick wurde hart und kalt. »Genauso ist es.« In vielen Dingen war es ihr
gelungen, ihn von ihrer Meinung zu überzeugen. Aber in dieser Angelegenheit
beharrte er auf seinem Standpunkt. Bei einer geschäftlichen Partnerschaft wurden
die Rechte beider Parteien vertraglich geregelt. Damit ließ sich eine Ehe nicht
vergleichen. Im Falle einer Scheidung war man den Launen eines Richters
ausgeliefert, der möglicherweise nicht viel von Fairneß hielt. Das hatten ihn die
bitteren Erfahrungen mit Alana gelehrt.
Madelyn wandte sich ab, ehe ihr Gesicht sie verraten konnte. Er durfte nicht
merken, wie schmerzlich er sie verletzt hatte. Mit beherrschter Stimme erwiderte
sie: »Nun, es ist deine Ranch. Die Entscheidung liegt bei dir.«
Während Madelyn das Abendessen vorbereitete, dachte sie
gründlich nach. Und dann stand ihr Entschluss fest.
Falls Ray glaubte, sie würde tatenlos zusehen, wie er die Ranch verlor, wollte sie ihn eines Besseren belehren. Sie wusste nicht, wie hoch er verschuldet war, und wie sie
wahrheitsgemäß erklärt hatte, besaß sie kein Vermögen - aber ganz sicher genug
Geld, um Zeit zu gewinnen, bis die Ranch wieder auf einer sicheren Grundlage stand.
Von Liebe hatte Ray nie gesprochen. Aber Madelyn vermutete, dass er sie zumindest
mochte. Jedenfalls begehrte er sie. Doch ein Mann konnte auch dann Leidenschaft
für eine Frau empfinden, wenn ihm nichts an ihrer Person lag. So oder so - da er es
nach neun Ehemonaten immer noch für möglich hielt, dass sie ihn so hintergehen
würde wie Alana, machte er sich offenbar nicht allzu viel aus ihr. Sie war glücklich gewesen. Und nun drohte ihr Traum von der schönen Zukunft zu zerrinnen.
Der Zeitpunkt erschien ihr ungeeignet, um Ray über ihre Schwangerschaft zu
informieren. Oder irrte sie sich? Wenn er von dem Baby erfuhr, würde er vielleicht
zur Vernunft kommen und einsehen, dass sie ihm nicht weglaufen würde, dass sie
alle Möglichkeiten ausschöpfen mussten, um die Ranch zu retten.
Aber sie schwieg. Seine Stimmungen wechselten zwischen Einsilbigkeit und bissigem
Sarkasmus - wie immer, wenn er wütend war. Und es widerstrebte ihr, seinen Zorn
noch anzustacheln. Obwohl sie sich erst im zweiten Monat befand, begann sie die
Auswirkungen der Schwangerschaft zu spüren, die sich in häufiger Müdigkeit und
Magenbeschwerden zeigten. Deshalb fühlte sie sich einer Auseinandersetzung mit
ihrem Mann nicht gewachsen.
Als Ray am nächsten Morgen das Haus verließ, war er immer noch schlecht gelaunt.
Er nahm ein
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