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Tiffany Duo 48

Tiffany Duo 48

Titel: Tiffany Duo 48 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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sie keine Familie?"
    "Warum fragst du?"
    "Weil nirgendwo Fotos oder Bilder herumstehen. War sie je verheiratet?"
    Es gab eigentlich keinen Grund, nicht darauf zu antworten, die Frage war
    unverfänglich genug und die Antwort allgemein bekannt. "Doch, sie war verheiratet.
    Ihr Mann ist vor zehn Jahren gestorben. Sie waren beide Einzelkinder und haben
    selbst nie Kinder gehabt. Das einzige Wesen, das Leona noch hat, ist Gladys."
    "Gladys?"
    "Die Katze", erklärte Sybil. "Und die scheint nicht gerade von dir angetan zu sein."
    Das war sogar noch untertrieben. Gladys war nie eine besonders freundliche Katze
    gewesen, aber das tiefe Grollen, das jetzt ganz tief aus ihrer Kehle kam, klang
    ausgesprochen bösartig. Das ziemlich gut genährte rötlichfarbene Tier war eben aus
    der Küche gekommen, doch als es Nick erblickt hatte, hatte es sofort zu fauchen
    angefangen.
    "Normalerweise mögen Katzen mich", behauptete Nick.
    "Vielleicht ist Gladys etwas feinfühliger als andere Katzen."
    "Ach, ja?"
    "Auf jeden Fall ist sie gemeiner als die meisten anderen Katzen. Wenn man sie
    streichelt, bringt sie es fertig, sich plötzlich umzudrehen und einen zu beißen", gab Sybil seufzend zu. "Ich weiß auch nicht, wie Leona mit ihr klarkommt."
    "Vielleicht sind sie verwandte Seelen."
    "Nick!"
    "Verzeihung. Aber jetzt solltest du sie lieber füttern, ehe sie mich anfällt."
    "Ich traue dir nicht."
    "Ist das etwas Neues? Ich werde mit dieser verdammten Katze nicht in die Küche
    gehen, nicht einmal dir zuliebe,
    Saralee. Also füttere das kleine Ungeheuer, und wir verschwinden wieder."
    "Versprichst du, hier nichts anzurühren?"
    "Was ist hier schon groß anzurühren?" konterte er ausweichend.
    Nachdem sie Gladys gefüttert hatte, ging Sybil lautlos in das Zimmer zurück. Nick
    stand vor Leonas jetzt offenem Schreibtisch und besah sich dessen Inhalt.
    "Hast du denn gar keine Skrupel?" fragte sie.
    "Nicht die Spur", versicherte er prompt. "Komm, und sieh dir das an."
    "Ich will nicht. Vielleicht hast du keine Gewissensbisse, im Privatleben anderer herumzuschnüffeln, aber ich schon." Trotzdem trat sie zögernd auf den Tisch zu.
    "Ich muß mich auch dazu zwingen", behauptete Nick.
    Ihre Neugier gewann schließlich die Oberhand. "Was hast du denn gefunden?"
    "Das ist ja das Merkwürdige, gar nichts."
    "Nun, ich finde das gut!"
    "Nein, es ist schlecht. Jeder normale Mensch hätte in seinem Schreibtisch Briefe, Rechnungen, Papiere, irgend etwas. Aber dieser Schreibtisch ist vollkommen leer!"
    "Vielleicht wußte sie ja, daß du kommst!" fuhr Sybil ihn an.
    Er zuckte die Schultern. "Oder sie vertraut dir nicht."
    "Das ist eine Gemeinheit!"
    "Warum spähst du dann selbst so angestrengt hier in diesen Schreibtisch?"
    Sybil wich hastig zurück. "Du hast mich dazu gebracht."
    "Ob das vor Gericht anerkannt würde?"
    "Nick, hör auf..." Sie war wütend, ein wenig schuldbewußt und empfand allmählich stärker werdenden Argwohn.
    "Wer ist James Longerman?"
    "Wer?"
    "Das einzige, was ich gefunden habe, ist ein Stück Papier, das ihrem Adlerblick
    entgangen sein muß. Es hatte sich hinten in der Schublade verklemmt. Darauf steht:
    'James Longerman, 32650'. Sagt dir das etwas?"
    "Nicht das geringste. Mach die verdammte Schublade zu und laß uns gehen. Ich
    fühle mich ziemlich mies."
    "Ist irgend etwas in der Küche?"
    "Nick!"
    "Komm, jetzt sind wir schon einmal so weit gegangen, da können wir den Weg auch
    zu Ende gehen", erklärte Nick vernünftig. "Vielleicht irren wir uns ja tatsächlich.
    Würdest du denn nicht gern Gewißheit haben, daß dein Verdacht unbegründet ist?"
    "Mein Verdacht?" Ihre Stimme klang hell vor Zorn. "Du bist hier derjenige, der einen Verdacht hat, nicht ich!"
    "Würdest du mir dann nicht gern nachweisen, daß ich mich getäuscht habe?"
    "Ich glaube, dich kann im Moment nichts und niemand mehr überzeugen", gab sie wütend zurück. "Und, nein, in der Küche ist nichts."
    "Gar nichts?"
    "Nur Lebensmittel, und selbst davon nicht viel. Leona lebt sehr asketisch", sagte Sybil.
    "Leona lebt vor allem sehr geheimnisvoll."
    "Wir gehen", verkündete Sybil.

6. KAPITEL
    Sybil starrte mißmutig auf ihr verheddertes Strickzeug. Seit Oktober arbeitete sie
    nun schon daran, und auch wenn das Teil allmählich größer wurde, besser sah es
    jedoch nicht aus.
    Nick bekommt kein Weihnachtsgeschenk von mir, sagte sie sich streng. Wenn es nur
    eine Möglichkeit gegeben hätte, ihre Pläne ein wenig zu ändern, dann wäre sie froh
    gewesen, wenn

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