Tiffany Duo 48
Boden?" fragte er, nachdem er die Tür geöffnet hatte.
"Schieben Sie sie beiseite. Dans Farm liegt nur drei Meilen von hier, für das kurze Stück werden sie Sie schon nicht stören."
"Wollen Sie den Wagen nicht wenigstens warmlaufen lassen?"
"Das verschwendet unnötig Treibstoff. Wir bemühen uns hier, sehr energie- und
umweltbewußt zu leben." Er schien vor Kälte zu zittern, und einen Augenblick lang empfand Sybil so etwas wie Mitleid mit ihm. Aber sie unterdrückte diese
Anwandlung. Nicholas Fitzsimmons machte sich über all das lustig, was ihr im Leben
wichtig und lieb war. Der Teufel sollte sie holen, wenn sie ihn in ihrer Welt
freundlich willkommen hieß, nur weil er der bestaussehende Mann war, den sie je
kennengelernt hatte.
Außerdem spielte das alles ohnhin keine Rolle. In dem Moment, wo er Dulcy zum
erstenmal sehen würde, war er ja doch verloren, und sie, Sybil Richardson, würde
sich mal wieder mit der Rolle des geschlechtslosen, unauffälligen Geschöpfs
zufriedengeben müssen. Das war ihr nun schon so oft passiert, daß es sie nicht
einmal mehr störte, so auch dieses Mal nicht. Dulcy würde schon wissen, wie sie mit
diesem Mann umzugehen hatte. Sie selbst war sich da gar nicht so sicher.
Sybil setzte sich ans Steuer, drehte den Zündschlüssel und lauschte auf das übliche,
widerwillige Stottern des Motors. Nicholas saß neben ihr, er hatte die Arme um sich
geschlungen und hielt die Zähne fest aufeinander gepreßt. Sie versuchte erneut, den
Motor anzulassen, wieder stotterte er und starb ab.
"Er springt immer erst beim drittenmal an", erklärte sie und startete zuversichtlich.
Vergeblich.
"Warum benutzen Sie kein Pendel, um herauszufinden, was nicht stimmt?" spottete Nicholas.
"Gute Idee." Sybil zog einen Handschuh aus und strich leicht über das
Armaturenbrett."
"Was, um alles in der Welt, tun Sie da?"
"Das ist so etwas Ähnliches wie pendeln, wissen Sie. Ich streiche über eine glatte Oberfläche, und wenn ich plötzlich meine, einen Widerstand zu spüren, weiß ich,
daß da irgendwo ein Störfeld ist."
"Oder, daß Sie mit den Fingern festgefroren sind", meinte er bissig. Sybil überhörte diese Bemerkung einfach. "Nein, mit dem Wagen ist alles in Ordnung", stellte sie fest. Sie zog den Handschuh wieder an und betätigte die Zündung erneut. Diesmal
sprang der Motor tatsächlich an. Eine Weile hörten sie
beide fasziniert dem gleichmäßigen Brummen zu. "Nun, was habe ich Ihnen gesagt?"
triumphierte Sybil. "Wo ist der Schalter für die Heizung?"
"Es wäre sinnlos, sie jetzt schon anzumachen, sie würde Ihnen nur eiskalte Luft
entgegenblasen."
"Die Luft ist bereits eiskalt!" schimpfte Nicholas. "Stellen Sie das verdammte Ding an!"
"Wie Sie wollen." Sie schaltete das Heizungsgebläse auf die höchste Stufe legte den Rückwärtsgang ein und stieß zurück auf die vereiste Straße. Schweigend fuhren sie
los. Nicholas fror nun so sehr, daß seine Zähne aufeinanderschlugen. Sybils Mitleid
überwog schließlich. "Ich habe eine Decke hinten im Auto", bot sie ihm an.
"Nein, danke. Ich friere ausgesprochen gern", erwiderte er zynisch. "Sie sagen, ich würde bei Dan übernachten?"
"Nur heute. Er und Margaret fliegen morgen nach Europa. Das ist schade, denn als Präsident der Wasserhexen ..."
"Ach ja? Ist er das?"
"Ja. Dan ist ein anerkannter Rutengänger, ganz Ihr Fall. Die restlichen Mitstreiter müssen Sie sich dann selber suchen."
"Und was ist mit dieser Gruppe, zu der wir fahren? Gehört sie ebenfalls zu den
Wasserhexen?"
"Teils. Zwar sind alle Mitglieder der Gruppe im Verein der Wasserhexen und glauben fest an das Rutengehen und Pendeln. Die Hälfte davon jedoch glaubt nicht an die
anderen Dinge, mit denen wir uns sonst noch beschäftigen, wie Erdströmungen,
Kabbalistik, Rückführungen, spiritistische Sitzungen und Naturreligionen."
"Naturreligion im Sinn von Hexerei?"
Sybil versuchte, sich von seiner Mißbilligung nicht treffen zu lassen. "Wir sind sogenannte weiße Hexen", verbesserte sie sanft. "Und es geht um die Religion der ursprünglichen Bewohner Amerikas."
"Sie sind eine Horde gefährliche Dummköpfe", stellte er gelassen fest.
Sybil sah buchstäblich rot vor Zorn. "Und Sie sind ein engstirniger Sturkopf!"
Sie ahnte sein nachdenkliches Schmunzeln mehr, als sie es sehen konnte. "Wir
können einigermaßen miteinander auskommen, solange wir uns das nur ganz klar
vor Augen halten."
"Glasklar!"
"Wissen Sie eigentlich, daß Sie mich genauso
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