Tiffany Duo Band 0124
war vorbei. Nick wartete darauf, dass Erleichterung ihn erfüllen würde, doch stattdessen überkam ihn plötzlich maßlose Wut. “Was, zum Teufel, hast du dir eigentlich dabei gedacht, einfach so wegzulaufen? Weißt du überhaupt, welche Angst ich um dich hatte? Ich habe mir alle möglichen Horrorszenarien vorgestellt!”
Carly starrte ihn entgeistert an. “Wieso brüllst du mich so an?”
“Weil ich eine Todesangst ausgestanden habe!”
Carly machte große Augen. Dann schüttelte sie seine Hände ab und fuhr ihn wütend an: “Das ist ja großartig! Du hattest Todesangst? Ich bin diejenige, die durch die Hölle gegangen ist. Und daher”, fuhr sie hitzig fort, “weigere ich mich, dazustehen und mich von dir anbrüllen zu lassen. Lass deine Launen an jemand anders aus, verstanden?”
Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte zu Doms Wagen. Dom hatte sich an die Motorhaube gelehnt, das Gewehr neben sich, und hatte die ganze Sache mit angesehen und gehört. Als Carly auf ihn zukam, klatschte er in die Hände. “Gib’s ihm, Tiger”, sagte er voller Bewunderung.
Erst war Nick völlig erledigt von Carlys Ausbruch, aber dann war er geradezu stolz auf sie. Ein kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Und dann lachte er, laut und herzlich.
Carly wirbelte herum und blitzte ihn an. “Was ist so komisch?”
Nick kam auf sie zu, immer noch lachend, und streckte ihr die Hände entgegen. “Entschuldige”, sagte er und wollte sie in die Arme ziehen.
Er wurde von Sirenengeheul unterbrochen. Mit kreischenden Bremsen hielten mehrere Streifenwagen hinter Doms Wagen.
Carly blickte bitterböse von Nick zu den Polizisten. “Vielleicht kann mich einer von denen von diesen verflixten Handschellen befreien.”
Die nächsten paar Stunden hatten es in sich. Die Handschellen wurden Carly abgenommen, sie wurde ärztlich untersucht und für gesund befunden, und dann wurde sie in einem großen Polizeigebäude in der Innenstadt von L. A. vernommen. Ihre Aussage wurde auf Band aufgezeichnet. Ihr wurden immer wieder dieselben Fragen gestellt, sie beantwortete sie beharrlich. Nick durfte bei der Vernehmung nicht dabei sein. Er wartete auf sie draußen im Flur.
Als Carly schließlich gehen durfte, konnte sie sich kaum noch auf den Beinen halten. Nick, der völlig erschöpft war, nahm sich ihrer besorgt an. “Wo möchtest du jetzt hin?”
“Nach Hause.”
Nick hatte das Gefühl, das Herz bliebe ihm stehen. “Nach Hause nach Hull? Oder nach Hause zu mir?”
Carly strich sich erschöpft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. “Ich bin todmüde, Nick. Ich brauche jetzt ein Bad und viel Schlaf.”
Nick ließ Carly ein Bad einlaufen, entkleidete sie, trug sie ins Bad und badete sie behutsam. Danach zog er ihr eines von seinen sauberen T-Shirts an und steckte sie ins Bett. Carly erlebte all das wie im Traum. Als Nick ihr leise eine gute Nacht wünschte, schlief sie schon tief und fest.
Anfangs schlief sie unruhig, wurde verfolgt von den schrecklichen Erlebnissen der letzten Tage und denen aus ihrer frühen Kindheit. In ihren Träumen tauchten immer wieder Bilder auf, die sie entsetzt aus dem Schlaf fahren ließen. Doch jedes Mal war Nick da und wiegte sie sanft und beruhigend in den Armen. In den frühen Morgenstunden dann fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Mittwochnachmittag
Der verlockende Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee und das Dröhnen eines Flugzeugmotors in der Ferne drangen allmählich in Carlys Bewusstsein. Sie rekelte sich genüsslich, hielt aber die Augen weiter geschlossen, denn durch die Lider konnte sie den strahlenden Sonnenschein, der in das Zimmer flutete, erahnen.
Der Albtraum war vorbei. Sie war in Sicherheit, der Mörder war tot. Bei dem Gedanken, dass ihr jetzt nichts mehr zustoßen konnte, fühlte sie sich erleichtert und entspannt. Doch in die Erleichterung mischte sich auch Trauer um Nina und um Richard. Sobald sie wieder zu Hause war, wollte sie einen Gedenkgottesdienst für die beiden arrangieren.
Sobald sie wieder zu Hause war. Wollte sie denn wirklich zurück nach Hull? Bei dem Gedanken empfand sie unerträglichen Verlust, Leere und Einsamkeit.
“Guten Morgen.”
Carly riss die Augen auf. Nick stand neben dem Bett und musterte sie aufmerksam. Nick! Alle negativen Gefühle schwanden, und sie war wieder glücklich. “Wie spät ist es?”
“Zwei.”
“Nachmittags?”
“Ja. Ich habe Kaffee gemacht. Komm, setz dich auf, dann kannst du ihn trinken.”
Carly setzte sich auf,
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