Tiffany Duo Band 0142
Augen waren jetzt wieder mit Tränen gefüllt. “Wenn ich Dean nie wiedersehe, dann ist das nur deine Schuld!”, rief sie. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und rannte davon.
Sarah hätte es ihm erzählen müssen. Dieser Gedanke hämmerte in Deans Kopf, als er zurück nach Atlanta raste. Seine Gedanken überschlugen sich. Natürlich trug er auch Schuld an der ganzen Sache. Er hatte ohne Schutz mit ihr geschlafen und war nicht einmal auf die Idee gekommen, dass die Nacht vielleicht Konsequenzen gehabt hatte. Und er hatte Sarah, seiner großen Liebe, vorgespielt, sie nicht mehr zu lieben. Was hätte er an ihrer Stelle getan? Trotzdem. Spätestens letzte Nacht hätte sie es ihm sagen müssen, und zwar bevor sie sich liebten.
Dean verbrachte den Nachmittag grübelnd auf seiner Couch. Erst das Klingeln des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken.
“Was, zum Teufel, tust du in Atlanta, Junge?” Die aufgeregte Stimme am anderen Ende der Leitung gehörte seiner Tante Ethel. Der Frau, die niemals fluchte.
“Aber du wusstest doch, dass ich heute abreisen wollte”, begann er, doch ein wütendes Schnauben unterbrach ihn.
“Alles, was ich
weiß
ist, dass Sarah dir die Wahrheit über Katey erzählt hat und du davongefahren bist wie der Teufel selbst!”
Er erstarrte. “Du wusstest davon?”
“Erst seit ein paar Tagen, also reg dich wieder ab. Vivian hat es mir erzählt.” Sie lachte trocken. “Was Miss Sarah ihr wohl ziemlich übel genommen hat.”
“Das kann ich mir vorstellen”, bemerkte er bitter.
“Oh, komm schon von deinem hohen Ross herunter, Dean. Abgesehen von der armen Katey sind wir schließlich alle an dem Schlamassel beteiligt gewesen. Aber jetzt ist wieder alles offen …” Sie hielt inne. “Katey braucht dich. Und Sarah genauso. Sie sind beide überzeugt davon, dass du nichts mehr von ihnen wissen willst.”
Er schluckte. “Hat Sarah dir das gesagt?”
“Nein, Vivian.” Sie holte tief Luft und fügte hinzu: “Du weißt, dass mir Entschuldigungen nicht gerade leichtfallen. Aber jetzt möchte ich dich um Verzeihung bitten. Ich hätte nie versuchen sollen, euch beide auseinanderzubringen, als ihr noch Teenager wart. Es tut mir aufrichtig leid, Dean.”
“Danke”, sagte er leise. “Ich weiß, dass du nur versucht hast, mich zu beschützen.”
Ihr Lachen irritierte ihn. “Um
dich
ging es mir dabei eigentlich weniger, mein Junge.”
Dean runzelte die Stirn. “Was meinst du damit?”
“Nicht
was
. Frag lieber,
wen
ich meine. Meine Güte, mir war schon klar, dass du dich irgendwie durchbeißen würdest, so wie alle Parrish-Männer. Aber um Sarah habe ich mir Sorgen gemacht.” Bevor Dean darauf antworten konnte, fuhr sie unbeirrt fort. “Wusstest du, dass deine Mutter mit achtzehn ein Stipendium für die Columbia University bekam?”
Er horchte auf. “Machst du Witze?”
“Keineswegs. Marion war eine wirklich begabte Schülerin. Sie war Herausgeberin der Schülerzeitung und hatte vor, Journalistin zu werden. Oh, sie hatte große Pläne, doch dann verliebte sie sich in deinen Vater. Und wurde schwanger.”
Mit mir, schoss es Dean durch den Kopf. “Und deshalb heiratete sie.”
“So war das damals, Dean. Und natürlich liebten sie sich. Johnny betete deine Mutter an, und ich bin mir sicher, sie empfand genauso stark für ihn. Aber …” Sie brach ab.
“Aber?”
“Wusstest du, dass dein Vater nicht lesen konnte?”
“Ja. Mom erklärte mir, dass er eine Schreib- und Leseschwäche hatte.”
“Dann stell dir bitte mal die Situation vor: Ein Mann, der nicht lesen kann, verliebt sich in eine Frau, die
Journalistin
werden will! Am Anfang hat es sicherlich nichts ausgemacht. Sie waren verliebt, dann kamst du auf die Welt … Ich glaube nicht, dass es Marion bewusst war, was für ein Opfer sie gebracht hatte.
Aber nachdem Lance geboren wurde, vertraute mir Johnny einmal an, dass Marion manchmal zu weinen anfing, wenn sie Nachrichten schaute oder die Zeitung las. Sie begann zu dieser Zeit mit ihrem Kunsthandwerk und las überhaupt nicht mehr. Und Johnny machte sich Vorwürfe, dass sie für ihn ihre Träume aufgegeben hatte. Dass er sie hätte unterstützen sollen anstatt …”
Dean fühlte Wut in sich aufsteigen. “Mom hat das nie so empfunden! Ich hatte nicht ein einziges Mal das Gefühl, dass sie ihre Entscheidung bedauert hätte.”
“Nein, natürlich nicht. Sie liebte euch. Aber Johnny kannte sie gut genug, um zu bemerken, was in ihr vorging, auch ohne dass sie es
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