Tiffany Duo Band 0142
musste er eingestehen, dass Serena ein gutes Auge hatte. Die Jeans saß zwar etwas locker, aber er hatte ja einen Gürtel. Das Jeanshemd saß perfekt, genau wie die Schuhe Größe elf.
Kaum war er fertig, klopfte es an der Tür und Serena kam herein. Nach einem raschen Blick meinte sie: “Sieht ja ganz akzeptabel aus.”
“Sitzt nicht schlecht. Ich zahle Ihnen alles sobald wie möglich zurück.”
“Nur keine Eile”, versicherte sie ihm und sah unbehaglich drein. “Zuerst müssen Sie die Krankenhausrechnung zahlen. Sehen Sie die Kleidung einfach als Geburtstagsgeschenk an.”
“Ein Geburtstagsgeschenk?”, wiederholte er verblüfft.
Serena lächelte ihn an. “Heute ist der zweiundzwanzigste.”
Der zweiundzwanzigste Juni. Das Datum, das er aus der Luft geschnappt hatte, um die Krankenschwester loszuwerden. Er hatte noch nicht einmal gewusst, dass es Juni war. Hätte er doch bloß Dezember gesagt. “Kommt überhaupt nicht infrage, Sie kriegen das Geld wieder”, sagte er abschließend.
Serena zuckte die Achseln und meinte: “Ich sage Lu Wanda Bescheid, dass wir soweit sind. Brauchen Sie einen Rollstuhl?”
“Nein, es geht schon.” Allein vor dem Gedanken graute ihm.
Serena spürte es. “Gut. Dann versuchen wir es eben so.”
Lu Wanda verabschiedete sich und beteuerte, dass Sam jederzeit wiederkommen könne, falls er Beschwerden haben sollte. Als ob sie irgendwas ahnen würde. Sam wurde zusehends unruhiger. Er musste schnell hier raus, bevor er sich verriet. Wenn er etwas sagen würde, dann aus eigenem Antrieb.
Er beugte sich zu Lu Wanda – trotz der schmerzhaften Proteste seiner angebrochenen Rippen – und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. “Vielen Dank”, murmelte er.
Sie errötete und verließ rasch das Zimmer.
Sam merkte, wie Serena ihn anstarrte. “Was?”
Sie schüttelte den Kopf und hob die Tüten vom Bett auf. “Ich werde Sie im Auge behalten, Sam Wallace.”
Sie vertraute ihm also nicht. Aber statt dass es ihn nervös machte, fand er die Idee, dass Serena Schaffer auf ihn aufpassen würde, ziemlich reizvoll.
Sams erster Eindruck des Schaffer-Hauses erinnerte ihn wieder an die magische Stadt, die ihm neulich eingefallen war. Alles hier war auf beinahe unwirkliche Weise perfekt. Das weiße Haus hatte dunkelblaue Fensterläden, die große Veranda eine schöne Schaukel, im Garten wuchsen die farbenprächtigsten Blumen und überall schien die Sonne vom Himmel, als ob sie dafür bezahlt würde.
Diese ganze Situation ist wie aus einem Film, dachte Sam trocken. Zwei großzügige Frauen, die in einem Märchenhaus leben, sorgen sich um einen Mann, der noch nicht einmal seinen eigenen Namen weiß.
Serena lenkte das Auto die Zufahrt hinauf und fuhr in eine Doppelgarage hinter dem Haus. Dort stand bereits ein anderer Wagen. Wahrscheinlich der von Marjorie, dachte Sam. Vorsichtig kletterte er aus Serenas Zweisitzer, denn er spürte jeden Muskel in seinem Körper.
Serena sah, wie er sich abstützte. “Kann ich Ihnen helfen?”
“Nein danke”, schnappte er, denn es war ihm peinlich, so schwach vor ihr zu stehen. Wer hatte ihm das wohl angetan? Und
warum?
Er stolperte, so gut er konnte, hinter Serena den gepflasterten Pfad entlang. Das kleine Haus, in dem er wohnen sollte, war von der Straße abgeschirmt. Vom Stil her war es dem großen ähnlich, und die Veranda war sogar groß genug, um eine kleine Schaukel zu beherbergen.
Nachdem Serena die Tür aufgeschlossen hatte, gab sie ihm den Schlüssel. Welches Vertrauen sie doch in ihn zeigte. Nicht, dass er es missbrauchen wollte, aber das konnte sie ja nicht wissen.
Das Innere war sauber, und man konnte deutlich erkennen, dass Marjorie versucht hatte, es wohnlich zu gestalten. Auf jedem Sims, auf jeder Fensterbank standen Figürchen und sonstige Nippes. Sam fühlte sich schon jetzt wie ein Elefant im Porzellanladen. Aber es war tausendmal besser als das Krankenhaus. “Es ist schön.”
“Grandma hat immer gesagt, es sei gemütlich. Ein Schlafzimmer, ein Bad, eine Küche und das Wohnzimmer hier. Kein Telefon, aber Sie können unseres benutzen, wenn es dringend ist.”
Er zuckte mit den Achseln. “Es gibt niemand, den ich anrufen könnte.”
“Meine Mutter hat frische Bettwäsche und Handtücher gebracht und etwas zum Essen eingekauft. Sie brauchen nur zu fragen, wenn Sie noch etwas brauchen.”
“Ich werde Ihnen alles zurückzahlen”, sagte er und blickte Serena an. “Die Kleidung, das Essen, die Miete,
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