Tiffany Duo Band 0142
alles.”
“Darüber können wir sprechen, sobald Sie Ihre Krankenhausrechnung gesehen haben.” Sie stellte die Tüten auf einen der Ohrensessel und schaute Sam an. “Hat Doktor Frank Ihnen Schmerzmittel gegeben?”
“Ja, aber ich brauche sie nicht”, antwortete er und versuchte, das unnachgiebige Klopfen in seinem Kopf, seinem Handgelenk, seinen Rippen und sonst wo zu ignorieren.
“Jetzt spielen Sie nicht den Helden, der keinen Schmerz verspürt.”
Ihre Stimme klang unnachgiebig, aber er versuchte es trotzdem. “Es ist wirklich nicht …”
“Sam”, unterbrach sie ihn schroff. “Sie müssen auf sich aufpassen. Ruhe ist Ihr erstes Gebot. Wenn die Pillen Ihnen das ermöglichen, dann nehmen Sie sie.”
Er hob eine Braue. “Schon recht.”
“Gut, ich hole Ihnen ein Glas Wasser”, sagte sie und ging in die Küche.
Anstatt zu warten, folgte Sam ihr und nahm die Pillen aus seiner Brusttasche. Die Küche war dem Wohnzimmer in einem Punkt ähnlich: Nicht ein Zentimeter verschwendeter Platz. Serena nahm einen Becher aus dem Schrank und füllte ihn mit Wasser. Als sie sich umdrehte, erschrak sie so heftig, dass sie etwas Wasser verschüttete. “Ich habe Sie gar nicht gehört.”
“Oh, Entschuldigung”, sagte er betroffen. “Ich wollte Sie nicht erschrecken.”
Serena gab Sam den Becher. Gehorsam schluckte er zwei Schmerztabletten. Als er den Becher wieder auf die Arbeitsplatte stellte, berührte er aus Versehen Serenas Arm. Er spürte, wie sie erstarrte. Wäre die Küche größer gewesen, wäre sie vermutlich zur Seite gesprungen. Aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Stattdessen war es Sam, der beiseite trat. Obwohl es ihm angenehm war, ihr nahe zu sein, wollte er auf keinen Fall, dass sie es sich noch einmal überlegte, ob sie ihn hier behalten wollte.
“Dann lasse ich Sie jetzt mal allein”, sagte sie, ohne ihn anzuschauen, und wandte sich zur Tür. “Mom will ein Festessen kochen, und ich soll Sie einladen. Falls es Ihnen zu viel wird, kann sie Ihnen auch etwas bringen. Jetzt ist es elf, das Essen wird gegen eins fertig sein.”
“Ihre Mutter braucht nicht für mich zu kochen. Ich bin durchaus fähig, mir selber etwas zu machen.” Das hoffte er jedenfalls. Er konnte sich an keine früheren Kochkünste erinnern.
Serenas Lächeln war plötzlich voller Ironie. “Es macht ihr Spaß. Wir essen sowieso zu Mittag und für einen mehr oder weniger zu kochen …”
“Dann nehme ich gern an. Danke.”
Serena war weiterhin darauf bedacht, so viel Distanz wie möglich in dem kleinen Raum zu halten. “Bis um eins dann”, meinte sie und verschwand.
Sie hatte ihm nicht einmal Zeit gelassen, etwas zu erwidern. Kein Wunder, dass er sie nervös machte. Aber wenn sie Bedenken gegen ihn hegte, wieso war sie dann so nett zu ihm?
Marjorie werkelte in der Küche, als ob sie ein Fest für zehn Personen ausrichten würde. Serena wurde ungeduldig: “Wirklich, Mom. Du kochst nicht für den Präsidenten der Vereinigten Staaten, sondern für Sam Wallace – und wir wissen nicht einmal, wer er ist.”
“Er ist unser Gast”, meinte sie entschieden. “Ich hoffe, er mag Braten.”
“Jeder mag Braten.”
Marjorie war außer sich. “Und wenn er Vegetarier ist?”
“Das ist er nicht.”
“Woher willst du das wissen?”
“Im Krankenhaus wollte er ein Steak. Basta.”
Marjorie ließ nicht ab. “Und als Nachtisch habe ich nur Schokoladenkuchen. Und wenn er keine Schokolade mag? Vielleicht mache ich noch einen Obstsalat …”
“Jeder normale Mensch mag Schokolade.”
“Nicht deine Schwester.”
“Sag ich doch.”
“Du solltest Karas Entscheidung akzeptieren, Serena. Es ist ihr Leben, nicht deines.”
“Aber ich darf die Reste aufkehren: den blöden Köter, die Zeitung und mit ihr Marvin.” Bei diesen Worten gähnte Walter, der Hund, der faul in der Ecke schlief, und drehte Serena sein Hinterteil zu.
“Aber Liebling …”
Serena hob die Hände. Es hatte ja nicht an ihrer Mutter gelegen, dass Kara weggelaufen war. Aber Marjorie war es gewesen, die Serena dazu überredet hatte, die Zeitung zu behalten. Die Verantwortung war ihr manchmal einfach zu viel. Und nun noch der geheimnisvolle Fremde …
Noch immer konnte sie Sams Berührung spüren und ein Zittern durchlief sie, das sie mehr als nur nervös machte. Sie wollte nicht den gleichen Fehler wie ihre Schwester begehen und sich an den erstbesten Mann werfen, der ihr über den Weg lief. Und dieser Sam Wallace, wonach strebte er?
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