Tiffany Duo Band 0142
Er scheint ein Alibi zu haben. Aber es könnte sein, dass Delbert an Sie gedacht hat, sobald er davon gehört hat.”
“Und jetzt? Nehmen Sie mich fest?”
“Sam – es war nur ein Anruf.”
Dan hatte also Vertrauen zu ihm. Und Sam? Er log alle und jeden an. “Äh, Dan …”
Ein Klingeln unterbrach sie. Dans Handy. Nach einer kurzen Unterhaltung legte er wieder auf. “Ich muss weg. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass es nicht jeder hier gut mit Ihnen meint.”
Seltsam. Dabei verhalte ich mich doch eigentlich recht anständig, dachte Sam, obwohl er nichts über seine eigene Vergangenheit wusste. Aber vor drei Wochen hatte ihn jemand übel zugerichtet – und dann das jetzt.
“Bis später”, verabschiedete sich Dan, stand auf und ging zur Tür.
“Ja, bis später, Dan.” Gedankenverloren schaute er dem Chief nach. Beinahe hätte er ihm alles erzählt – aber vielleicht sollte Serena es zuerst erfahren.
Sam teilte Marjorie mit, dass er noch ein paar Dinge zu erledigen hätte und nach Hause gehen würde.
Als Erstes besuchte Sam die Bibliothek. Er lächelte der freundlichen Bibliothekarin zu und setzte sich an einen Computer. Er verbrachte die nächsten zwei Stunden damit, nach vermissten Personen im Internet zu suchen, fand aber niemand, der ihm ähnelte.
Ebenso erfolglos war er, als er versuchte, mehr über Amnesie zu erfahren. In den Büchern stand, dass Gedächtnisverlust selten vorkomme und wenig erforscht sei. Manche Betroffenen erhielten ihre Erinnerungen mit einem Schlag zurück, andere nur bruchstückhaft und über Jahre. Und wieder andere gar nicht.
Sam gewann jedoch den Eindruck, dass jeder Fall anders gelagert war, was ebenso verblüffend wie interessant schien. Vielleicht werde ich auch mal der Gegenstand einer solchen medizinischen Untersuchung und das Thema eines Artikels werden, dachte er grimmig. Was würden die Einwohner von Edstown dann erst von ihm halten?
Er ging aus der Bibliothek und schlenderte ziellos die Straßen entlang, die Hände in den Taschen, in Gedanken versunken. Was hatte er sich durch seinen Stolz und seinen Starrsinn nur eingebrockt?
Serena würde ihm nie wieder vertrauen. Und weshalb auch? Er hatte sie ja die ganze Zeit hinters Licht geführt.
Vielleicht sollte er einfach abhauen. Woanders könnte er genauso gut arbeiten. Und Rechnungen konnte man auch von überall aus bezahlen. Zumindest würde er dann keinem wehtun, müsste seine Lüge nicht länger weiterleben. Und er würde nicht im Gefängnis landen, nur weil es jemand hier auf ihn abgesehen hatte. Sam schaute auf und sah die zerbrochene Fensterscheibe des Süßwarenladens, dessen Eingang mit einem Polizeisiegel abgesichert war.
Das waren Halbstarke, dachte er und schüttelte angewidert den Kopf. Wer sonst würde so etwas tun? Noch nicht einmal Farley würde dumm genug sein, das Risiko einzugehen – nur für ein paar Groschen und um ihm Schwierigkeiten zu bereiten.
Er entschied sich, nach Hause zu gehen. Irgendwann musste Serena es erfahren. Sie verdiente Besseres, als dass er sich heimlich davonschlich. Und Marjorie auch.
Sam schaute sich um. Es war nicht viel los. Aber plötzlich sah er jemand, dem er lieber nicht über den Weg gelaufen wäre. Delbert Farley stand auf der anderen Straßenseite und starrte ihn an. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund stieg Wut in ihm auf. Wenn es Farleys Absicht gewesen war, Sam aufzubringen, dann hatte er es geschafft. Und er sollte es nicht noch einmal versuchen!
Sam trat gerade auf die Straße, als das plötzliche Aufheulen eines Motors ihn ablenkte. Eben war die Straße noch leer gewesen, doch jetzt raste ein dunkler Wagen in seine Richtung. Schneller, immer schneller.
Sam sprang über die gelbe Linie in der Straßenmitte, um sich außer Gefahr zu bringen. Da riss der Fahrer am Lenker und fuhr direkt auf ihn zu.
Und Sam versuchte, sich mit einem letzten verzweifelten Satz zum Gehweg in Sicherheit zu bringen.
11. KAPITEL
Serena hatte von dem anonymen Anruf erfahren. Neuigkeiten breiteten sich in Edstown wie ein Lauffeuer aus. Und sie kam nicht um das Gefühl herum, dass derjenige es auch genauso gewollt hatte – und sie konnte sich gut vorstellen, um wen es sich handelte.
Weder Sam noch ihre Mutter waren zu Hause, als sie heimkam. Marjorie hatte eine Nachricht auf dem Kühlschrank hinterlassen. Sie war im Kino, mit Freunden. Aber wo Sam sich herumtreiben könnte, hatte sie nicht geschrieben.
Vielleicht ist er bei Dan, spekulierte Serena und ließ Walter in
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