Tiffany Duo Band 0142
Jetzt sah er Blade an. “Wer, sagst du, ist diese Frau?”
“Anna Tarrant.” Blade nahm die Zeitungsausschnitte aus Annas Aktentasche und warf sie auf den Kaffeetisch.
Carter räusperte sich. West betrachtete eine ganze Weile seine Stiefel.
Ben rührte sich nicht. “Die tote Erbin?”
“Sie ist nicht tot.”
“Bist du dir sicher?”
Blade unterdrückte seinen Zorn. “Ganz sicher.”
Er fühlte, wie sie zwischen Unglauben und Vertrauen rangen. Er hatte mit diesen Männern trainiert und gekämpft, bei der Spezialeinheit als ihr kommandierender Offizier gedient. Sie standen einander näher, als Freunde es taten – sie waren wie Brüder. Und nie zuvor hatte er sie mehr gebraucht.
Carter durchbrach die Stille. “Das heißt”, seufzte er, “du schläfst mit ihr.”
“Ich schlafe nicht mit ihr”, stieß Blade hervor, und fragte sich, warum Menschen glaubten, dass er mit einer Frau schlief, sobald er etwas Zeit mit ihr verbrachte. “Sie ist kein – Zeitvertreib.”
West verschränkte die Arme vor der Brust. “Er ist verliebt.”
Blade warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. “Ich bin nicht verliebt.”
Verliebtsein war ein zu schwacher Begriff, um seine heftigen Gefühle zu beschreiben. Gerade jetzt war nichts Weiches und Sanftes in ihm. Er wollte Anna zurückhaben, und er wollte de Rocheford umbringen.
Carter betrachtete die Zeitungsausschnitte aus zusammengekniffenen Augen. “Hübsches Mädchen”, murmelte er. “Aber sie ist nicht dein Typ. Ein bisschen zu dünn. Wenn das hier vorbei ist, hast du doch nichts dagegen, wenn ich …”
Blade entriss Carter die Ausschnitte. “Wenn du sie berührst, Rawlings, bist du ein toter Mann.”
West nahm Annas Pass und betrachtete das Foto. “Sie hat rotes Haar.”
Blade begegnete Wests Blick. West verlor nie viele Worte, doch er bemerkte Dinge, die die meisten Menschen übersahen. Blade fragte sich, was ihm sonst noch aufgefallen war. Er musste nicht lange warten.
“Sie ist diejenige, die du immer gesucht hast”, fügte er leise hinzu.
“Ich werde sie heiraten”, erklärte Blade. Im Raum herrschte Schweigen.
Ben ließ sich auf den Stuhl zurückfallen. Er griff nach einem der Zeitungsausschnitte. Er zeigte Anna Tarrant als Kind, nicht älter als Bens Tochter Bunny. Sie trug Zöpfe, und ihre großen Augen blickten ernst. “Sie wird seit Jahren vermisst. Wo ist sie gewesen?”
“Auf der Flucht.”
Behutsam legte Ben den Ausschnitt zurück. Seine blauen Augen wirkten kühl. “Wir brauchen einen Plan, und wir brauchen eine Ausrüstung. De Rocheford ist nicht knapp bei Kasse”
“Er hat einen ehemaligen Söldner angeheuert.”
Ben sah Blade durchdringend an. “Wen?”
“Eric Seber. Gray hat mir heute Morgen ein paar Unterlagen über ihn geschickt. Seber war fünf Jahre lang Söldner. Davor war er Polizist.”
Ben lächelte finster. “Ich hörte von ihm. Er ist ein Profi, aber nicht erste Klasse. De Rocheford hätte nicht sparen sollen. Wenn er gewinnen will, hätte er für den Besten bezahlen sollen.”
Blade lächelte kühl. “Vielleicht glaubt er, dass er das getan hat.”
13. KAPITEL
Ein erstickendes Gefühl weckte Anna aus der Bewusstlosigkeit. Henry beugte sich über sie, ein zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht.
Sonnenlicht fiel herein, es schien spät am Nachmittag zu sein. Den größten Teil des Tages über war sie bewusstlos gewesen, und noch immer fühlte sie sich schwindelig und benommen. In ihrem Mund schmeckte sie etwas Bitteres.
Plötzlich wusste sie, warum Henry so zufrieden aussah – er hatte ihr etwas eingeflößt. Sie spürte es in ihrem Hals.
“Was hast du mit mir gemacht?” Ihre Kehle war so trocken, dass die Frage nur ein Flüstern war.
“Nur ein paar Schlaftabletten. Die sollten dich bewusstlos halten.”
Er sprach so sachlich und nüchtern wie ein Arzt, der sich über einen Patienten beugte. Anna würgte und versuchte, sich auf die Seite zu drehen, um die restlichen Pillen auszuspeien. Henry packte sie grob an den Schultern und presste sie gegen den Boden. Sie fühlte sich bereits benommen, schwer und lethargisch. Er schien ihre vergebliche Gegenwehr zu genießen.
Wut und Angst verursachten ihr einen Druck in der Magengegend. “Warum tust du das?”, fragte sie. “Es kann doch nicht wegen des Geldes sein. Davon hattest du immer genug.”
Henry betrachtete sie mit kühlem Interesse, als untersuchte er ein Insekt unter einem Mikroskop. “Kluges Mädchen. Geld war nie mein Motiv. Mein Stiefvater und
Weitere Kostenlose Bücher