Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
machte.
Sie betrat das Haus, und Nick folgte ihr. Sie stellte ihre Tasche ab und setzte sich auf den Fußboden. So konnte niemand von außen ihre Silhouette im Mondlicht erkennen. Nick setzte sich ihr gegenüber.
Es war seltsam, aber er fühlte sich sicher. Vielleicht, weil er in seinem eigenen Haus war. Oder weil Shea bei ihm war?
“Woher kannst du den Trick mit der Kreditkarte?”, wollte er wissen.
“Boone hat’s mir gezeigt. Für den Fall, dass ich mich mal aus meinem Apartment aussperre.”
Sie holte tief Luft. “Glaubst du wirklich, dass es mir nur um meine Story geht?” Ihre Stimme klang sanft, fast zaghaft.
“Du hast mir nie etwas anderes vorgemacht”, entgegnete Nick. “Von Anfang an hast du gesagt, dass es dir nur darum geht.”
Sie lehnte ihren Kopf gegen einen Küchenschrank. “Am Anfang war das auch so. Bevor ich gemerkt habe, wie sehr ich dich …” Sie zögerte. “… wie sehr ich dich mochte.”
Er schüttelte den Kopf.
“Warum fällt es dir so schwer zu glauben, dass ich dir helfen möchte?”
“Weil du nie einen Zweifel an deinem Ehrgeiz gelassen hast, Wetterfrosch.”
Shea griff nach ihrer Tasche und stand auf. In diesem Augenblick war es ihr gleich, ob irgendjemand sie von draußen sehen konnte. “Na gut”, rief sie. “Wenn dir dabei wohler ist, dann glaub ruhig, dass ich das alles nur wegen der Story tue. Letztendlich wird der Beweis deiner Unschuld die Story sein, also wo ist der Unterschied?”
Sie stapfte durch den Flur in das Wohnzimmer und sah sich um. Das fahle Licht, das durch die Jalousien fiel, erhellte den Raum nur wenig. Das Zimmer schien kühl und nüchtern eingerichtet zu sein. Eine typische Männerwohnung.
“Die Polizeibeamten überprüfen das Haus regelmäßig im Abstand von etwa zwei Stunden”, sagte Nick, der Shea leise gefolgt war. “Bisher haben sie aber kaum mehr getan, als mit einer Taschenlampe die Fassade anzuleuchten. Offensichtlich denken sie, ich sei bereits auf dem Weg nach Montana.”
Shea lächelte vor sich hin. “Das war doch eine brillante Idee von mir, oder?”
“Bis man herausfindet, dass du gelogen hast.”
Sie zuckte mit den Achseln. “Abwarten. Wo hast du eigentlich den Camaro geparkt?”
“Vor dem kleinen Lebensmittelladen.”
“Der nächste Lebensmittelladen ist drei Meilen entfernt!”
“Genau den meine ich. Nachdem ich den Wagen dort abgestellt hatte, bin ich hierher gelaufen.”
“Aber was machst du, wenn die Polizei dich findet? Was, wenn du wieder fliehen musst?”
Eigentlich hatte Nick vorgehabt, noch vor Sonnenaufgang zurück zu der Lagerhalle zu laufen, in der er sich tagsüber versteckt hielt. Doch jetzt war Shea hier, und er musste seine Pläne ändern. Sie steckte jetzt schon bis zum Hals in Schwierigkeiten, und trotzdem war sie nicht bereit aufzugeben. Er betrachtete sie im grauen Licht der Nacht und konnte nicht leugnen, dass ihre Entschlossenheit ihn beeindruckte. “Ich werde nicht mehr fliehen”, antwortete er entschieden.
Shea hatte die Nacht in Nicks Schlafzimmer verbracht, während er auf dem Fußboden eines kleinen Raumes geschlafen hatte, in dem einmal sein Büro gewesen war. Als das erste Licht des Morgens ins Zimmer fiel, stand Shea auf, putzte sich die Zähne und band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz. Dann kauerte sie sich vor das Schlafzimmerfenster und beobachtete durch die Jalousie, wie die Straße langsam zum Leben erwachte.
Da das Haus zum Verkauf stand, hatte sie befürchtet, dass mögliche Käufer zur Besichtigung auftauchen könnten. Doch Nick hatte ihr erklärt, dass die Maklerin, die mit dem Verkauf des Anwesens beauftragt worden war, Schwierigkeiten hatte, das Haus loszuwerden. Wer wollte schon das Haus eines Mörders kaufen? Die Gefahr, plötzlich überrascht zu werden, war daher recht gering.
Shea sah hinaus auf die noch ruhige Straße und betrachtete die einzelnen Häuser. Anhand ihrer Notizen, die sie sich mit Nicks Hilfe in Marion gemacht hatte, konnte sie zuordnen, welche Nachbarn wo wohnten. Das Haus von Norman war rechts nebenan. Die Anwesen von Carter Able und Tom Blackstone, die beide nach dem Mord noch bei Nick gewesen waren, standen auf der linken Seite. Die Rentner Lillian und Vernon Casson lebten direkt gegenüber, und auch das Haus von Gary Winkler war in unmittelbarer Nähe. Seine Frau Polly wohnte offenbar immer noch dort.
Shea hörte, wie sich Nick näherte, aber sie drehte sich nicht um. In diesem Moment kam eine gut aussehende Blondine aus Normans
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