Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
die ihn vor so langer Zeit verlassen hat. Es ist schon so schwierig genug, da brauche ich keinen, der seine Ex nicht vergessen kann.”
“Na ja, aber trotzdem – ein Mann wie Daniel Sutton könnte die Mühe wert sein.” Rita zwinkerte ihr verschwörerisch zu. “Also, hast du Interesse?”
“Ich hab doch gesagt, ich bin nur neugierig. Er hat mich jedenfalls nicht eingeladen.”
“Und das findest du schade?”
“Das habe ich nicht gesagt.” Antonia seufzte. “Nein, ich will mit niemandem ausgehen. Ich will mich meiner Arbeit widmen, mich hier einleben …”
“Mädchen, du bist seit zwei Monaten hier. Wie lange braucht man, um sich in einem Nest wie diesem zurechtzufinden?”
“Bei mir dauert das eben etwas länger.” Antonia zerknüllte die Hamburgerverpackung und warf sie in den Mülleimer. “Danke für die Info. Aber wag es nicht, irgendwelche Gerüchte auszustreuen …” Sie hob drohend den Zeigefinger.
“Ach Antonia, du bist so misstrauisch.” Rita lächelte ihr entwaffnend zu.
“Ich kenne dich eben.” Antonia blickte ihre Freundin streng an und verließ den Raum.
Wie erwartet musste sie Überstunden machen und kam erst gegen halb acht nach Hause, worüber sich Mitzi lautstark beschwerte. Die schwarz-weiße Straßenkatze, der der Schwanz fehlte, war Antonia im vergangenen Jahr zugelaufen und hatte beschlossen zu bleiben. Jetzt stellte sie sich ihr laut miauend in den Weg.
“Ist ja schon gut, Mitzi”, sagte Antonia. “Tut mir leid, dass ich so spät komme.”
Sie ging zur Küche, und Mitzi überholte sie mühelos. Antonia lächelte. Eigentlich liebte sie eher Hunde, aber Mitzi war ihr in den vergangenen Monaten das perfekte Haustier gewesen. Als ihr geliebter Golden Retriever vor einem halben Jahr gestorben war, hatte sie es einfach nicht übers Herz gebracht, sich einen neuen Hund anzuschaffen. Mitzi dagegen brachte sie mit ihrer typischen Katzenart oft zum Lachen.
Nachdem sie Mitzis Ansprüche befriedigt hatte, stellte Antonia für sich selbst ein Fertiggericht in die Mikrowelle. Kaum war das Essen fertig, klingelte das Telefon. Pflichtbewusst nahm sie ab.
“Dr. Campell.”
“Antonia, Kind. Hier spricht deine Mutter.”
Antonia unterdrückte einen Seufzer.
“Hallo Mom.”
Wahrscheinlich war sie keine gute Tochter, aber die Telefongespräche mit ihrer Mutter Elizabeth machten sie meist ärgerlich, depressiv oder schuldbewusst – und oft genug alles zusammen. Nicht gerade der krönende Abschluss eines anstrengenden langen Tages. Früher hatte sie ihre Freundinnen oft um die freundschaftliche Beziehung zu ihren Müttern beneidet, doch mittlerweile akzeptierte sie, dass es für sie einfach nie so sein würde. Ihre Mutter hatte sich immer eine andere Tochter gewünscht.
“Wie geht es dir, Liebes? Ist alles in Ordnung da draußen?”
“Ja, hier am Ende der Welt läuft alles bestens.” Von Anfang an hatte ihre Mutter so getan, als liege Texas auf einem anderen Kontinent.
“Das habe ich nicht gesagt, Antonia.”
“Aber gemeint.”
“Du bist einfach zu weit von zu Hause weg. Du hättest auch in Virginia eine Praxis aufmachen können.”
“Aber mir ging es ja gerade darum, so weit wie möglich wegzukommen. Von Alan.”
“Das ist vier Jahre her, Antonia. Meinst du nicht, dass du mittlerweile …”
“Mom, darüber haben wir schon hundertmal gesprochen. Es gefällt mir hier.”
“Wenn du es sagst …” Die Stimme ihrer Mutter klang zweifelnd.
“Die Stadt hat Charakter. Ich fühle mich sehr wohl hier.”
“Aber das sind doch alles Fremde!”
“Fremde! Mom, was …”
“Diese Assistentin von dir, Rita Delgado, die kann ich nicht mal richtig verstehen.”
“Himmel, Mom, Rita hat ihr ganzes Leben in Angel Eye verbracht. Sie ist nicht fremder als du und ich. Und sie spricht fast ohne Akzent. Wahrscheinlich klingst du für sie genauso fremd, mit deinem gezierten Ostküsten-Dialekt.”
Nach kurzem Schweigen sagte Elizabeth: “Ich habe nicht angerufen, um mit dir zu streiten.”
Antonia unterdrückte die Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, und antwortete versöhnlich: “Ich will auch keinen Streit. Lassen wir das Thema doch einfach sein.”
“Ja, gut. Ach, soll ich dir von der Auktion für das Krankenhaus erzählen?”
“Gern.” Antonia setzte sich wieder und hörte nur halb zu. Sicherlich tat ihre Mutter mit ihren Wohltätigkeitsprojekten viel Gutes, doch die Details langweilten Antonia zu Tode. Ab und zu gab sie einen zustimmenden Laut von sich, um
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