Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
sich Lucy.
“Ich wollte nur sagen, dass ich das Schiff verlasse. Ich bleibe ein paar Tage bei meinem Partner und werde mich in den nächsten Tagen wahrscheinlich nicht bei euch melden können.”
“Dieser Partner”, sagte Mike laut und lehnte sich zum Hörer hin, “hat der auch einen Namen?” Er warf Lucy einen triumphierenden Blick zu. Schließlich war es eine ungeschriebene Regel, dass Väter beim Nachspionieren mehr Freiraum als die Mütter haben.
Als Ellie aber nichts entgegnete, fragte Lucy nach: “Schatz, hast du gehört …”
“Ja, Mom, habe ich. Er heißt McCall.”
“McCall? Ist das …”
“Pass auf, Mom. Ich muss jetzt aufhören, okay? Grüß Dad und macht euch keine Sorgen. Ich verspreche, meinen Kopf nicht zu verlieren.”
Lucy hörte das Lächeln in Ellies Stimme, als sie die letzten Worte sagte. Ihr selbst war es ganz und gar nicht zum Lächeln zumute. Sie verabschiedete sich und legte auf. “Sie hat gesagt, dass er …”
“McCall, ich habe es gehört.” Mike tippte mit dem Zeigefinger gegen seinen Mund. “Ich kannte mal einen McCall.”
“Aber garantiert nicht denselben”, sagte Lucy. “Es gibt doch Hunderte von McCalls.”
“Hat sie seinen Vornamen genannt? Es sei denn, McCall …”
“Es muss sein Nachname sein. Hast du schon einmal von einem Baby namens McCall gehört?”
“McCall …”, sinnierte Mike selbstvergessen. “Wer weiß …” Er runzelte die Stirn und ging zu seinem Computer zurück.
McCall konnte nicht schlafen und lauschte stattdessen, wie Inky ihren nächtlichen Streifzügen nachging. Er dachte an die Frau, die auf seinem unbequemen Sofa lag.
Natürlich hatte er ihr das Bett angeboten und sich entschuldigt, dass er keine Hängematte besaß – ein mexikanischer Brauch, den er sich nie angeeignet hatte. Auch hatte er ihr erklärt, dass die Sofakissen die schlechte Angewohnheit hatten zu verrutschen, sodass ein Arm oder ein Bein oder der ganze Körper durchhing.
Aber Ellie hatte gelassen abgewunken. Sie hatte schon auf Schiffsdecks, auf nacktem Boden und Stränden, auf Bürgersteigen vor Behörden und überhaupt überall geschlafen. Ein Sofa mit echten Kissen würde einen wahren Luxus für sie darstellen.
McCall erklärte ihr, dass er die Tür einen Spalt weit offen lassen müsste – wegen Inky. Sie jagte nämlich Skorpione und Eidechsen. Doch anstatt einen angewiderten Schrei auszustoßen, meinte Ellie nur, dass dies durchaus vernünftig sei und sie schon Schlimmeres erlebt hätte.
Es war also nicht seine Schuld gewesen. Schuld war es sowieso nicht, was ihn von dem sonst so leicht kommenden Schlaf abhielt. Er lag hellwach in seinem Bett, und jeder seiner Sinne war darauf gerichtet, einen Laut oder auch nur einen Hauch von nebenan zu vernehmen.
Verdammt, was für eine Frau war sie eigentlich? Miss Unschuldslamm vom Land, auf einer Farm groß geworden, mit einem Besitzer einer Tierhaltung aus Portland, Oregon, verheiratet. Mag keine Zigaretten, braucht aber Schokolade, wenn es brenzlig wird. Ist peinlich berührt, wenn sie ein paar nackte Körper sieht, tritt aber einem Angreifer in die
Cojones
, ohne mit den Augen zu zwinkern. Hat schon überall geschlafen, hat keine Angst vor Skorpionen und weiß den lateinischen Namen für Wickelbären.
Nichts passte. Und sie machte Geschäfte mit Schmugglern!
Es konnte natürlich sein, dass ihr Mann sie in die ganze Geschichte hineingezogen hatte. Es sollte ja Frauen geben, die alles für den Mann taten, den sie lieben. Nicht, dass
er
jemals so eine getroffen hätte!
Aber da gab es noch etwas. Sie errötete ständig. Zumindest jedes Mal, wenn sie ihren Mann erwähnte.
Genervt wälzte er sich im Bett hin und her. Plötzlich hörte er nebenan ein Knarren. Ihr schien es ähnlich zu gehen. Ob sie wohl genauso daliegt, dachte McCall. Ob sie wohl auch mit offenen Augen an die Decke starrt und über
mich
nachgrübelt?
War das ihr Duft von Orangenblüten, der ihm da in die Nase stieg? Wieder versetzte ihn der Geruch in seine Kindheit zurück, zurück nach Hause. McCall schaute auf das Bild seiner Eltern auf dem Nachttisch. Sie waren für ihn immer schon in erster Linie ein Liebespaar gewesen. Eltern waren sie natürlich auch, schließlich hatten sie ihn erzogen und all das. Aber hauptsächlich hatten sie sich geliebt. Das war ihm am stärksten in Erinnerung geblieben.
McCall wusste, dass er einen langen Weg seit seinen Anfängen in Bakersfield, Kalifornien, zurückgelegt hatte. Er konnte es sich nicht
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