Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
des Wagens und befahl: “Setzen Sie sich wieder ins Auto.”
Sie hatte keine andere Wahl, als seinem Befehl zu folgen. Sie ließ sich in den Beifahrersitz fallen und beobachtete, wie Taggert sich zur anderen Seite des Wagens schleppte. Es kostete ihn offensichtlich mehr und mehr Kraft, sich zu bewegen.
“Schnallen sie sich an”, schnaubte er, als er wieder neben ihr im Auto saß.
“Was?”
“Tun Sie es.”
Shea begriff, was Taggert damit beabsichtigte. Sollte sie noch einmal einen Fluchtversuch unternehmen, so müsste sie erst den Gurt lösen. Er wäre sofort gewarnt.
Sie wartete darauf, dass Taggert den Wagen anließ, doch stattdessen legte er sein verwundetes Bein in ihren Schoß. “Sie müssen mir helfen”, ächzte er.
Shea spürte, wie sie panisch wurde. Seine Nähe und das Gefühl des warmen Blutes, das aus seinem Bein rann, waren einfach zu viel für sie. “Ich kann das nicht”, flüsterte sie.
“Sie müssen.” Er schob die Waffe in seinen Gürtel und zog vorsichtig seine Jacke aus. Jede Bewegung schien ihm wehzutun, sein Gesicht war schmerzverzerrt. “Nehmen Sie mein Jackett, und wickeln Sie es um mein Bein.”
Shea hasste den Anblick von Blut – und Taggert blutete stark. Während sie die zusammengefaltete Jacke vorsichtig um seine Wunde legte, wunderte sie sich, warum er nicht schon längst ohnmächtig geworden war. Sie warf einen Blick auf den blassen Mann. Er hatte seine Krawatte gelöst und hielt sie ihr entgegen.
“Hier. Damit können sie die Jacke festbinden.”
“Sie brauchen einen Arzt”, murmelte sie, als sie den provisorischen Verband mit der Krawatte befestigte.
“Da haben Sie wohl recht”, antwortete er. “Ich fürchte nur, dass ich so bald keinem Doktor begegnen werde.”
Nachdem Shea ihre unangenehme Arbeit erledigt hatte, zog Taggert behutsam sein Bein von ihrem Schoß. Sie betrachtete den beachtlichen Blutfleck auf ihrem Rock. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Taggert an seiner Wunde sterben könnte.
Bei allem, was er ihr angetan hatte – seinen Tod wollte sie nicht.
“Warum tun Sie das?” Sie sah zu Taggert hinüber, der seinen Kopf gegen das Lenkrad gelehnt hatte. “Es ist Ihnen doch klar, dass man Sie früher oder später schnappen wird.”
“Ich weiß.” Er antwortete, ohne sie anzusehen. “Aber ich kann nicht einfach nur dasitzen und nichts tun. Niemand außer mir kann meine Unschuld beweisen. Und wenn ich die Beweise habe, dann werde ich mich der Polizei stellen.”
Langsam hob er seinen Kopf und drehte sich zu Shea. Das erste Mal sah sie in seinen Augen nicht eisige Kälte, sondern nur Schmerz. Sie war sich nicht sicher, ob dieser Ausdruck nur von seiner Verletzung herrührte, oder ob es noch einen anderen Grund dafür gab. Auch wenn es ihr nicht gefiel, Shea empfand Mitleid.
“Ich habe immer an unser Rechtssystem geglaubt”, fuhr er mit schwacher Stimme fort. “Ich war überzeugt, dass alles getan wird, um die Wahrheit herauszufinden. Leider habe ich mich geirrt. Die Polizei will eine Verhaftung. Die Staatsanwaltschaft will einen Erfolg. Nur darauf kommt es an.”
Shea betrachtete Taggert. Er hatte sie als Geisel genommen und ihr furchtbare Angst eingejagt, und sie hasste ihn dafür, denn sie war nie ein ängstlicher Mensch gewesen. Sie hasste ihn – aber sie glaubte ihm auch. Ihr Instinkt sagte ihr ganz deutlich, dass Nicholas Taggert wirklich unschuldig war.
“Was geschieht jetzt?”, fragte sie.
“Wir warten.” Er lehnte sich zurück und schloss langsam die Augen.
“Worauf?”
“Auf die Dunkelheit.” Seine Augen öffneten sich wieder. “Wir warten auf die Dunkelheit.”
Nick kämpfte gegen seine Erschöpfung an. Er wusste, wenn er jetzt die Augen schloss, würde er vielleicht nie mehr aufwachen.
“Es soll heute Nacht Regen geben.” Die Stimme der jungen Frau klang auf einmal unverbindlich und freundlich. “Das bedeutet, die Sichtverhältnisse werden schlecht sein. Vielleicht erschwert das die Arbeit der Polizei etwas. Außerdem wird die stickige Luft etwas abkühlen.”
Nick drehte seinen Kopf zu ihr, und zum ersten Mal betrachtete er sie wirklich. Sie war hübsch, vielleicht nicht gerade umwerfend schön, aber äußerst attraktiv. Ihr weiches braunes Haar fiel wie ein dunkler Wasserfall auf ihre Schultern, und sie hatte einen auffallend schönen Mund.
Regen.
“Jetzt weiß ich, woher ich Sie kenne”, bemerkte er. “Sie machen die Wettervorhersagen auf Kanal 43. Sie sind der Wetterfrosch.”
“Ich bin kein
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