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Tiffany Duo Band 128

Titel: Tiffany Duo Band 128 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merline Lovelace , Doreen Owens Malek , Linda Winstead Jones
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wieder verlässt? Täglich eine kleine Portion Zukunft? Wie viel wird mich das kosten, Lucy?"
    Sie tat einen tiefen Atemzug. Zum ersten Mal ließ ihre beredte Zunge sie im Stich. Er verstand das hier alles vollkommen falsch.
    John sprang auf, und seine grauen Augen wurden hart. „Bedaure, aber mein Bedarf an Weissagungen ist gedeckt, Lady Lucretia. Sie sollten sich besser ein anderes Opfer suchen, mit dem Sie Ihre Spielchen spielen können."
    Sie erhob sich langsam. So konnte sie ihn nicht gehen lassen - sie wollte ihn nicht gehen lassen. Was sollte sie nur tun, damit die Verärgerung aus Johns Gesicht wieder schwand?
    Da platzte plötzlich ein lauter flegelhafter Teenager durch den Vorhang ins Zelt hinein.
    „Ich will meine Zukunft wissen!" verlangte er und stopfte sich einen halben Hot Dog in den Mund. Senf blieb in den Winkeln eines großen weichen Mundes hängen und tropfte auf sein ausgeblichenes T-Shirt, das mit einer Bierflasche und einer üppigen Frau im Bikini bedruckt war.
    Lucy warf dem pickelgesichtigen Teenager einen kühlen Blick zu, den sie lange geübt hatte, ehe sie mit dem Finger auf ihn deutete. „Sie warten draußen, junger Mann", sagte sie mit tiefer Stimme. Dann schnitt sie seinen gestammelten Beschwerden das Wort ab. „Und Sie werden nicht verschwinden. Ich werde Ihnen Ihre Zeit geben."
    Der Junge wurde blass. Seine Absicht, wieder zu gehen, war so offensichtlich gewesen, dass jeder Narr das erkannt hätte. Doch der Teenager war jetzt davon überzeugt, dass Lady Lucretia tatsächlich seine Gedanken lesen könnte. Er würde warten, und sie würde es wie­ der gutmachen, indem sie ihm all das Glück vorhersagte, das er sich erhoffte.
    Als der junge Mann das Zelt wieder verlassen hatte, lächelte John Lucy anerkennend an. Für einen Moment waren weder Schmerz noch Zorn in seinen Augen.
    „Sie sind sehr gut", gab er zu.
    „John", sagte Lucy vorsichtig, als er im Begriff war, das kleine Zelt zu verlassen. „Eine halbe Meile von hier gibt es einen Coffeeshop, der die ganze Nacht über geöffnet hat."
    Er drehte sich zu ihr um, und sie stand so dicht bei ihm, dass er sich nicht zu rühren wagte. Lucy sah die dunklen Stoppeln auf seinem markanten Kinn, konnte die Wärme spüren, die von ihm ausging.
    „Ich kenne das Café", sagte er schließlich.
    „Heute Nacht. Zwei Uhr", fuhr sie weich fort. „Ich warte dort auf Sie."
    Die Entscheidung lag bei ihm, und diesmal konnte Lucy nicht erkennen, was John in diesem Moment dachte. Sie sah ihm nach, als er ohne einen Blick zurück aus dem Zelt ging. Sie holte tief Luft, straffte die Schultern und versuchte sich einzureden, dass es ihr egal war, ob er kommen würde oder nicht.

2

    Es war Viertel nach zwei. John wusste nicht, ob er erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Offensichtlich hatte Lady Lucretia ihn versetzt. Er entschied sich für erleichtert und fragte sich einmal mehr, was zum Teufel er in diesem Coffeeshop machte, wo er mit den seltsamsten Leuten Kaffee trank, die er je gesehen hatte.
    Auf der anderen Seite des Restaurants saßen zwei grobschlächtige Lastwagenfahrer, die sich mit Bier zuschütteten. Am Tisch dahinter saß ein Jugendlicher, der mit Schmuck behängt war wie ein Weihnachtsbaum. Er aß alleine, sprach dabei aber unentwegt vor sich hin, was durch Gesten wie Nicken oder Kopfschütteln untermalt wurde.
    Der große Mann an der Bar hatte jede Menge Tätowierungen; am auffälligsten waren ein Adler auf dem Oberarm und eine zusammengerollte Kobra, die sich an seinem Hals entlang schlängelte. Seiner Unterhaltung mit der Kellnerin nach zu urteilen war der Mann hier Stammgast. Sie nannte ihn Tank, was angesichts seiner Figur ein passender Name war.
    John war schon früh hier gewesen. War er wirklich so versessen auf das, was Lady Lucretia ihm anzubieten hatte? Zum Teufel, nein. Er erwartete nicht, dass sie in seine Handfläche sah und ihm Antworten lieferte. Das war doch alles nur fauler Zauber. Wonach er sich sehnte, war ein hübsches Gesicht, das sich bei seinem Anblick nicht vor Furcht verzerrte, eine Frau, die ihn anlächelte. Seit einer halben Stunde saß er nun auf dieser roten durchgesessenen Lederbank, trank koffeinfreien Kaffee und wartete. Er hatte noch nie gerne gewartet.
    Sein Blick fiel auf die blonde Frau, die jetzt durch die Glastüren he­ reinkam. John betrachtete sie wohlgefällig, während er überlegte, was eine Frau wie sie um diese Zeit alleine hier machte. Sie hatte lange Beine, eine ausgesprochen gute Figur

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