Tiffany Duo Band 128
liebsten geschrien hätte. Sie stand wie erstarrt da und fror bis ins Mark. Ein oder zwei Sekunden vergingen, dann kicherte der Mann am Telefon. „Du hast mir gefehlt, aber ich sehe dich bald wieder, Lucy. Sehr bald schon."
John räumte alle Fotos und Papiere vom Tisch. „Verdammt, wann ist dieser Albtraum endlich vorbei?" knurrte er in sich hinein.
Lucy konnte nicht aufhören zu zittern. „Ich wollte dich nicht aufregen", sagte sie schwach. „Vielleicht hätte ich das mit dem Anruf für mich behalten sollen ..."
Er zog sie an sich und hielt sie fest. „Ich wäre noch viel wütender, wenn du es mir nicht gesagt hättest." Lucys Schrecken legte sich langsam, doch in ihren Ohren klang immer noch das raue Flüsterndes Rippers. „Ich hatte Recht", erklärte sie, „es ist Zeit für mich zu gehen."
John hob ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Wage es ja nicht. Das ist doch genau das, was der Hund will - er will dir so viel Angst machen, dass du wieder wegläufst. Hier kommt er nicht an dich heran."
„Das kannst du nicht wissen." Sie hatte das Gefühl, dass der Ripper mit ihr spielte und sie jederzeit angreifen konnte. Selbst hier, in der Dusche oder während sie in Johns Bett schlief. Sie war nirgendwo sicher.
„Wenn du wegläufst, komme ich mit dir."
Lucy schüttelte den Kopf.
„Wir könnten an einen abgelegenen Ort gehen, wo wir unsere Ruhe haben und uns niemand kennt. Und uns niemand findet."
,,Du kannst nicht gehen", erinnerte ihn Lucy, „sonst hält dich hier gleich jeder für schuldig."
„Das tun sie doch jetzt schon."
„Außerdem wäre das furchtbar teuer." Das wusste Lucy genau, was so eine Flucht kostete. Immerhin hatte sie schon einmal untertauchen müssen.
John sah sie an, ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich habe genügend Geld, glaub mir."
Vielleicht war es jetzt der richtige Zeitpunkt, den Bruch zu vollziehen. „Du kannst nicht mit mir kommen", erklärte Lucy.
„Warum nicht?"
Sie hatte in den letzten fünf Jahren jeden Tag gelogen, also sollte ihr das jetzt leicht fallen. Warum hatte sie dann einen Kloß in der Kehle? „Weil ich es nicht will."
13
John verspürte kurz einen wütenden Stich. Doch Lucys Antwort hatte so zögernd und schwach geklungen, dass er ihr nicht glaubte. „Er hat es also doch geschafft", sagte er und wich zurück.
„Wovon redest du?" Lucy sah ihn an. Ihr Gesicht war gefasst, aber in ihren Augen lauerte die Angst.
„Dein Ex!"
„Paul?" Ihre Augen wurden groß. „Er hat nichts damit zu tun. Nur weil ich sage, dass du nicht mitkommen sollst, wenn ich gehe ..."
John schnitt ihr das Wort ab. „Ich bin nicht wie er, und ich werde dir niemals wehtun."
„Das weiß ich", flüsterte Lucy, aber er glaubte ihr nicht. Jeder vernünftige Mann hätte die Diskussion jetzt abgebrochen, um den letzten Rest Würde zu bewahren, der ihm noch geblieben war. Er sollte sie gehen lassen ... aber er konnte es nicht! „lch habe den Eindruck, du denkst immer noch, dass jeder dir wehtut", erklärte er sanft. „Selbst ich. Gerade ich."
Lucy trat vor und piekte ihn mit dem Finger in die Brust. „Mach hier jetzt mal keinen auf Hobbypsychologen, ja? Die Rolle steht dir nämlich überhaupt nicht", erklärte sie hitzig.
Gut. Wut war viel gesünder als Angst.
„Nur weil ich denke, dass ich mein Leben auch ohne dich weiterführen kann, nur weil ich Red Grove und alles und jeden in dieser schrecklichen Stadt zurücklassen will, heißt das nicht, dass ich eine verängstigte und verletzte hilflose Frau bin."
John umfasste ihr Handgelenk. „Das habe ich auch nie behauptet", erklärte er.
„Doch, das hast du", sagte sie, aber ihre Wut ließ nach. „Du hast gesagt ..."
„... dass ich dich nie verletzen würde", unterbrach John sie. Sie stand ihm jetzt so nahe, dass er ihr heftiges Atmen an seinem Körper spürte. Lucy sah ihn trotzig an. „Ich wünschte, ich könnte dir glauben."
Er zog sie in seine Arme. „Das wünsche ich auch, Lucy."
Lucy hatte das kostbare Chinaporzellan in der dunklen Anrichte im Esszimmer entdeckt. Ein paar Teile waren angeschlagen, aber es war immer noch genügend da, um den Tisch für drei Personen einzudecken. In der Mitte stand ein bunter Blumenstrauß, und im Ofen schmorte eine Pastete.
Als sie das Besteck neben die Teller legte, warf sie einen Blick auf das Telefon. Sheriff Maples hatte den Anruf des Rippers als Streich abgetan und nicht weiterverfolgt. Dennoch hatte er John empfohlen, sich ein Telefon mit Display anzuschaffen, von
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