Tiffany Duo Band 128
an und zog sie auf seinen Schoß, bis ihr Gesicht seinem ganz nahe war. Dann begann er erneut zu spielen, wobei er sie ansah. „Du kommst nur im Morgenrock hier herein und sagst, dass du gehen willst?" Seine Stimme klang nicht ärgerlich, nur leicht verbittert. Dabei wollte sie nicht gehen. Sie wäre zufrieden damit, hier für immer sitzen zu können, den Moment zu genießen und sich von John die Dämonen der Vergangenheit vertreiben zu lassen. „Nicht, dass ich gehen will - es ist nur, dass ich gehen sollte ", verbesserte Lucy sich zögernd. „Ich kann doch nicht für immer hier bleiben."
Er sah sie an. „Und warum nicht?"
Sie wusste keine Antwort. Er drängte sie nicht, sondern spielte ein fach weiter. „Sing für mich, Lucy", bat er.
„Was?" Sie versteifte sich in seinen Armen.
„Sing für mich", wiederholte er.
„Ich kann nicht."
Er lächelte sanft. „Nun, entweder dieses Lied oder ,Yesterday' oder ,My Way' von Sinatra. Etwas anderes kann ich nicht spielen."
„Es ist nicht das Lied", erklärte Lucy erschöpft. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht ."
„Versuch es", drängte er. „Du denkst, es nicht zu wissen, wäre besser, aber das stimmt nicht. Nichts ist schlimmer, als es nicht zu wissen. Versuch es. Nur einen Ton."
Lucy holte tief Luft und gehorchte, überzeugt davon, dass sie nur ein heiseres Krächzen hervorbringen würde, Aber so war es nicht, und John lächelte.
„Siehst du? Das war doch gar nicht so schlecht. Wie ist es mit drei Tönen?"
Sie versuchte den Refrain zu singen, während John sie auf dem Klavier begleitete. Sie hatte nicht mehr die Stimme von früher, aber auch so klang es nicht schlecht. Irgendwie reifer, sinnlicher. Er musste sie nicht noch einmal bitten zu singen.
Und dann sangen und spielten sie den ganzen Beatles-Song. John lächelte, und in dem Moment wusste Lucy, dass sie ihn liebte. Dieser Mann hatte ihr innerhalb von zwei Wochen mehr gegeben als jeder andere, den sie kannte.
Als das Lied zu Ende war, küsste sie ihn fest auf den Mund. Die letzten Töne hingen noch in der Luft, als er sie an sich zog und festhielt. „John", flüsterte Lucy, „was trägst du unter dem Bademantel?"
„Nichts", hauchte er.
„Das dachte ich mir."
Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte 3.15 Uhr.
Es war dunkel, und Lucy schlief tief mit einem friedlichen Lächeln im Gesicht. John hätte sie am liebsten geweckt und liebkost, aber er hielt sich zurück. Er war es, der das friedliche Lächeln verursacht hatte.
Überraschenderweise vertraute sie ihm und fühlte sich bei ihm sicher genug, ihre Ängste zu besiegen.
Am Anfang ihrer Bekanntschaft hatte sie ihm einmal gesagt, dass sie nicht viel schlief. Doch seit sie bei ihm war, hatte sie schon oft lange und fest geschlafen, als wenn sie etwas nachzuholen hätte. Und sogar dann, wenn es dunkel war.
Noch nie hatte ihm jemand so sehr vertraut. Claire ganz bestimmt nicht. Sie hatte immer behauptet, er wäre ein egoistischer Ehemann, und hatte das so oft wiederholt, dass er schon angefangen hatte, es zu glauben. Als er das mit Adam und den anderen herausgefunden hatte, hatte sie nach Entschuldigungen für sich gesucht und gesagt, dass er sie ignoriert hätte, weil er sie nicht mehr liebte, Vielleicht hatte sie Recht, und es war sein Fehler gewesen.
Er hatte sie nie so gewollt, wie er Lucy Fain wollte, war nie nachts wach geblieben, nur um sie anzusehen. Die Scheidung hatte ihn damals verbittert, weil er sich verraten gefühlt und nicht, weil er den Verlust Claires bedauert hatte.
John dachte daran, was Claires Vater ihm erzählt hatte. Ob Claire überhaupt gewusst hatte, wer der Vater ihres ungeborenen Kindes war? Und wenn ja, hatte sie es dem Betreffenden gesagt? Willis hatte gemeint, es wäre gut für seine Tochter gewesen, ein Kind zu bekommen. Dass sie ihrem Leben dadurch einen neuen Impuls hätte geben können. Doch John wusste es besser. Claire war immer viel zu egoistisch gewesen, als dass sie eine gute Mutter hätte sein können, zu ichbezogen, um die Bedürfnisse eines Kindes vor ihre eigenen zu stellen.
Lucy hingegen wäre mit Sicherheit eine wundervolle Mutter. John grinste in sich hinein, als ihm dieser Gedanke kam. Verdammt, diese Frau hatte seine Gefühlswelt wirklich vollkommen durcheinander gebracht. Sie bewegte sich ein wenig, und er hielt den Atem an. Ob sie wieder voller Furcht erwachen würde? Aber sie schlug die Augen auf und lächelte, als sie ihn sah.
„Warum bist du wach?" fragte sie.
„Weil
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