Tiffany Duo Band 128
ich dich ansehe", erwiderte er.
Da griff sie nach seinem Arm und zog ihn zu sich, um ihren Kopf auf seine Brust zu legen.
Lucy betrachtete die Notizen auf dem Tisch und versuchte, ihre pochenden Kopfschmerzen zu ignorieren. Hier auf diesen Blättern musste des Rätsels Lösung zu finden sein - irgendein Hinweis, ein Zeichen, das sie bisher übersehen hatte. So war das doch immer in den Krimiserien ... wenn er nur oft genug darauf starrte, fiel dem Kommissar ,meistens das fehlende Puzzleteilchen in die Augen. Aber das hier war nicht Fernsehen, sondern Realität. Nichts - rein gar nichts - sprang ihr aus den Notizen hoch und rief hier ist die Lösung .
„Wo steckt Columbo nur, wenn man ihn braucht?" murmelte sie. Adam war gerade gegangen, nachdem er in seiner Mittagspause nach ihr gesehen hatte. Lucy hatte sich um Höflichkeit bemüht, aber sie fragte sich, ob er ihre Wut bemerkt hatte. Sie hatte ihn nicht ansehen können, nicht einmal ein Lächeln hatte sie zu Stande gebracht. Adam hatte John betrogen. Brüder sollten so etwas einander nicht antun, sollten mehr Respekt voreinander haben. Was für ein Jammer, dass die beiden es zugelassen hatten, dass eine Frau zwischen sie gekommen war.
In einem Anfall plötzlicher Wut drehte Lucy Claires Foto um. Sie wollte das Gesicht dieser Frau nicht mehr sehen. Aus Johns Arbeitszimmer drang das stete Klappern der Computertastatur. Er surfte gerade im Internet nach Hintergrundinformationen über eine Firma, deren Aktien er vielleicht kaufen wollte, aber er hatte die Tür aufgelassen und erschien alle fünfzehn Minuten für einen flüchtigen Kuss. Doch Lucy ließ sich nicht täuschen. Er überwachte jeden ihrer Schritte genauso, wie Sheriff Maples und Adam es taten.
Jetzt hatte sie schon zwei Mal nachts durchgeschlafen. Sie hatte keine Albträume gehabt, keine Panik, keine unsichtbaren Hände um ihre Kehle gespürt. Solange John bei ihr war, würde sie weiterhin nachts schlafen können. Und wenn sie ging ... ach nein, darüber schaffte sie es noch nicht einmal nachzudenken.
Sie liebte John, aber leider machte das keinen Unterschied. Paul hatte in ihrem Leben solche Verheerungen angerichtet, ihr so viel Schmerz und Furcht bereitet, dass sie für immer davon gezeichnet war. Nie wieder würde sie sich einem anderen Mann vollkommen anvertrauen. Man konnte eben nicht alles auf einmal haben. Leider.
Außerdem wäre es John gegenüber unfair gewesen, auch nur an Bleiben zu denken. Lucy hatte die Fähigkeit verloren, sich ganz und gar einem anderen Menschen hinzugeben. Aber genau das musste eine Frau tun, wenn sie John davon heilen wollte, was Claire ihm angetan hatte. Ohne absolute Hingabe kein Vertrauen. Und dafür bin ich leider die denkbar ungeeignetste Kandidatin, gestand Lucy sich seufzend ein. Was hätte sie darum gegeben, wenn es anders gewesen wäre.
Und sie war sich sicher, dass es John recht war, wenn sie wieder ging. Sie hatte doch gesehen, wie er lebte - das alte Haus, der verbeulte Ford und gerade so viel persönlicher Besitz, dass er ihn mühelos innerhalb von fünfzehn Minuten ins Auto packen konnte. John war ein Freigeist. Er brauchte die Ungebundenheit und verließ sich einzig und allein auf sich selbst. Das hatte ihm das Leben auf schmerzliche Weise beigebracht.
Lucy drehte Claires Foto wieder um. Das war doch kindisch, diese Eifersucht. John war mit seiner Frau nicht glücklich gewesen und außerdem ging sie das alles auch gar nichts an. Trotzdem - Claires Lächeln war sehr betörend, das musste sie eingestehen. Das Telefon klingelte, und Lucy sprang auf, froh um die Ablenkung. „Ich gehe!" rief sie in die Richtung von Johns Arbeitszimmer. Er hatte wohl einen Apparat dort oben, doch in den letzten Tagen war es immer wieder vorgekommen, dass jemand angerufen und dann aufgelegt hatte. Wahrscheinlich irgend so ein sensationslüsterner neugieriger Mensch, der nur hören wollte, wie John sich meldete, um danach aufzulegen.
Lucy hob den Hörer ab. „Hallo?"
Schweigen, aber am anderen Ende war jemand. Sie hörte den Atem. „Hallo?" sagte Lucy etwas lauter.
Keine Antwort, nur das Atmen, Sie sollte auflegen. „Hören Sie zu, wer immer Sie auch sind", fauchte sie. „Wir haben Besseres zu tun, als ständig Ihre ..."
„Hallo, Lucy", unterbrach sie ein diabolisches Flüstern.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Diese Stimme würde sie aus Tausenden erkennen. Es war der Ripper. „Hast du mich vermisst?" flüsterte er.
Lucy konnte nicht auflegen, auch wenn sie am
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