Tiffany Duo Band 128
verhaften."
„Weswegen?" sagte Lucy herausfordernd.
„Mir wird schon etwas einfallen."
John schloss die Akte, als er Lucy rufen hörte. Er war noch längst nicht fertig. Rasch stellte er die Unterlagen wieder zurück und glitt aus dem Fenster.
Es hatte nichts Neues in der Untersuchungsakte gestanden, aber alles auf einen Blick zu sehen, hatte ihm geholfen. Claire war an einem Mittwoch ermordet worden, die anderen beiden Frauen an einem Freitag. Ob das wichtig war? Ann Fanton hatte an dem Tag ihres Mordes eine Verabredung ins Kino abgesagt, weil sie laut Aussage einer Freundin „andere Pläne" gehabt hatte. War sie mit dem Ripper verabredet gewesen? Claires Mord war der brutalste von allen gewesen, und John war sich sicher, dass sie kein zufälliges Opfer gewesen war. Er lief zu seinem Auto. Adam und Lucy würde er zu Hause treffen. Es war klüger, wenn sie nicht zusammen gesehen wurden.
Adams Auto stand auf dem Parkplatz, doch von ihm selbst war nichts zu sehen. Lucy trat an den Wagen. Er war verschlossen. Sie warf einen Blick zu den Bäumen, wo John gewartet hatte. Sie hätte zu gerne gewusst, ob er etwas herausgefunden hatte, aber sie musste sich gedulden.
„Lucy."
Das Flüstern war so leise, dass sie erst dachte, sie hätte sich verhört. Aber dann kam es erneut. „Lucy".
Sie bog um die Ecke. Rief da John nach ihr? Nichts war zu sehen.
„John?" flüsterte Lucy und drang in das Unterholz ein. Das Fenster zu Maples Büro war an der Rückseite des Gebäudes.
Als sie an der Mülltonne vorbeikam, schoss eine schwarz gekleidete Gestalt hervor und legte ihr die Hand auf den Mund. „Hallo, Lucy", flüsterte der Mann. „Macht es dir Spaß?" Die Maske sah über ihre Schulter.
Lucy stieß den Ellbogen nach hinten, aber es hatte keine Wirkung.
„Sei ein braves Mädchen. Benimm dich", sagte er ausdruckslos. „Sonst muss ich dir wehtun." Sie sah das Messer, als er den Arm hob, aber er hielt sie so fest, dass sie sich nicht bewegen konnte.
Der Mann seufzte tief auf. „Dabei will ich dir doch gar nicht wehtun", sagte er, „du hast genug gelitten. Paul hat dich verletzt, dich fast umgebracht. Vielleicht töte ich ihn, wenn ich hier fertig bin."
Lucys Herz raste, und sie begann zu schwitzen. Das konnte nicht sein. Sie hatte niemandem von Paul erzählt. Nur John.
„Ich verliebe mich in dich", flüsterte er. Das Messer tanzte vor ihrem Gesicht, als der Mörder zu singen begann: „Yesterday, all my troubles were so far away..."
Die Tränen strömten ihr über die Wangen. Das hier war schlimmer als ein Albtraum. John war nicht der Mann, der zu sein er vorgegebenhatte. Sie hatte ihm vertraut. Und sie hatte sich in ihn verliebt. Ach, jetzt konnte er sie auch töten, denn innerlich war sie bereits in diesem Moment gestorben.
Plötzlich ließ er sie los. „Ich kann es nicht", flüsterte er und wich zurück. „Ich liebe dich zu sehr."
Lucy sank zu Boden und kämpfte um Beherrschung. Es konnte nicht John sein, das d urfte einfach nicht sein. Er war anständig und unschuldig und ... verdammt, aber niemand sonst wusste von Paul oder von dem Beatles-Song, den sie gesungen hatte.
Als sie aufsah, war der Ripper verschwunden. Zitternd ging Lucy zurück zum Parkplatz. Es konnte nicht John sein , dachte sie dann erleichtert. Der Ripper hatte sie ja angerufen; als John ... die Erleichterung verschwand so schnell, wie sie gekommen war. John war in seinem Arbeitszimmer gewesen, wo noch ein Telefon stand...
Und jetzt? Lucy lehnte sich erschöpft an die Wand. Sollte sie wieder zum Sheriff laufen und ihm sagen, sie wüsste, wer der Ripper war? Langsam ging sie weiter. Adam lehnte an seinem Wagen und wartete auf sie. Wo, zum Teufel, hatte er gesteckt? Jetzt kam auch Sheriff Maples aus dem Gebäude heraus - war er vorhin nur kurz aus dem Fenster geschlüpft? Lonnie Philips fuhr auf den Parkplatz und stieg schwitzend aus - wie ein Mann, der gerannt war und gekämpft hatte. Lucy hatte alle im Verdacht. Aber keiner von ihnen wusste über Paul Bescheid.
„Lucy, alles in Ordnung?" Adam kam zu ihr.
Sie drehte sich um und rannte davon.
15
John war zwar erst fünf Minuten zu Hause, aber er begann bereits, sich ernsthafte Sorgen zu machen. Lucy und Adam hätten längst zurück sein müssen. Er trat auf die Veranda und hielt Ausschau. Ob Maples ihr Spiel durchschaut hatte? Verdammt, er hätte diesem Plan nie zustimmen dürfen.
Dann hörte er einen Wagen, aber es war nur Sally, die gerade aus der Ausfahrt fuhr. Maples würde
Weitere Kostenlose Bücher