Tiffany Duo Band 128
gesehen.
Ohne zu überlegen schlüpfte Lucy durch das offene Fenster und eilte im Nachthemd zur Veranda von Johns Haus. An der Tür zögerte sie und lauschte auf die Noten, die John so freudlos spielte. Ob er ihr zuhören würde? Wie entschuldigte man sich bei jemandem, den man des Mordes für schuldig hielt? Wie sagte man jemandem, dass man ihn liebt, wenn man selbst nicht mehr an die Liebe glaubte?
Lucy legte die Hand auf die Verandatür, die quietschend aufsprang. Dann ging sie ins Wohnzimmer hinein. „Ich habe dich spielen gehört ... " begann sie zögernd. „Die Musik war so schön, und du weißt ja, dass ich nicht schlafen kann."
John sah sie an, und sein Gesicht war ausdruckslos. „Träume ich?" fragte er leise. Dann drehte er ihr den Rücken zu und begann wieder zu spielen.
„Tapferes kleines Ding, was?" fragte er bitter. „Wie mutig, dass du ohne Leibwächter hierher kommst. Wartet Sheriff Maples draußen?" Lucy antwortete nicht.
„Vielleicht bist du endlich der Köder, der du immer sein wolltest", fuhr er leise fort. „Soll ich versuchen, dich umzubringen, und im richtigen Moment kommt der Sheriff?" Seine Stimme wurde mit jedem Wort schärfer. Als Lucy ihm die Hand auf die Schulter legte, zuckte er zusammen.
„Es tut mir Leid, John", erklärte sie.
„Entschuldigung angenommen", sagte er kurz. „Machs gut." So glatt war sie entlassen. Am besten sie ging auf der Stelle. Es war besser für ihn, wenn er sie hasste. Doch sie ging nicht, sondern strich ganz vorsichtig über seinen Hals.
„Der Ripper hat mich gestern Nachmittag wieder angegriffen", sagte sie.
John zögerte und bedeckte ihre Hand dann mit seiner. „Was ist passiert?"
„Er hat mich gehen lassen", erzählte Lucy, „aber erst ... er sagte, er sei in mich verliebt. Und Paul habe mich genug verletzt, da wolle er es nicht auch noch. Dann sang er ,Yesterday' ..." Ihre Stimme brach. John könnte ihr sicher nie vergeben, dass sie ihn für einen Mörder gehalten hatte, aber er sollte es wenigstens verstehen. „Ich dachte, du wärst es gewesen", gab sie zu. „Niemand sonst wusste von Paul ... und unserer Liebe."
Sie schwieg und wartete, dass er sie von sich stoßen würde. Doch das tat er nicht. Sanft liebkoste er ihre Wange. „Du weißt, dass ich es nicht war?" fragte er dann.
Lucy nickte. „Jetzt weiß ich es."
John küsste sie. „Es tut mir Leid, dass du das alles alleine durchmachen musstest. Liebes, was musst du für eine Angst gehabt haben!"
„Woher wusste der Ripper von Paul und unserem Lied?" fragte er nach einer Pause, und seine Muskeln spannten sich plötzlich an. „Der Hund hat hinter uns herspioniert. Die ganze Zeit ..""
„Ich glaube, Danny Neil ist der Täter", unterbrach Lucy ihn schnell. „Es gibt da ein Fenster in seinem Haus, wenn man das öffnet und hinausschaut, kann man fast alles hören, was sich in deinem Haus abspielt. Außerdem", sie zögerte kurz, „hatte Danny letztes Jahr eine Affäre mit Claire." Lucy sah John an. „Ich denke, wir sollten zum Sheriff gehen."
Er schüttelte den Kopf. „Ich mag Danny nicht, aber was du als Beweis anführst, ist noch schwächer als alles, was gegen mich spricht." „Ich weiß, aber er ist so ... so ..."
„Er erinnert dich an deinen Exmann, nicht wahr?"
Lucy erschauerte, weil er Recht hatte. Danny war von Beruf Vertreter, genau wie Paul. Er war gelegentlich schlecht gelaunt und ein Großmaul, aber das machte ihn noch nicht zum Mörder.
John sah sie an. „Hast du Sheriff Maples schon davon erzählt?"
„Nein", sagte sie leise.
„Warum nicht?"
„Ich konnte es nicht. Weil ..." Weil ich dich liebe . Sie sprach die Worte nicht aus, aber John wusste, was sie sagen wollte. In seinen Augen spiegelte sich plötzlich Glanz.
Er küsste sie voller Sehnsucht. Lucy erwiderte seinen Kuss mit aller Leidenschaft, die sie in sich trug.
Plötzlich blinkten rote und blaue Lichter durch den Raum, und Schritte kamen auf die Tür zu, ehe es klingelte und jemand heftig an die Tür pochte.
Lucy sprang von Johns Schoß, aber er zog sie zurück. „Ich gehe", sagte er.
„Nicht", flüsterte sie, aber John hatte schon die Hand an der Klinke.
Sheriff Maples kam hereingestürmt. „Wir haben einen Durchsuchungsbefehl", sagte er kurz und drückte John ein Stück Papier in die Hand. „Und den müssen Sie unbedingt vor sechs Uhr früh ausführen", gab er trocken zurück. „Na los. Ich habe nichts zu verbergen."
Lonnie Philips zog sich Gummihandschuhe an und begab sich in den
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