Tiffany Duo Band 128
gebräunten Haut auch nicht nötig.
Die Frau kam ihm irgendwie bekannt vor, obwohl er sicher war, ihr nie persönlich begegnet zu sein. An dieses auffällige Gesicht hätte er sich erinnert. Gar nicht zu reden von dem Körper, der dazugehörte.
Evan ließ den Blick von Lissas Hals zu ihren vollen, hohen Brüsten unter dem elastischen blauen Top gleiten. Bei dem nackten Streifen zwischen dem Oberteil und dem Bund ihrer Shorts hielt er inne. Es war merkwürdig. Bisher hatte er die Taille einer Frau nie als sonderlich erotischen Körperteil betrachtet. Doch diese winzigen Erhebungen und Vertiefungen sowie der zierliche Nabel fanden sofort seine männliche Anerkennung.
Erst recht ihre Beine. Sie streckten sich scheinbar endlos unter ihren Shorts hervor.
„Mein Name ist Lissa", riss sie ihn aus seinen Gedanken und schob die Haarsträhnen zurück. Ihren Nachnamen erwähnte sie nicht, und Evan hütete sich, danach zu fragen. Die Frau hatte zwar den Körper einer Venus. Doch die aufreizenden Kurven waren gepaart mit den Eigenschaften eines Kaktus.
„Der Straßengraben läuft ein Stück weiter vorn aus", erklärte sie. „Dort werde ich wenden und Sie zurück ins Krankenhaus in LaGrange fahren. "
Evan wollte Lissa nicht stärker beanspruchen, als er es schon tat. „Ich brauche keinen Arzt. Nur ein Telefon, um den Straßendienst anzurufen."
„Die Abschürfungen auf Ihrem Rücken sollten behandelt werden."
„Sie sind nicht so schlimm. Wie heißt die nächste Ortschaft?"
„Paradise."
Paradise - Paradies ... Evan zog misstrauisch eine Braue hoch. Trotz seines Rufs als hervorragender Ermittler, der die Lügen eines Zeugen sofort durchschaute, war er nicht sicher, ob Lissas Antwort spöttisch gemeint war oder nicht.
Sie bemerkte seinen fragenden Blick. „Paradise besteht aus dem, was von einer Bergwerksstadt übrig geblieben ist", erklärte sie. „Es liegt etwa drei Meilen weiter südlich."
„Einen Ort mit diesem Namen habe ich leider nicht auf der Landkarte entdeckt. "
„Das wundert mich nicht. Er ist vor gut zehn Jahren von den meisten Karten verschwunden."
Genau aus diesem Grund hatte Lissa ihn als Zuflucht gewählt. Das winzige, staubige, verlassene Paradise lag inmitten des heißesten Landstrichs, den Gott geschaffen hatte. Seine Abgeschiedenheit gab ihr jene Anonymität, die sie brauchte, um ihre Wunden zu pflegen.
„Gibt es ein Telefon in Paradise?" fragte ihr Passagier. „Und eine Kneipe, wo man einen kühlen Drink bekommen kann?"
„An der Tankstelle ist eine Art Bar mit einem Münztelefon."
„Dann brauchen Sie nicht umzukehren. Setzen Sie mich einfach im Paradies ab", sagte er lächelnd und hoffte, dass sie auf seinen Scherz einging.
Lissa hielt den Blick auf die Straße gerichtet und reagierte nicht. Hoffentlich begriff er diesen Wink. Die meisten Juristen konnten es nicht lassen, ständig Fragen zu stellen und nachzubohren.
„Sind Sie aus dieser Gegend?" fragte Evan kurz darauf.
„Ich lebe hier", antwortete sie mit eisiger Stimme, um ihn von einer weiteren Unterhaltung abzuschrecken. Paradise gefiel ihr sehr. Sie hatte ihren Frieden in diesem einsamen Ort wiedergefunden, ein Maß an Zufriedenheit, das sie nicht mehr für möglich gehalten hätte. Seit drei Jahren zahlte sie ihre restlichen Schulden ab, indem sie komponierte und ihre Songs unter einem Pseudonym verkaufte. Seit drei Jahren erholte sie sich in völliger Abgeschiedenheit von der Schande ihres Prozesses.
Allerdings ...
Seit kurzem kam ihr Paradise nicht mehr so friedlich oder einsam vor wie bei ihrer Ankunft. Ein paar Mal hatte sie einen Wagen bemerkt, der am Stadtrand geparkt war. Vorige Woche hatte die zottige Promenadenmischung, die sich unter ihrem. Wohnwagen niedergelassen hatte, ein wütendes Gebell angestimmt. Außerdem hatte sie neuerdings das merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werden, wenn sie ihre Post und ihre Schecks mit den Honoraren abholte, die Mrs. McNabb ihr nach LaGrange nachschickte. Normalerweise hätte sie dieses Gefühl als Nervosität abgetan. Doch sie war sicher, dass ihre Briefe geöffnet worden waren.
Bei dem Gedanken, dass jemand sie aufgespürt hatte und ihr heimlich auflauerte, wurde es Lissa ganz elend. Sie hatte sich in Paradise vergraben, um der Reporterschar und den wütenden Fans zu entkommen, die sie enttäuscht hatte. Die Leute wollten einfach nicht glauben, dass die Millionen, die Doc in ihrem Namen veruntreut hatte, gemeinsam mit dem Mann verschwunden waren. Sie, Missy Marie, hatte
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