Tiffany Duo Band 77
sich fühlte, oder vielleicht sogar noch entsetzlicher? Er konnte es nicht entscheiden, vor allem deshalb, weil der Spiegel bedrohlich schwankte. Himmel, er mußte auf der Stelle wieder zurück ins Bett!
Er sah an sich hinunter und stellte fest, daß er nackt war. Seltsam. Daran, daß er sich ausgezogen hatte, konnte er sich gar nicht mehr erinnern.
Nun, immerhin schien er ansonsten heil zu sein. Bis auf seinen steifen Nacken, die Muskelschmerzen, die jämmerliche Übelkeit und den hämmernden Kopfschmerz war er anscheinend okay.
Irgendwie schaffte er es dann doch, unter die Dusche zu kommen. Er drehte sie voll auf, und ein harter, eiskalter Strahl prasselte auf ihn herab. Ah, tat das gut! Das würde ihm gleich wieder einen klaren Kopf verschaffen. Er tastete mit geschlossenen Augen nach der Seife, bekam sie zu fassen, kurz darauf glitschte sie ihm aus der Hand und fiel polternd auf den Boden des Duschbeckens. Fluchend bückte er sich, und es verging einige Zeit, bis er sie endlich gefunden hatte. Schließlich jedoch hatte er es geschafft und er seifte sich, mittlerweile vor Kälte zitternd, von Kopf bis Fuß ein. Dabei wunderte sich darüber, daß er den Duft der Frau aus seinem Traum noch immer in der Nase hatte. Sehr seltsam.
Als Brian aus dem Bad ins Schlafzimmer zurückkam, sprang Shelly aus dem großen Ohrensessel, der in der entferntesten Ecke des Zimmers stand, auf. Hatte sie womöglich dort die ganze Nacht verbracht?
„Hi", begrüßte er sie leicht verlegen, wobei er sich seine noch immer schmerzenden Schläfen rieb.
„Hi", gab sie zurück und wich seinem Blick aus.
Sie war bereits angezogen und wirkte blaß, fast durchsichtig. Richtig zerbrechlich sah sie aus, die Schramme an ihrer Schläfe verstärkte diesen Eindruck noch. Über Nacht war sie blau angelaufen und sah um einiges schlimmer aus als gestern.
Als Shelly ihn schließlich doch ansah, erschien es ihm, als hätte sie vor noch nicht allzu langer Zeit geweint. Ihre Augen waren gerötet und leicht verquollen.
Was um alles in der Welt stimmte nicht mit ihr?
„Shelly?" fragte er vorsichtig. Augenblicklich wandte sie sich wieder von ihm ab. Wie merkwürdig.
Sie sagte kein Wort. Sie tat nichts. Sie stand einfach nur da, halb mit dem Rücken zu ihm, die Arme um sich geschlungen, so als wäre ihr kalt.
„Danke, daß du mich ins Hotel zurückgebracht hast", begann er wieder, sich langsam vorzutasten.
Ihre Antwort war nur ein eiskalter Blick, doch ihre Wangen hatten sich plötzlich gerötet. Die Atmosphäre erschien ihm mit einem Mal frostig, so frostig, daß er meinte, die Kälte fast mit den Händen greifen zu können. Ein ungutes Gefühl stieg in ihm auf.
„Du hast mich doch hierher gebracht, oder?"
„Ja", antwortete sie in einem Tonfall, als könne sie nicht glauben, daß er eine solch überflüssige Frage stellte. Er mußte ja wirklich völlig weg gewesen sein letzte Nacht...
Die Pillen waren schuld, weißt du..." Daß dies nicht als Entschuldigung herhalten konnte für den Fall, daß er sich daneben benommen hatte, wußte er nur allzu gut. Doch vielleicht ließ sie es wenigstens als Erklärung gelten.
„Was?" schrie sie ihn an.
„Die Pillen - die, die uns der Arzt mitgegeben hat. Mein Nacken und meine Schultern - alles hat mir doch wehgetan gestern..." Himmel, er brachte heute wirklich keinen vollständigen Satz heraus. „In der Kirche, na ja, ich habe vorher zwei Aspirin genommen und... und dann hinterher noch ein paar von den anderen Tabletten. Und das alles gemixt mit Champagner..."
„Pillen?" Shelly fühlte seinen Blick auf sich ruhen, ihre Wangen brannten wie Feuer, und sie überlegte fieberhaft, was er aus diesem Umstand wohl schloß. Sie konnte noch immer nicht glauben, daß sie es war, der dies alles passierte, und zur gleichen Zeit fiel ihr ein Stein vom Herzen, daß es so war, wie es war. Er erinnerte sich an nichts mehr.
Sie hatte gedacht, er wäre einfach nur betrunken gewesen - was sie verwirrt hatte, denn es war völlig untypisch für ihn. Sie war ja während des Empfangs die ganze Zeit über bei ihm gewesen, er hatte zwar reichlich Champagner getrunken, so viel allerdings auch wieder nicht.
„Shelly?” Er starrte sie an, als ob er versuchte, ihre Gedanken zu lesen. Als ob er ahnte, daß sie etwas vor ihm verbarg. „Stimmt irgend etwas nicht?"
„Nein, nein, alles ist in Ordnung", beruhigte sie ihn und wich zurück, als er auf sie zukam.
„Was war letzte Nacht los?"
„Du bist umgekippt", log sie mit
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