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Tiffany Duo Band 77

Titel: Tiffany Duo Band 77 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ROSEMARY GRACE , SALLY TYLER HAYES
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verzaubert. So wurden aus den geplanten sechs Wochen acht Monate."
    „Sagen Sie - was hat Ihren Vater und Bruder eigentlich entzweit?" „Kurz bevor meine Mutter krank wurde, wurde Matt zum Militär eingezogen. Vietnam, erinnern Sie sich?"
    „Ich mag zwar älter sein als Sie, aber an Gedächtnisstörungen leide ich noch nicht."
    Lonnie warf Sam einen ärgerlichen Blick zu. „Jedenfalls - Matt hat sich gedrückt und ist in Mexiko untergetaucht. Pa hat ihm das bis heute nicht verziehen."
    „Aber es ist doch so lange her", wandte Sam ein. „Und Ihr Bruder war nicht der einzige Deserteur. Präsident Carter hat in den Siebzigern für alle eine Generalamnestie erlassen."
    „Ich weiß. Wissen Sie, mein Vater verübelt Matt nicht nur, daß er sich vor dem Militär gedrückt hat. Kurz nachdem er über alle Berge war, kam zu Hause ein Unglück zum anderen. Meine Mutter wurde krank, dann brannte die Küche der Taverne aus."
    „Taverne?" Sams Gesicht war ein großes Fragezeichen.
    „Wir besaßen einen Tanzschuppen außerhalb von Dallas. Country und Western, Sie wissen schon."
    Er schüttelte den Kopf. „Hab' ich nie probiert."
    „Oh, ich wette, Sie sind ein Naturtalent", zog sie ihn auf.
    „Also... ich weiß nicht recht..."
    „Sie stehen wohl mehr auf Ballett."
    „Eher auf langsamen Jazz in einer Tanzbar."
    Lonnie sah ein Bild vor sich - sie und Sam, wie sie im Schummerlicht einer Bar zu den sinnlichen Klängen eines Saxophons tanzten,  seine Hand über ihren Rücken gleitend...
    „Und... was passierte dann?"
    „Ähm... wie?"
    „Was wurde aus dem... Tanzschuppen?"
    Sie mußte lachen, weil er das Wort so mühsam herausbrachte - wie  eine fremde Vokabel. „Junge, Junge, Sie sind wirklich ein City  Mensch."
    Er runzelte die Stirn.
    „Wir mußten ,Stockton's Taverne' aufgeben."
    „Das war sicher ein schwerer Schlag. Aber was hat Sie nach Pittsburgh gezogen?"
    Lonnie ließ das goldene Medaillon durch ihre Finger gleiten. Der  antike Filigranschmuck war ein Geschenk ihrer Mutter. „Die Universitätsklinik mit der Spezialabteilung für Transplantationen. Organübertragungen waren damals eine revolutionäre Neuheit in der Medizin und... na ja, es hat Mamas Leben immerhin um ein paar Jahre verlängert."
    „Und Sie sind nie nach Texas zurückgegangen?"
    „Nein, mein Vater hatte sich umschulen lassen und bekam einen  guten Job beim Stahlwerk. Kein Blick zurück. Mama war seine Geschäftspartnerin gewesen, verstehen Sie? Er wollte nicht wieder nach  Texas und in Erinnerungen leben. Er wollte neu anfangen."
    „Ich verstehe." Sam trank einen Schluck und musterte Lonnie aufmerksam. „Und Sie gingen nach Italien."
    Lonnie merkte, daß er ihr zuhörte, wirklich zuhörte, und wieder war  sie überrascht. Vielleicht war Triver doch kein so übler Typ.
    „Wie gesagt, da mein Vater nichts mehr von Matt wissen wollte und  seine Unnachgiebigkeit mich auf die Dauer frustrierte, beschloß  ich...`
    „Moment", unterbrach Sam, „sagten Sie nicht, Ihr Bruder wurde  eingezogen, bevor Ihre Mutter erkrankte?"
    Lonnie nickte.
    „Wie kann Ihr Vater Matthew dann vorwerfen, er hätte die Familie in einer schwierigen Zeit im Stich gelassen? Ihr Bruder war untergetaucht. Wußte er überhaupt, daß Ihre Familie in Not war? In meinen Augen macht diese Sache überhaupt keinen Sinn."
    „Sie müssen das verstehen, Sam. Wenn Menschen leiden, dann denken sie nicht mehr logisch. Ihr Verstand mag ihnen das eine sagen, aber ihre Gefühle sagen etwas anderes. 
    Pa brauchte jemanden, dem er die Schuld an Mamas Tod zuschieben konnte. Den lieben Gott oder den Teufel zu beschuldigen, ist lange nicht so einfach, wie einen Menschen als Sündenbock hinzustellen. Wir hatten jahrelang keinen Kontakt zu Matt, aber in Pas Kopf wurde er der ,Was-wäre-wenn`. 
    Was, wenn Matt dagewesen wäre, um zu helfen? Was, wenn Mama nicht ständig überarbeitet gewesen wäre? Was, wenn Pa vor der Rekrutierungsbehörde hätte begründen können, daß sein Ältester im Familienbetrieb gebraucht würde? All diese ,Wenns` - Grübeleien um Dinge, die hätten passieren können. So zu denken bringt nichts als Trübsinn und Unzufriedenheit."
    Sam schwieg und machte ein beklommenes Gesicht, und Lonnie fragte sich, was in ihm vorging. Sie mußte irgend etwas gesagt haben, das ihn beschäftigte. Aber was?
    Er sah Lonnie nicht an, als er endlich sprach. „Ihr Vater hat Ihrem Bruder Matt bis heute nicht verziehen?"
    „Nicht ausdrücklich, aber immerhin telefonieren sie

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