Tiffany Duo Band 77
die sehnigen Muskeln und die feinen dunklen Härchen auf gebräunter Haut.
Sie fragte sich, woher er seine Bräune hatte. Wahrscheinlich Tennis oder ab und zu ein Golf-Wochenende in Florida. Irgend etwas Reiches, vermutete sie, und in diesem Moment erschien ein Korb mit Brötchen in ihrem Blickfeld. Gott sei Dank, daß sie jetzt auf etwas anderes starren konnte als auf kräftige Männerarme.
„Warum nicht, Lonnie? Mögen Sie mich nicht?"
Die Worte waren so leicht dahingesagt, daß Lonnie glaubte, er wolle sie entweder hänseln oder mit ihr flirten. Sie maß ihn mit einem abschätzenden Blick.
„Sie sind mein Boss", schoß sie zurück. „Da muß ich Sie doch mögen, oder?"
Sam antwortete nicht mit Worten. Statt dessen ließ er den Blick langsam, ganz langsam von ihrem Gesicht bis zu ihrer Taille wandern und wieder zurück.
Hitze durchströmte sie. In ihrem Magen flatterten Schmetterlinge. Nicht nervös werden, Stockton! redete sie sich zu. Ganz cool bleiben - so cool wie er.
Sie stützte die Arme auf den Tisch und beugte sich zu ihm vor. „Was ist, Boss? Habe ich die Inspektion bestanden?"
Er zögerte. „Sie lassen sich nicht leicht einschüchtern, Miss Stockton."
„Falls das ein Kompliment sein soll - danke!"
„Keine Ursache. So, und jetzt ist Schluß mit dem Hickhack. Ich schlage vor, wir legen für den Rest des Abends einen Waffenstillstand ein.
Sie lächelte erleichtert. „Einverstanden.”
Der Wein wurde gebracht, und da er in einer offenen Karaffe serviert wurde, erübrigte sich das steife Ritual des Korkenschnupperns. Sam probierte. Ein eleganter kleiner Schluck.
„Entspricht er Ihrem Standard?" fragte Lonnie.
„Hatten wir uns nicht auf einen Waffenstillstand geeinigt?"
„Es war nur eine freundliche Frage."
„Eine Frage, die von Sarkasmus geradezu troff."
Lonnie wich seinem Blick aus und griff nach einem Brötchen. „Sie haben recht. Entschuldigung."
„Der Wein ist gut, Lonnie. Er ist sogar sehr gut", sagte Sam, der sich bemühte, die plötzliche Spannung zu lösen. Nach einer Pause fügte er hinzu: „Ich bin nicht immer ein arroganter Schnösel."
Lonnie lächelte. „Nein, ich weiß."
Ihre Blicke trafen sich kurz, aber dann sahen beide schnell zur Seite. Sam betrachtete prüfend die Brötchen. „Waren Sie einmal in Italien?" fragte er.
Lonnie trank einen Schluck Wein und beobachtete ihn. Er inspizierte die Brötchen mit einer Gründlichkeit, als würde er eine Druckfahne der „News" auf Fehler überprüfen. Schließlich traf er seine Wahl - das optimale Brötchen, dachte Lonnie spöttisch, das absolut beste für Mr. Triver.
Waffenstillstand! mahnte sie sich. Hör auf, den Mann auseianderzupflücken. „Ja, ich war eine Zeitlang dort", sagte sie, „nach dem College."
„Und?"
„Und..." Lonnie spielte mit dem goldenen Medaillon, das sie an einem Goldkettchen um den Hals trug. „Nun, es gibt eine kurze und eine lange Version..."
„Diskreterweise müßte ich Sie nach der kurzen Version fragen, aber eigentlich würde ich lieber die lange hören."
„Wirklich?" Es überraschte Lonnie, daß Sam sich für ihre Vergangenheit interessierte, denn das war ihre Reise nach Italien - ihre ganze persönliche Vergangenheit. Sie begann zu erzählen.
„Nach dem Tod meiner Mutter - ich ging noch zur High School - habe ich mich so gut es ging um die Familie gekümmert." Lonnie erzählte, wie sie ihre jüngere Schwester Carolyn großgezogen und ihren Vater versorgt hatte. Während ihrer kaufmännischen Ausbildung am College jobbte sie in einem Büro, um das Ersparte zu mehren, das ihre Mutter ihr anvertraut hatte. Daß das Geld zum Kauf eines Lokals in Pittsburgh gespart wurde, behielt Lonnie für sich. Davon brauchte ihr Boss nichts zu wissen.
Ihre Jugendjahre waren von Arbeit und Verantwortung belastet und ließen wenig Zeit für Vergnügungen. Lonnie erzählte Sam auch von der Veränderung ihres Vaters, der nach dem Tod seiner Frau still und verschlossen wurde. Sie hatte alles Erdenkliche versucht, ihren trauernden Vater mit ihrem älteren Bruder Matthew zu versöhnen, aber Luke Stockton hörte nicht auf sie.
„Sechs Jahre habe ich gegen seine Sturheit angekämpft. Dann hatte ich genug und beschloß, mir einen Urlaub bei meiner Tante in Italien zu gönnen. Ich wollte schon immer, die Geburtsstadt meiner Mutter kennenlernen und im Land herumreisen, um all die sagenhaften Kunstschätze zu sehen."
„Hat es Ihnen gefallen?"
„,Gefallen` ist gar kein Ausdruck. Ich war wie
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