Tiffany Duo Band 77
Scherz. „Schwer zu sagen", stöhnte er, „was ist passiert?"
„Irgendein Idiot hat sich verdammt in der Windstärke geirrt. Wir beide sind weit vom Ziel entfernt runtergekommen, und dann hat auch noch dein Hauptfallschirm versagt. Ziemlich harte Landung, Mann. Hast Glück gehabt, daß kein Ast dich aufgespießt hat."
„Ich habe Nachtsprünge immer gehaßt. Jetzt weiß ich, warum. Habe ich mir etwas gebrochen?"
Walinski riß vorsichtig Sams Hosenbeine auf und inspizierte seine Verletzungen. „Sieht böse aus. Beweg dich nicht und bleib vor allem wach. Ich weiß, es tut höllisch weh, aber du mußt durchhalten. Fall mir jetzt bloß nicht in Ohnmacht, hörst du?"
Sam nickte. Er fühlte Blut über sein Gesicht laufen.
„Sie werden uns mit dem Hubschrauber hier wegholen. So lange mußt du aushalten, okay?"
Sam nickte.
„Hab' ich dir eigentlich schon von meiner Frau und meinen beiden Jungs erzählt?"
Sam schüttelte den Kopf. Er begriff, daß Tom ihn von seinen Schmerzen ablenken wollte. „Erzähl", sagte er zwischen zusammengepreßten Zähnen.
„Die Jungs sind zwei Derwische, das sag ich dir. Aber liebe die Kerle. Und meine Frau, die ist 'ne richtige Schönheit. Außen und innen." „Magst du sie?"
„Ob ich sie mag? lch, liebe sie, Mann! Das ist der Motor, der mich am Laufen hält."
„Paßt sie.., in dein Leben?"
„Was war das? Ob sie in mein Leben paßt? Sie ist mein Leben. Hast du gar keine Frau, Triver? Keine Freundin oder Verlobte?"
„Ich hatte mal ein Mädchen. Hab' sie beim Tanzen kennengelernt und... und..." Sam schloß die Augen.
„Hey, Triver, nicht wegdriften! Was war mit dem Mädchen?”
„Ich dachte, zwischen uns wäre etwas. Hab' sie sogar gefragt, ob sie mich heiraten will."
„Und?"
„Nichts weiter. Es paßte ihr nicht, daß ich zum Militär ging."
„Verstehe. Der klassische ,Lieber John' - Brief, stimmt's?"
„Genau. Ich war gerade drei Wochen weg, da hatte sie einen anderen."
In der Ferne war das Knattern von Hubschrauber-Rotoren zu hören. „Also, eins laß dir sagen, Triver. Nach dem Reinfall bist du es dir schuldig, ein Mädchen zu finden, das dich wirklich liebt. Eine Kämpferin. Deine Freundin war keine Kämpferin. Von Liebe keine Spur."
„Liebe?" Das Motorengeräusch kam näher. „Was bringt das schon? Ich habe meinen Vater geliebt, aber... na ja. Liebe macht das Leben nur unnötig schwer. Ein geliebter Mensch stirbt oder geht fort, und man ist allein. Was ist, wenn Sie sterben, Sir? Was wird dann aus Ihrer Frau?"
„O Mann, so düster siehst du das Leben? Traurig, traurig.” Walinski sah, wie Sams Lider schwer wurden. „Hör zu, Triver", sagte er mit erhobener Stimme, „wenn du eine Rose willst, dann mußt du auch die Dornen in Kauf nehmen. Du hast deine Rose noch nicht gefunden, mein Freund. Halt die Augen nach der richtigen Frau auf, nach einer Frau, bei der du dich glücklich und lebendig fühlst. Wenn du sie gefunden hast, wirst du dich an meine Worte erinnern..."
Jetzt erinnerte Sam sich. Aber komisch, er lag in Lonnie Stocktons Bett, unter der gesteppten Patchworkdecke mit dem Muster „Stern von Texas".
Lonnie saß in der Schaukel auf der Veranda und kämpfte gegen ihre Müdigkeit an. Sie atmete die regenschwere Luft ein und horchte auf das ferne Grollen des Donners in den Bergen.
Wo zum Kuckuck blieben Pa und Carolyn? Lonnie hoffte, sie würden vor dem drohenden Wolkenbruch nach .Hause kommen, und vor allem hoffte sie, daß sie nicht vorher einschlief. Sie mußte erklären, warum ein fremder Mann in ihrem Schlafzimmer schlief.
Die Sache kam sogar ihr selbst faul vor. Ein Glück, daß J.D. geschäftlich unterwegs war. Er war schon seit Jahren im Musikgeschäft tätig, arbeitete seit kurzem als Agent für Country Bands und mußte deshalb häufig nach Nashville oder New York reisen. In zwei bis drei Tagen wollte er wieder in Pittsburgh sein, und bei dem Gedanken an seine Rückkehr wurde Lonnie nervös. Vielleicht wäre sie sich bis dahin über ihre Gefühle im klaren. J.D....
Lonnie rief sich in Erinnerung, was sie empfand, wenn sie mit ihm zusammen war. Unwillkürlich verglich sie es mit den Gefühlen, die Sam in ihr weckte. Es war wie der Vergleich zwischen einer sanften Brise und einem Orkan.
J.D.'s Küsse waren angenehm - Sams waren von elementarer Leidenschaft.
J.D. war umgänglich und nett. So nett, daß es fast an Gleichgültigkeit grenzte, fand Lonnie jetzt, da sie den Vergleich mit Sam hatte. Sam forderte sie bei jedem Anlaß
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