Tiffany Duo Band 77
derselbe verbale Schlagabtausch entspinnen wie vorhin im Restaurant. Lonnie hätte sich verfluchen können, daß sie ein zweites Mal schwach geworden war.
Wieder schob Sam ihr die Rolle der Verführerin zu. Er mußte sich doch denken können, daß sie ihn zum Schlafen heraufgebracht hatte und zu nichts anderem. Seine Unterstellung war eine infame Beleidigung. Lonnie wurde so wütend, daß sie die Hand hob und...
Nein. Ganz gleich, was dieser Mann zu ihr sagte - schlagen würde sie ihn nicht. Sie hielt mitten in der Bewegung inne, ballte die Hand zur Faust und puschte Sams Schulter. „Lassen Sie mich hoch!"
„Nein."
Sie begann zu kämpfen.
„Hör auf damit, Lonnie. Ich will hier nicht wie ein Freistilringer mit dir rangeln. Das ist lächerlich."
Sie drehte den Kopf zur Seite, stemmte sich gegen Sams Gewicht. Doch so stark ihr äußerer Widerstand war - ihr Körper sprach eine andere Sprache, und durch den Kampf wurde ihr Verlangen nur noch heftiger.
„Lonnie. Sieh mich an."
Sie mied beharrlich seinen Blick.
„Lonnie." Er seufzte, und dann veränderte sich sein Ton, wurde weich und fragend. „Oder habe ich dich falsch verstanden? Bleibt es bei dem ,nein`?"
Nun endlich sah sie ihn an. Ihre Augen sprühten Funken. „Jawohl! Ich bin nämlich nicht der Typ Frau, für den Sie mich halten. Auch wenn ich nicht verlobt wäre - Bettabenteuer für eine Nacht sind nicht mein Ding."
Und schon gar nicht mit Sam Triver, fügte sie im stillen hinzu, denn ihr war klar, daß sie nach einer Liebesnacht mit ihm unweigerlich verloren wäre.
Sam sah sie lange nachdenklich an. Schließlich ließ er sich mit einem tiefen Seufzer zur Seite rollen.
„Ich weiß nicht, was mit mir los ist", sagte er ruhig. „Es scheint ewig lange her zu sein, daß ich so... daß ich spontan meinen Gefühlen gefolgt bin. Normalerweise denke ich alles, was ich tue, hundertmal durch. Alles in meinem Leben wäge ich gründlich ab, ich prüfe, analysiere, sortiere... ja, im Grunde analysiere ich das Leben aus meinem Leben heraus. Warum bloß?"
Lonnie starrte an die Decke und schluckte. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Sam. Sie sind mein Boss."
Wieder schwieg er einen langen Moment. „Dies hätte nicht passieren dürfen", sagte er dann im kurzangebundenen Ton des befehlsgewohnten Managers.
Lonnie hätte ihn am liebsten geschüttelt. Es sah dem Mann ähnlich, daß er die komplizierte Situation mit einer überaus philosphischen Feststellung umriß: „Dies hätte nicht passieren dürfen." Dumm von ihr, daß sie ihn an seine Chefrolle erinnert hatte. Vielleicht hätte sich sonst ein Gespräch entwickelt.
Sam setzte sich abrupt auf. „Ich gehe jetzt besser", sagte er und wankte ein wenig, als ob ihm plötzlich schwindelig würde. Er betastete vorsichtig die Schwellung an seinem Auge.
„Seien Sie nicht blöd, Triver." Lonnie stand auf und schaltete die Deckenbeleuchtung an.
Er zog die Augenbrauen hoch - genauer gesagt, eine Augenbraue. „Wie bitte?"
„Sie sind von einem langen Arbeitstag erschöpft, von Ihrem Heldenstück in der Bar halb blind und vermutlich nicht in der Lage, auf einer geraden Linie zu gehen." Lonnie hob die Eispackung vom Boden auf und zeigte zum Bett. „Legen Sie sich hin!"
„Ich fahre."
„Legen Sie sich hin, damit ich Ihr Auge kühlen kann. Sie fahren heute abend nirgendwo hin."
„Aber...
„Ich schlafe nebenan im Zimmer meiner Schwester. Das hatte ich die ganze Zeit vor, nur zu Ihrer Information." Die Hand auf der Hüfte, starrte sie Sam an.
Er versuchte, auf die Füße zu kommen, und setzte sich schnell wieder. Langsam bewegte er den Kopf hin und her, um das Schwindelgefühl loszuwerden.
Lonnies Stimme wurde weich. „Sehen Sie, es geht nicht. Legen Sie sich zurück, Sam."
„Mein Gott, sind Sie stur!"
„Lange nicht so stur wie ein gewisser Barheld, den ich kenne." Sie lächelte ihm zu, und schließlich fügte er sich.
Ihr Lächeln wurde breiter, als sie ihn lang auf dem Bett ausgestreckt sah. Der Mann hatte einen Körper, von dem eine Frau nur träumen konnte.
Er blickte zu ihr hoch. „Sie haben ein so schönes Lächeln."
„Sie auch - wenn Sie es zeigen."
„Kein Grund.” Er schloß die Augen. „So wie ich mich fühle..."
Sie legte die Eispackung vorsichtig auf die Schwellung, und er verzog vor Schmerz das Gesicht.
„Es wird bald wieder in Ordnung sein", sagte sie sanft.
„Du weißt ja nicht..." murmelte er, schon halb im Schlaf.
Nein, sie wußte nicht, aber sie hatte eine
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