Tiffany Duo Band 77
zitierte er. „Wissen Sie, wo das geschrieben steht?"
„Ähm... warten Sie... Nein."
„Es stand in der allerersten Zeitung der Stadt, der ,Pittsburgh Gazette` von 1789. Siebzehnhundertneunundachtzig! Diese Stadt war damals der Wilde Westen, Lonnie, und Pittsburgh ist noch heute ein Kreuzpunkt, wo die polnische Einwandererkolonie auf den Pioniergeist der ersten Stunde trifft, wo alter Reichtum und der einfache Arbeiter sich begegnen."
Wie die beiden Leute hier in diesem Büro, dachte Lonnie ironisch. „Wissen Sie, was noch in dieser ersten Zeitung stand?"
Sie schüttelte den Kopf.
„,Es sind die Menschen und ihre Arbeit, die nationale Größe hervorbringen'.
Sam ging auf seinen leergeräumten Schreibtisch zu und setzte sich in den Ledersessel. „Ich glaube, daß diese zweihundert Jahre alten Sätze noch heute gelten, und ich werde es als Verleger dieser Zeitung beweisen, mit oder ohne Ihre Hilfe."
Lonnie hörte die Herausforderung in seinen Worten, und ob sie wollte oder nicht, sie fühlte sich herausgefordert. Ihr Blick wanderte durch den Raum. In einer Ecke waren Kartons aufeinandergestapelt.
„Wann ziehen Sie in Mr. Shaws Büro?"
„Übermorgen. Am selben Tag könnten Sie hier einziehen."
„Hier?" Ihre Wenigkeit in einem so feudalen Büro? Sie konnte es nicht glauben. Lonnie Stockton in einem Büro mit Panoramablick...
Zum erstenmal zog sie den Posten ernsthaft in Erwägung. Sie durchquerte langsam den Raum und setzte sich Sam gegenüber.
„Lonnie, wir brauchen Sie, damit die Abteilung in Schwung kommt. Die ganze Zeitung muß auf Vordermann gebracht werden, und ich glaube, ich weiß auch, wie."
„Das kann ich mir denken." Lonnie war mit einem Schlag wieder in der Wirklichkeit. ,,Aber ich bin ganz einfach nicht der Typ, der die Peitsche schwingt."
„Sie werden es lernen. Ich werde Sie in die Arbeit eines Abteilungsleiters einführen. Bedenken Sie, Lonnie, Sie werden das Dreifache Ihres jetzigen Gehalts bekommen, plus Provisionen."
Sie schluckte. Das Dreifache plus Provisionen? Mit einem so hohen Einkommen würde sie nicht nur mehr sparen können, sondern auch einen Bankkredit bekommen. Der Traum rückte in greifbare Nähe. Ihr wurde schwindelig bei dem Gedanken. Gut, daß sie saß.
„Sie brauchen keine Angst zu haben", fuhr Sam fort, „wie gesagt, ich werde Ihnen die Richtlinien geben - welche Ziele erreicht werden müssen, welche Anforderungen zu stellen sind..."
„Anforderungen?"
„Ja, natürlich. Unsere Anzeigenverkäufer müssen motiviert werden. Sie sind viel zu lasch. Sie, Lonnie, werden dafür sorgen, daß sie sich stärker auf ihren Job konzentrieren - verkaufen, verkaufen, verkaufen... "
„Nein."
„Nein?"
„Nein."
Eine Pause folgte. Schließlich sagte Sam mit gezwungener Beherrschung: „Erklären Sie mir bitte, worauf Ihr ,Nein` sich bezieht."
„Sam, ich bin ernsthaft am überlegen, ob ich die Stelle annehmen soll. Im Grunde würde ich es wirklich gern versuchen, aber nicht als Sklaventreiber."
Sam wußte, sie spielte auf seinen Spitznamen an. Er unterdrückte seinen Ärger und fragte ruhig: „Was schlagen Sie dann vor?"
„Ich möchte in meinem Stil arbeiten."
Er schüttelte langsam den Kopf. „Nein."
„Was haben Sie zu verlieren, Sam? Sie sagten selbst, die Abteilung arbeite uneffektiv. Geben Sie mir eine Chance."
Er stand auf, wanderte zum Fenster und wieder zum Schreibtisch. „Haben Sie einen bestimmten Plan?"
„Einen Plan? Ich bin keine große Planerin. Ich lasse mich lieber von meiner Inspiration leiten, verstehen Sie?"
,,Nein."
„Bitte, Sam."
Er ließ sich wieder in seinem Chefsessel nieder... der ihr Chefsessel werden könnte. „Was wäre Ihre erste Entscheidung?"
Lonnie brauchte nicht zu überlegen. „Eine Erhöhung der Provisionsprozente", kam es wie aus der Pistole geschossen.
„Wie bitte?"
„Anreize, Mr. Triver. Belohnung steigert die Motivation - das ist eine uralte psychologische Weisheit. Als nächstes würde ich Kopfhörer einführen.., und flexible Arbeitszeiten. Warum von neun bis fünf? Viele Anzeigenkunden sind erst abends erreichbar, und ich weiß von den Kollegen, daß einige gern später kämen und dafür länger bleiben würden." Die Worte sprudelten aus Lonnie heraus. Sie war selbst erstaunt, wie schnell ihr Kopf sich mit Ideen füllte.
„Gleitzeit, hmm, das wäre zu überlegen."
„Und einen Kinderhort."
„Einen Kinderhort!"
„Es würde Fehlzeiten verringern. Nehmen Sie zum Beispiel Maura Boyle. Sie
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