Tiffany Duo Band 77
muß sich jedesmal krank melden, wenn ihr Babysitter sie versetzt. Und Glory Jones bekommt demnächst ihr erstes Baby. Würde der Verlag für Kinderbetreuung sorgen, dann hätten die Mütter eine Sorge weniger und könnten sich besser auf ihre Arbeit konzentrieren. Oh, einen Kurs im Telefonverkauf würde ich auch einrichten. Die Kollegen müssen lernen, wie man mit den Leuten redet. Das ist wichtiger als verkaufen."
Lonnie wußte, ihre Ideen waren gut, und die Chance, sie auszuprobieren, wurde immer verlockender. Sie redete und redete, und außer der Idee einer moralstärkenden Freitagsnachmittagsparty und einem gemeinschaftlichen Kaffeeplausch am Montagmorgen malte sie ein klares Bild von ihren Reformvorstellungen.
Sam musterte sie eindringlich, und hätte sie „Sklaven-Triver" nicht besser gekannt, dann hätte sie seinen Ausdruck für Bewunderung gehalten.
Eine lähmende Minute des Schweigens verstrich. Dann endlich begann Sam zu sprechen. „Im Moment können wir uns wegen der angespannten Finanzlage eine Kinderbetreuung nicht leisten. Die Versicherungskosten..."
Lonnie wollte widersprechen, aber er stoppte sie mit der typischen herrischen Handbewegung. „Im Moment, habe ich gesagt, aber für die anderen Neuerungen haben Sie mein Okay. Versuchen Sie's."
Lonnies Augen weiteten sich. Nicht zu glauben, daß sie diesen unflexiblen, sturen Mann tatsächlich von ihren Ideen überzeugt hatte.
„Ich gebe Ihnen einen Monat."
Sie nahm alles zurück. „Ein Monat? Ist das Ihr..." Sie brauchte nicht zu fragen, ob es sein Ernst war, denn sein entschlossener Ausdruck sagte genug. „Ein Monat - das ist unmöglich!"
„Nach einem Monat Probezeit ziehen wir Bilanz, und dann sehen wir weiter. Abgemacht?"
„Habe ich eine andere Wahl?"
„Nein."
Sam stand auf und streckte ihr die Hand hin, die sie zögernd ergriff. Ihre Hände blieben länger verschränkt als bei einem normalen geschäftlichen Händedruck.
Keiner von beiden wollte es wahrhaben.
8. KAPITEL
Der Startschuß fiel, und Lonnie preschte los.
Sie wußte, der neue Chef der „News" wartete nur darauf, daß die Kleine aus Texas auf ihr Hinterteil fiel, und sie war fest entschlossen, Sam Triver das Gegenteil zu beweisen.
Schon in der ersten Woche wurde die Abteilung gründlich umgekrempelt. Lonnie besorgte Kopfhörer und teilte sie bereits am Montagmorgen aus. Am Nachmittag hatte sie ihren ersten Crashkurs im Telefonverkauf abgehalten und den öden Einheitstext für immer verbannt. Sie führte Gleitzeit und die wöchentliche Kaffeepause ein, bei der die Neuerungen diskutiert und Ideen ausgetauscht werden sollten. Und die Ideen flossen in der freien Atmosphäre, die Lonnie geschaffen hatte.
Sie fühlte sich in ihrem Element und entwickelte ungeahnte Energien. In dem neuen Job waren hunderterlei Dinge zu tun, so daß sie nicht einmal den pompösen Chefsessel richtig genießen konnte - denselben Sessel, in dem Sam Triver sie so oft heruntergeputzt hatte.
Lonnie war morgens um sieben im Büro und blieb oft bis spät abends. Wenn sie nach Hause kam, brachte sie gerade noch genug Kraft auf, um sich ein Sandwich einzuverleiben und ins Bett zu fallen. Eines stand fest - sie verdiente sich ihr dickes Gehalt.
In der zweiten Woche herrschte in der Abteilung noch Umbruchstimmung, aber danach lief alles wie geschmiert.
Die dritte Woche der Probezeit brach an. Es war Dienstagabend. Lonnie arbeitete liegengebliebenen Papierkram auf, aß nebenher Kartoffelchips, und studierte die Liste der Verkäufe. Sie wies eine deutliche Zunahme der Anzeigenakquisitionen auf.
Aber würde die Bilanz auch Sam mit seinem Perfektionstick zufriedenstellen?
Abgesehen von einem kurzen „Hallo" im Fahrstuhl oder auf dem Korridor hatten sie in den vergangenen zwei Wochen keinen Kontakt gehabt. Lonnie hörte die eine oder andere Klatschgeschichte über Sam und Victoria - von ihrer Teilnahme an einem Empfang für einen ausländischen Minister und dem anschließenden Galadiner, von Victorias atemberaubender Abendrobe und dem glanzvollen Auftritt des Paars. Die beiden waren also noch zusammen und an der Gerüchtebörse der „News" noch immer das heißeste Thema. Genau wie Lonnie es vorausgesehen hatte. Aber ihr enormes Arbeitspensum half ihr, sich gegen Gefühle abzuschotten.
Sie trank einen Schluck Cola und nahm sich nochmals die Anzeigenaufstellung für die Sonntagsausgabe vor. Nicht schlecht, dachte sie. Das mußte sogar Sam Triver beeindrucken.
„Ist das die neue
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