Tiffany Duo Band 77
überhaupt erwähnt? Ich wette, das hat er nicht getan, und wissen Sie, warum? Weil er mit Ihnen nur eine Affäre will, Miss Stockton. Eine Affäre und mehr nicht."
Lonnie schluckte. Sie konnte nicht glauben, was diese Frau sagte, sie wußte, daß Victoria log. Und dennoch - die Gerüchte und Sams Distanziertheit in den letzten Tagen ließen sie an ihrem Urteil zweifeln. Hatte sie sich nicht schon vorher in Männern getäuscht? Nein. In Sam täuschte sie sich nicht.
Sie beachtete Victoria nicht weiter und ging zur Tür.
„Sie wissen nicht viel über unsere Gesellschaftsschicht", sagte Victoria, die aufgestanden war und sich Lonnie in den Weg stellte. „Affären sind... nun, sie kommen häufiger vor, als wir zugeben. Aber wir sehen nicht hin, verstehen Sie? Sie werden stillschweigend akzeptiert.
Machen Sie sich keine Illusionen, Miss Stockton, Sam gehört noch immer der Welt seiner Eltern an. Es ist eine andere Welt als Ihre, eine andere Klasse, und er wird nicht aus seiner Schicht herausheiraten."
„Es reicht mir. Ich habe genug gehört." Lonnie schob sich an Victoria vorbei.
„Hat er Ihnen nicht erzählt, wie sein Vater starb?"
Lonnie fühlte, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich. Sie krallte die Hand um den Türknauf und drehte sich langsam zu Victoria um.
„Ich sehe, Sie wissen es." Victoria lächelte kalt. „Sie wissen, daß Jack Triver eine Geliebte hatte. Nun... wie der Vater, so der Sohn."
Lonnie war völlig verwirrt. Entweder machte Victoria sich etwas vor, oder sie war schlichtweg ahnungslos. Ganz gleich, "Lonnie hatte nicht die Absicht, die Frage mit ihr zu erörtern.
Ohne ein Wort stieß sie die Tür auf und ging. Sie mußte mit Sam reden. Jetzt.
Die Zeremonie des Kuchenschneidens und der Abschiedsreden zog sich, wie es Lonnie schien, endlos in die Länge. Sie beobachtete Sam, der mit seinem Onkel auf dem Podium stand.
Kleine liebenswerte Dinge fielen ihr auf, Details, die nur die Augen einer Liebenden wahrnehmen - die einzelnen widerspenstigen Haarsträhnen, die ihm immer wieder in die Stirn fielen, das leichte Zucken um seinen Mundwinkel, wenn er amüsiert war, die Art, wie er den Kopf zur Seite legte, wenn er sich konzentrierte.
Sie liebte ihn. Bei dem Gedanken, sie könnte ihn verlieren, schnürte sich ihre Kehle zusammen. Victorias Worte kreisten in ihrem Kopf. Sie glaubte es nicht. Sie konnte es einfach nicht glauben.
Charlie sprach seine letzten bewegenden Abschiedsworte. Einen Moment lang wurde es ganz still im Saal, dann brach stürmischer Applaus los.
„Da bist du ja", rief Sam, als er Lonnie in der Menge entdeckte. „Ich habe dich schon gesucht." Er lächelte sie an und strich zärtlich durch ihre Locken.
„Nun, du hast mich gefunden. Kann ich dich einen Moment allein sprechen?"
„Nur sprechen? Ich könnte mir etwas weit Aufregenderes vorstellen." Als sie weder lachte noch lächelte, fragte er beunruhigt: „Was ist los? Ist etwas passiert?"
„Das kann man wohl sagen. Komm bitte mit nach draußen.” Er folgte ihr durch den Saal in einen ruhigen Winkel des Foyers, wo sie ihm von der Konfrontation mit Victoria erzählte.
„Und? Hast du ihr geglaubt?"
Sie forschte in seinem Gesicht. Kein Zeichen einer Reaktion. Er leugnet es nicht, dachte sie in wachsender Panik. Als wollte sie sich vor einem Angriff auf ihre Gefühle schützen, verschränkte sie die Arme vor der Brust und wich einen Schritt zurück. „lch... ich bin ziemlich irritiert, Sam. Ich dachte, zwischen uns wäre alles klar, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Deshalb frage ich dich. Was läuft zwischen dir und Victoria?"
Seine Kiefer verspannten sich, er wurde stocksteif. „Ist dir bewußt, was du da sagst? Du beschuldigst mich..."
„Sam, ich möchte nur, daß du mir hilfst, dies alles zu verstehen." Seine Hände ballten sich zu Fäusten.
„Sam...?"
Ein drückendes Schweigen schuf eine Kluft zwischen ihnen, die tiefer und tiefer wurde. Lonnie wußte nicht, was sich anbahnte. Sie spürte nur, daß die Situation aus der Kontrolle geriet. Irgendwie mußte sie das Schweigen brechen. Sie mußte Sam zum Reden bringen.
„Sam, ich möchte einfach nur wissen, warum du Victoria nicht reinen Wein eingeschenkt hast. Ich muß wissen, wieso sie noch immer denkt, daß du sie heiraten wirst. Kannst du mir das nicht erklären?"
Sam starrte Lonnie an. Er hatte es Victoria gesagt, und nicht nur einmal. Aber Victoria war nicht das Problem. Was ihn aufbrachte und verletzte, war der Zweifel in
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