Tiffany Duo Band 77
zittern. „Ich wäre nicht allein rausgekommen, Brian."
„Sssch. Es ist vorbei."
Sie schüttelte heftig den Kopf, wobei sie ein stechender Schmerz durchzuckte.
„Du hast mir das Leben gerettet." Wie gern hätte sie sich jetzt ganz eng an ihn geschmiegt, doch sie drängte dieses heftige Verlangen sofort zurück. Was nicht notwendig war, wie sich gleich darauf erwies, denn er legte die Arme ganz eng um sie und, zog sie an sich.
„Ich war fast verrückt vor Angst, weil ich gedacht habe, ich würde dich da unten nie mehr finden", hörte sie ihn ganz nah an ihrem Ohr sagen.
Shelly schloß die Augen und überlegte, ob möglicherweise doch irgendwo irgendwer ihre stillen Gebete erhört haben mochte. Sie lag in seinen Armen und wagte nicht, sich zu bewegen, ja, nicht einmal zu atmen.
„Ich hätte es mir niemals verzeihen können, wenn dir etwas zugestoßen wäre", hörte sie ihn heiser sagen.
Mit angehaltenem Atem wünschte sie sich, er möge weiterreden. Gestern war sie so nahe daran gewesen, herauszuplatzen mit allem, was sie bewegte, ihm ihre Gefühle für ihn zu gestehen.
Sie spürte, wie er mit seiner Fingerspitze über ihre Wange strich, sie dann noch einmal fest an sich drückte, bevor er sie wieder losließ, doch nur so weit, um ihr Kinn leicht anzuheben und ihr in die Augen zu sehen.
„Die Vorstellung, dich zu verlieren, hätte ich nicht ertragen, Shelly. Du bist für mich der vertrauteste Mensch, den ich habe... so vertraut wie die Schwester, die ich niemals hatte."
Shelly fühlte sich, als ob ihr der Boden unter den Füßen weggerissen würde - oder so wie gestern, als das kleine Flugzeug lautlos vom Himmel fiel. So unweigerlich fiel, ohne daß man daran etwas ändern konnte. Sie lächelte durch einen Tränenschleier hindurch und nahm all ihren Stolz zusammen.
Die Liebe zu diesem Mann würde sie eines Tages noch umbringen.
Sie schloß die Augen - all ihre Hoffnungen waren mit einem Schlag wieder dahin. Sie sollte wirklich endlich begreifen, daß aus ihnen beiden niemals, niemals ein Liebespaar werden konnte.
Langsam, vorsichtig rutschte sie ein Stück von ihm weg. Sie konnte seine Nähe nicht mehr ertragen.
„Ich glaube, ich brauche noch etwas Ruhe."
„Bist du sicher, daß es dir ansonsten gut geht?”
Sie nickte und drehte sich auf die andere Seite. Das war alles, was sie tun konnte.
Shelly rollte sich herum, um zu überprüfen, ob er endlich gegangen war.
Sie sehnte sich danach, allein zu sein, um ihre Gedanken zu ordnen. Während der Nacht, als Brian sie in seinen Armen hielt, hatte sie Hoffnung geschöpft, Hoffnung, die er kurz darauf mit einem Schlag wieder zunichte gemacht hatte.
Heute war Rebeccas Trauung. In - Shelly spähte hinüber zu dem Wecker, der auf dem Nachttisch neben dem Bett stand - achteinhalb Stunden...
Es war Zeit aufzustehen. Vorsichtig setzte sie sich hin und stellte zufrieden fest, daß der Schwindel sich gelegt hatte. Dann ging sie ins Bad. Als sie in den Spiegel sah, bemerkte sie mit Schrecken, daß eine lange rote Schramme von ihrer Stirn die Wange hinunter fast bis zum Kinn verlief. Ein Stück weiter oben befand sich eine Beule, die sich bis morgen bestimmt blau verfärbt haben würde.
An den Armen hatte sie ebenfalls blaue Flecken. Ihr schulterlanges braunes Haar, das sie normalerweise zu einem lockeren Zopf geflochten trug, war verfilzt und roch nach schlammigem Flußwasser.
Ihre Augen waren umschattet und rot - Schlafmangel und zu viele Tränen sprachen eine deutliche Sprache. Nachdem sie sich umgedreht hatte in der Nacht, hatte sie noch lange leise in ihr Kissen geweint.
Wie eine Schwester... Sie hatte Jahre um Jahre mit Tagträumen verbracht, mit Tagträumen, die niemals in Erfüllung gehen würden. Sie liebte einen Mann, der sie liebte wie eine Schwester...
Shelly zog ihren Schlafanzug aus und ging unter die Dusche.
Als sie aus dem Bad kam, saß Brian in dem Sessel neben dem Bett und wartete auf sie. Er sah nicht aus wie jemand, der eine waghalsige Notlandung hinter sich hatte und anschließend in einem verschlammten Fluß gelandet war.
„Guten Morgen", begrüßte er sie.
Sie stand in dem flauschigen, weißen Hotelbademantel vor ihm, und er strich ihr das Haar zurück, um ihre Verletzung zu betrachten.
„Welcher Tag ist heute?" befragte er sie, wie gestern die Ärzte in der Klinik, um zu testen, ob ihr Erinnerungsvermögen in Ordnung war.
„Samstag."
„In welchem Bundesstaat sind wir?"
„In Florida."
„Wer ist der Präsident der
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