Tiffany exklusiv Band 0018
sie den Brief gelesen hatte. Nick war großzügig und entgegenkommend, und sie war dankbar dafür. Er hatte recht, sie sollten sich nicht länger etwas vormachen. Mit ihm zu schlafen und so zu tun, als wäre nichts geschehen, war unmöglich für sie. Nick konnte es nicht wissen, aber die eigentlichen Gründe für ihre Bereitschaft, ihn zu heiraten, würden immer zwischen ihnen stehen. Sie konnte einfach nicht so tun, als wäre das, was Vinny ihr und ihrem Vater angetan hatte, ohne Bedeutung.
Jede Art von Liebe, die sich gerade zwischen ihnen zu entwickeln begann, war zerstört. Aus. Vorbei.
Während der folgenden Woche hielt sich Nick an sein Versprechen. Er war freundlich und höflich, aber distanziert. Sie sprachen nur über praktische Dinge. Sie lachten nie. Sie konnten einander nicht einmal mehr Freunde sein.
Felicia ging im Park spazieren, kochte für Nick, obgleich er oft abends nicht zum Essen nach Hause kam. Matti spürte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, aber Felicia hatte keine Veranlassung, mit ihr darüber zu sprechen.
Maria Antonelli rief ein paarmal an und lud sie zum Lunch oder zum Dinner ein. Felicia lehnte höflich ab. Es wäre zu schmerzhaft, ihr etwas vorzuspielen.
Fast jeden Tag rief sie ihre Mutter an, die an Felicias Tonfall merkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber die Tochter tat das ab als typisches Problem aller Jungverheirateten. Nick hätte sehr viel zu tun und wenig Zeit für sie.
An einem Nachmittag hatte sie sogar ihren Vater am Telefon. Er war allein zu Hause, und so konnte sie offen sprechen. Carlo war über Nicks Verhalten entsetzt.
„Nein, Daddy“, sagte sie. „Du musst das verstehen. Er kann einfach nicht vergessen, dass ich gekauft wurde. Es ist eine Ehe aus rein praktischen Erwägungen.“
„Aber doch wohl besonders praktisch für ihn.“
„Lass gut sein, Daddy. Es geht mir nicht schlecht.“
„Das hast du damals auch gesagt, als Johnny Fano dich verlassen hatte. Es war damals eine Lüge und ist heute auch eine.“
„Ich kann dazu nichts weiter sagen. Keiner setzt mich unter Druck. Mir geht es nicht schlechter als vorher.“
Doch, etwas war anders. Ein Wochenende lang hatte sie geliebt und sich geliebt gefühlt. Solange sie und Nick die Hintergründe für die Heirat verdrängen konnten, waren sie glücklich gewesen. Nick irrte sich, wenn er glaubte, sie hätte alles nur gespielt. Sie liebte ihn und hatte gedacht, er liebte sie auch. Es war das Gleiche wie bei Johnny Fano. Auch damals hatte sie sich etwas vorgemacht.
Nick stand am Fenster seines Büros und blickte auf die Straße. Noch vor wenigen Tagen hatte er jede Minute bedauert, die er im Büro verbringen musste und nicht bei Felicia sein konnte. Jetzt war die Vorstellung schmerzhaft, wieder in das Haus zurückzukehren. Und so versuchte er es so oft es ging zu vermeiden.
Er war zornig gewesen auf Felicia, hatte aber bald erkannt, dass er ihr keine Schuld geben konnte. Sie hatte nicht gelogen, sie hatte ihm lediglich seine Illusionen nicht genommen. Mit anderen Worten, sie hatte ihre Aufgabe zu gut erfüllt.
Nick konnte sie nicht dafür hassen, dass sie so war, wie sie war. Die meisten Frauen hätten die Viertelmillion genommen und das Gleiche getan. Nein, wenn er ehrlich war, bestand sein Problem darin, dass er sich so lange etwas vorgemacht hatte.
Er hatte zwar gleich etwas Besonderes für sie empfunden, aber die Sache war von Anfang an auf Sand gebaut. Das Ganze war von vorne bis hinten ein Riesenbetrug, und er hatte daran genauso viel Anteil wie Felicia.
In den letzten Tagen hatte er versucht, sie wie eine Geschäftspartnerin zu behandeln, etwas, was Vinny gleich vorgeschlagen hatte. Die Einwanderungsbehörde war hinter ihm her, und er brauchte Felicia. Sie wusste, was sie zu tun hatte, aber es fiel ihm schwer, mit ihr zusammen zu sein. Er musste sich immer wieder sagen, was für ein Mensch sie wirklich war, eben nicht die wunderbare Frau, in die er sich verliebt hatte.
Seine Sekretärin wollte ihn sprechen, und Nick nahm den Hörer ab. „Ja?“
„Mr Mondavi, ein Regierungsbeamter möchte Sie sprechen. Ein Mr Wilkins.“
„Worum geht es?“
„Er sagt, er hätte einige Unterlagen für Sie, die er Ihnen persönlich übergeben möchte.“
„In Ordnung, schicken Sie ihn rein.“
Ein rotgesichtiger Mann in einem braunen Anzug trat ein. „Mr Nicolo P. Mondavi?“
„Ja, ich bin Nick Mondavi.“
„Mein Name ist Lance Williams. Ich habe hier eine Aufforderung für Sie, am
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