TIFFANY EXKLUSIV Band 02
aber der Kleine hier war nur eine halbe Portion und brauchte eindeutig ein bisschen Schützenhilfe. „Kannst du die großen Topfpflanzen sehen?“
Der Junge kniff die Augen zusammen und blickte um sich. „Ja, da sind so grüne Dinger.“
„Schau mal dahinter nach.“
„Hey, danke, Mister.“ Und schon stürmte er wieder durch die Halle.
Lächelnd ging Holt durch die Lobby auf Adele und ihren Freund zu. Adele blinzelte ihm amüsiert entgegen.
„Guten Morgen, Holt“, sagte sie. „Darf ich vorstellen, Algie … Algernon Meatcleaver.“
Algie? Der Name klingt ja wie die Bezeichnung für irgendeinen ekligen grünen Schleim, dachte Holt. „Nett, Sie kennenzulernen, Sir“, sagte er, schenkte dem Mann sein gewinnendstes Lächeln und streckte ihm die Hand entgegen.
Der Bankier schüttelte ihm ungerührt die Hand, bevor er sich wieder Adele zuwandte. „Meine Liebe, du hast ja ganz vergessen zu erwähnen, dass dein Freund hier offenbar ein Transvestit ist.“
Es dauerte einige Sekunden, bis Holt begriff, was damit gemeint war. Adele kniff die Lippen zusammen, um nicht laut loszulachen. Ihre dunklen Augen blitzten belustigt.
Verwirrt drehte Holt sich um – und sah die Dessous-Spur, die er hinterlassen hatte! Nach dem Zusammenprall mit dem Kleinen vorhin schien das Kofferschloss mal wieder aufgesprungen zu sein. Die Pfadfinder hatten sich lachend versammelt, um jedes einzelne Stück Reizwäsche aufzusammeln und unter fröhlichem Geplapper zu begutachten.
In der Zwischenzeit war der Hotelmanager auf Holt aufmerksam geworden und kam langsam auf ihn zu. Er war ein schlanker, eleganter Mann mit einem perfekt gestylten Oberlippenbart, und er starrte Holt mit unverhohlenem Missfallen an.
„Also wirklich, Sir“, sagte er in dem Tonfall, den der Butler einer adligen Familie verwendet, wenn er einen Landstreicher wegscheuchen will. „Ich muss Sie doch bitten, davon abzusehen, Ihre Ware in unserer …“
„Es ist nicht meine Ware“, verteidigte sich Holt.
Adele lächelte süffisant. „Nichtsdestotrotz haben die Sachen eine gewisse Klasse. Findest du nicht auch, Algie?“
„Und was diese unartigen Kinder angeht“, fuhr der Hotelmanager unbeirrt fort, „Sie sollten sie besser …“
„Es sind auch nicht meine Kinder. Und im Übrigen ist dieses Hotel so verdammt spießig, dass es kein Wunder ist, wenn die Kids sich zu Tode langweilen“, gab Holt zurück.
Der Manager straffte wütend die Schultern und schob die Brust vor. Einen Moment lang befürchtete Holt, er könnte einen Schritt zu weit gegangen sein. Es gehörte sicher nicht zu seinem Plan, von einem zornigen Hotelchef rausgeschmissen zu werden. Wie hatte er nur auf die dämliche Idee kommen können, diesmal selbst auf Hannahs Musterkoffer zu achten?
Verflucht, diese Frau bringt mich noch mal ins Grab!, dachte er. Vielleicht sollte ich ihr zuvorkommen und sie erwürgen, dann wäre dieser Albtraum endlich zu Ende. Ein Transvestit! Ich sollte diesen … Algie am besten wegen Verleumdung verklagen!
„Und, wie hat Algie heute Vormittag auf deinen Vorschlag reagiert?“, fragte Adele. Sie und Holt hatten gerade das Mittagessen bestellt und nippten beide an ihrem Wein. Das Restaurant, in dem sie saßen, war äußerst elegant, und sie hatten sich einen Tisch in einer sehr dezent abgeschirmten Nische ausgesucht.
„Er war nicht abgeneigt, aber sein Interesse an Büffelfleisch hält sich wohl sehr in Grenzen. Das mit dem Aphrodisiakum scheint ihn sehr viel mehr zu interessieren. Ich habe ihm eine Kopie meiner Projektplanung gegeben, und er meinte, er würde sich bei mir melden.“
„Das klingt gut.“
„Vor allem wenn man bedenkt, wie ich mich vor seinen Augen mit Hannahs Warenmustern zum Vollidioten gemacht habe. Hannah ist eine echte Powerfrau, aber manchmal ein bisschen naiv. Sie hat ein paar wirklich verrückte Vorstellungen von der Vermarktung ihrer Sachen. Ich war froh, dass Algie so viel Verständnis hatte.“
Adele drehte ihr Weinglas nachdenklich in der Hand. „Ja, er ist ein sehr verständnisvoller Mann.“
„Irgendwann werden sich Hannahs Entwürfe verkaufen wie warme Semmeln. Ich meine, sie sind so verdammt sexy …“
„Was du sicher aus eigener Erfahrung weißt?“, warf Adele ein.
Holt runzelte die Stirn. „Sie hat mir ein paar Muster gezeigt, das ist alles.“ Das stimmte zwar nicht ganz, aber in Adeles Fall war eine kleine Notlüge sicher angebracht. „Hör zu, Baby, ich wollte dir sagen, wie leid es mir tut, dass ich die
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