TIFFANY EXKLUSIV Band 03
winkte der hübschen jungen Kellnerin. „Tanya? Können wir etwas von dem Sushi bekommen?“
„Sushi?“ Izzys Magen fühlte sich wie ein brodelnder Vulkan an.
„Ich habe es erst vor Kurzem frisch aufgefüllt.“ Tanya hielt ihr das Tablett mit dem rohen Fisch direkt unter die Nase. Es roch wie bei Ebbe vor Coney Island.
„Ich bin gleich zurück“, meinte Izzy mit kratzender Stimme, drehte sich um und lief davon.
Das untere Badezimmer war besetzt. Izzy hielt sich die Hand vor den Mund und rannte nach oben. Sie rüttelte an der Tür des Badezimmers auf dem Flur, die aber verschlossen blieb. Zwei Stimmen – eine männliche und eine weibliche – informierten sie atemlos, es dauere nur noch eine Minute.
Aber so viel Zeit hatte Izzy nicht mehr.
Sie rannte durch Harrys Schlafzimmer in das in pinkfarbenem Marmor gehaltene Badezimmer, sank vor der Toilette auf die Knie und erleichterte sich um ihre zwei Gläser Gingerale und das gesamte Abendessen.
Hinterher entdeckte sie Mundwasser und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, was dazu führte, dass ihr Mascara verlief. Sie nahm ein Stück Seife und begann, ihr Gesicht zu waschen. Anschließend trocknete sie sich ab und betrachtete ihr Spiegelbild in dem goldgerahmten Spiegel. Ohne Make-up wirkte ihre ansonsten olivfarbene Haut blassgrau, und ihre Augen waren schwarz verschmiert. Das einzige entfernt Attraktive an ihr waren ihre welligen schwarzen Haare, obwohl es ihr nie gelungen war, diese Mähne zu einer „richtigen“ Frisur zu bändigen.
Dennoch sah sie elend aus. Wie konnte Clay sagen, sie sei erblüht? „Süßholz raspelnder Mistkerl“, murmelte sie, doch es klang wenig überzeugt. Frauen zu schmeicheln war seine zweite Natur. Nach Jahren der Verführungen konnte Clay seinen Charme ebenso wenig abstellen, wie er aufhören konnte zu atmen. Obwohl sie diese raubtierhafte männliche Seite an ihm verachtete – in den vergangenen Wochen mehr denn je –, könnte sie ihn doch niemals wirklich hassen.
Er war eben Clay, der gute Kumpel, der stets für sie da gewesen war, der sie an jenem Nachmittag mit einem fröhlichen „ Buona sera !“ in der Phelps Cafeteria begrüßt und dann dafür gesorgt hatte, dass seine reichen Freunde sie akzeptierten. Der Mann, der ihr ein Stipendium des San Francisco Art Institute verschafft hatte, sie anschließend selbst quer durch das Land gefahren und ihr ein herrliches Apartment mit erschwinglicher Miete gesucht hatte, der seine Beziehungen hatte spielen lassen, damit sie den „Traumjob“ des Art Directors bei Dekker & Brown Magazines bekam, als sie mit ihrer freiberuflichen Arbeit nicht mehr genug Geld verdiente. Trotzdem, in Anbetracht dessen, wie sich die Dinge entwickelt hatten, sollte sie vermutlich nicht mehr so dankbar dafür sein, den Job bei D & B bekommen zu haben.
Aber zurück zu Clay. In all den Jahren ihrer Bekanntschaft hatte er für seine Hilfe nie eine Gegenleistung erwartet, ob in sexueller oder anderer Hinsicht. Natürlich hatte er gelegentlich auf seine Art, der keine tiefere Bedeutung beizumessen war, mit ihr geflirtet; er konnte eben nichts dagegen tun. Aber stets hatte er sie als Freund behandelt, nie wie eine potenzielle Eroberung. Einerseits war sie froh darüber, denn sie schätzte seine Freundschaft. Sie wusste, dass, wenn sie jemals etwas miteinander angefangen hätten, es wie ihre übrigen schlecht konzipierten Beziehungen übel geendet und sie beide zu erbitterten Feinden gemacht hätte. Andererseits aber empfand sie manchmal etwas wie leichte Beleidigung darüber, dass Clay Granger nie den Versuch unternommen hatte, sie zu verführen.
Sie spähte in den Spiegel und stellte sich die hoch aufragende Barbie Lundquist neben ihrer kleinen, dunklen Erscheinung vor. Izzy würde ihr mit dem Kinn gerade bis zu den Implantaten reichen. Diese kleine Übung machte ihr wieder deutlich, weshalb es Clay immer leichtgefallen war, sie wie eine kleine Schwester zu behandeln. Solange sie ihn kannte, hatte er seine Barbies gehabt, sogar als schlaksiger Heranwachsender.
Noch immer leicht benommen, ging Izzy zu dem Himmelbett, auf dem sich Mäntel und Jacken stapelten, und setzte sich auf die Bettkante, wobei sie sich gegen die schaukelnde Matratze abstützte. Zuoberst lag ein schwarzer Nerzmantel, und sie strich mit der Hand über den seidigen Pelz, hob ihn an die Nase und atmete den tierischen Duft ein. Dann kickte sie ihre Schuhe fort, ließ sich zurücksinken und rekelte sich genüsslich auf den sanften
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