Tiffany Exklusiv Band 06
Spezifisches in der Zeichnung anzudeuten. Aber selbst so war eine Ähnlichkeit vorhanden. Er könnte als Montgomery Alexander durchgehen …
„Dein geschliffener Diamant hat Schwierigkeiten, Dev. Du hast es selbst gehört. Glaubst du nicht, dass sie liebend gern zwanzig Riesen für den idealen Alexander-Darsteller zahlen würde?“
„Vermutlich schon.“
„Na also“, sagte Jerry, als hätte er gerade ein schwieriges mathematisches Problem gelöst.
„Aber sie hat mich nicht engagiert. Ich soll doch völlig unerwartet auf dem Fest erscheinen, nicht wahr? Und deshalb wäre es Erpressung und kein legal verdientes Geld.“
„Ach, hör auf, Dev. Wo ist der Unterschied? Wir sind uns doch schon sicher, dass sie bezahlen wird. Und unser Bluff ist bestimmt nicht schlimmer als der, den sie am Laufen hat.“
„Was für ein Bluff?“
Jerry breitete die Arme aus. „Alles. Die ganze Geschichte. Dass sie die Welt im Glauben lässt, es gäbe diesen geheimnisvollen Schriftsteller wirklich. Dass er Zigarren raucht und schnelle Wagen fährt und ein Frauenheld ist, obwohl er in Wirklichkeit eine Frau ist …“
Ein Klopfen an der Tür ließ Jerry innehalten. „Erwartest du jemanden?“
Devin schüttelte den Kopf. Sein Apartment mochte zwar nicht in einem der bestgesicherten Gebäude der Stadt liegen, aber niemand kam herein, ohne wenigstens vorher zu läuten. „Eine Nachbarin vermutlich.“ Aber ein ungutes Gefühl beschlich ihn …
Er schaute durch den Spion. Niemand. Wahrscheinlich hatte der Postbote seine Post wieder in Mrs. Millers Briefkasten gesteckt und die nette alte Dame hatte sie heraufgebracht.
Doch als er die Tür aufmachte, fand er statt der Post ein kleines Päckchen, auf dem keine Adresse angegeben war. Ein schlechtes Zeichen.
Jerry schaute über seine Schulter. „Sie wissen, wo du wohnst, Mann.“
Widerwillig hob Devin das Päckchen auf, riss das Papier ab – und hätte sich beinahe übergeben, so übel wurde ihm.
Eine Rinderzunge. Frisch vom Schlachter.
„Das ist eine Warnung.“ Jerrys Stimme klang ernster, als Devin sie je zuvor gehört hatte. „Wenn du zur nächsten Frist nicht bezahlst, wird es deine Zunge sein. Oder die deines Vaters.“
Devin nickte und wäre am liebsten die Treppe hinuntergestürzt, um die Straßen nach dem Überbringer dieses Päckchens abzusuchen. Aber das hätte nicht viel genützt und alles höchstens noch verschlimmert.
Sein Dad war nie eine große Nummer gewesen. Mit kleineren Betrügereien hatte er gerade genug verdient, um die Miete zu bezahlen und seine Familie zu ernähren. Bis seine verfluchte Spielsucht überhandgenommen hatte. Erst auf der Rennbahn, dann an den Spieltischen in Atlantic City.
Der größte Fehler seines Vaters war der gewesen, bei Carlos Leuten eine Wette zu platzieren. Carlo und seine Gorillas hatten seinen Vater dann immer tiefer in den Sumpf gezogen. Und illegale Buchmacher kennen kein Pardon. Wobei es nicht die Zinsen sind, sondern die zu erwartenden Strafen, die einen zwingen zu bezahlen.
„Es ist deine Entscheidung, Mann. Entweder rufst du Derek an oder …“ Jerry verstummte und warf einen vielsagenden Blick zu den Büchern auf der Couch.
Devin schloss die Augen. Jerry hatte recht. Um nichts auf der Welt würde er seinen Bruder anrufen. Und deshalb blieb ihm keine andere Wahl, als es zu tun.
Für seinen Vater würde er einen letzten kleinen Coup durchziehen.
Sylvia atmete tief ein. Es half nichts. Ihre Panik steigerte sich bei jedem Schritt.
Die erste Stunde der Party war glatt über die Bühne gegangen. Sie hatte mit den Gästen geplaudert und war den Fragen nach Montgomery Alexander geschickt ausgewichen. Doch langsam begannen die Leute, sich zu wundern, warum der Autor immer noch nicht eingetroffen war. Und das hieß, dass es Zeit war für den letzten Akt.
Seufzend lehnte Sylvia sich an eine Wand und hoffte, dass niemand sie bemerkte und ansprach. Im Moment hätte sie keinen zusammenhängenden Satz mehr herausgebracht. Doch trotz ihrer zum Zerreißen angespannten Nerven fiel ihr auf, dass die Party ein sehr großer Erfolg war. Cobalt Blue Publishing hatte einen großen Speisesaal in einem renommierten älteren Hotel gemietet, in dem sie häufig abstieg.
Als sie vorhin durch den Saal gewandert war, hatten viele Gäste sie auf Alexander angesprochen. Manche hatten sie sogar ganz unverblümt gefragt, ob sie mit ihm liiert sei. Sie hatte natürlich verneint, obwohl sie einen flüchtigen Moment versucht gewesen war, ihnen
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