Tiffany Exklusiv Band 06
seine Lippen ihre Wange nur gestreift hatten!
„Sie hat ihn aber nicht getötet, oder?“, drängte er.
„Er … es gelang ihm, es ihr auszureden.“
„Sie meinen, er verführte sie und brachte sie auf seine Seite. Eine gute Taktik, nicht?“
„So wie die Lage war, vermutlich schon“, murmelte Sylvia und versuchte, ihre Nervosität zu überwinden.
Eine Verführungsszene mit einem Mann zu besprechen, der sie mit einem einzigen Blick erschauern lassen konnte, war keine gute Idee. Es war schon schlimm genug, in den Mann verliebt zu sein, den ihre eigene Fantasie erschaffen hatte. Aber stark erregt auf einen schlechten Scherz zu reagieren war absurd … ganz gleich, wie attraktiv der Scherzbold war und wie sehr er ihrem Traummann ähnelte.
„Wer sind Sie und was wollen Sie?“
„Ist das nicht offensichtlich?“ Er sprach wie ein New Yorker, ihm fehlte der kultivierte britische Akzent, den sie sich immer vorgestellt hatte. Aber dennoch war seine Stimme ihr vertraut. Sie war nur zu verwirrt, um sich zu erinnern, woher sie ihr bekannt war.
„Wir müssen miteinander reden“, sagte sie mit einem für das Publikum bestimmten Lächeln.
„Tun wir das denn nicht?“ Seine Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. Verführerisch. Sexy.
Einen Moment lang dachte sie, dass reden längst nicht alles war, was sie jetzt wollte. Küssen wäre noch viel besser. Im Geist versetzte sie sich einen Tritt. Dieser Mann war nicht Alexander. Er konnte es nicht sein. Und sie würde sich vor ihm nicht zum Narren machen.
„Wir müssen miteinander reden“, wiederholte sie.
Er nickte, legte ihr seine Hand an den Rücken und führte sie zur Küche. Die Wärme seiner Hand irritierte sie, und sie musste ihre ganze Konzentration aufbieten, um nicht zu stolpern.
Auf dem Weg zur Küche wurden sie von einigen Leuten aufgehalten, die ihn begrüßen wollten. Sie hielt den Atem an und wartete, ob er seinen Trumpf jetzt ausspielen würde. Aber er tat es nicht, sondern begrüßte nur höflich seine Fans und versprach, sich bald zu ihnen zu gesellen. Noch immer seine Hand auf ihrem Rücken, steuerte er sie durch die Schar der Gäste in die Küche. Nicht einmal Alexander hätte es besser machen können.
Kaum waren sie durch die Tür geschritten, brachte sie Abstand zwischen sich und ihn. Ihm so nah zu sein war zu verwirrend und zu gefährlich.
„Was glauben Sie, wer Sie sind?“, fuhr sie ihn an.
Keine glattzüngige Antwort kam von seinen Lippen. Er versuchte gar nicht erst, sie zu beschwichtigen, sondern lächelte nur hintergründig und sagte schlicht: „Heute Abend bin ich Alexander.“
Und einen verrückten, absurden, unwiederholbaren Augenblick lang glaubte sie ihm.
Dann rief sie sich streng zur Ordnung. Er versuchte nur, sie durcheinanderzubringen. Und plötzlich fiel ihr ein, wo sie diese Augen schon gesehen hatte. Das Haar war nicht mehr blond und seine Wangen waren glatt rasiert, aber die großen blauen Augen waren unverkennbar.
„Alexander hat dunkle Augen“, sagte sie in anklagendem Ton. „Fast schwarze.“ Gnadenlose Augen, die hinter die Fassade der Menschen blickten, und unendlich sinnliche Augen, die Frauen zum Verhängnis wurden. Ähnlich wie die ausdrucksvollen, forschenden Augen dieses Mannes, die sie ansahen, als könnten sie all ihre Geheimnisse erraten.
„Wirklich?“ Er strich mit dem Finger über ihren Arm, und wieder erschauerte sie. „Sind Sie sicher?“
Sie schluckte. Es gab nichts mehr, dessen sie sich sicher war – nur, dass der Abend immer unwirklicher wurde und sie ihr Gleichgewicht zurückgewinnen musste, bevor sie endgültig die Kontrolle über die Situation und damit auch über sich selbst verlor. Es war, als täte sich eine unendliche Tiefe vor ihr auf, die sie verlockte, zu springen und sich kopfüber in ihre Fantasien mit diesem Mann zu stürzen. Um all die Abenteuer zu erleben, das sie sich immer ausgemalt hatte.
Stirnrunzelnd versuchte sie, ihre abschweifenden Gedanken wieder in die richtige Bahn zu bringen. „Vor ein paar Tagen … Sie sind der Kellner aus dem Pub.“
„Der Besitzer.“
„Von mir aus können Sie die ganze Stadt besitzen. Was tun Sie hier?“ Plötzlich kam ihr eine schreckliche Idee. „Rachel hat Sie engagiert!“
„Nein.“
„Erzählen Sie mir nichts. Wie viel zahlt Sie Ihnen? Ich könnte sie erwürgen! Eine Frechheit, dass sie Sie einfach angeheuert hat, ohne mir etwas davon zu sagen!“
„Sylvia“, murmelte er leise.
Sie ignorierte ihn.
„Sylvia.“ Er
Weitere Kostenlose Bücher