Tiffany Exklusiv Band 06
von der leidenschaftlichen Affäre zu erzählen, die sie in ihrer Fantasie mit Alexander unterhielt.
Doch obwohl Alexander die Hauptattraktion des Abends war, hielt seine Abwesenheit die Leute nicht davon ab, die hervorragende Musik, das exzellente Büfett und den Champagner zu genießen.
Das muss man Ellis Chapman lassen, dachte Sylvia. Er hat sich wieder einmal selbst übertroffen. Der Besitzer von Cobalt Blue hatte aus seiner kleinen Druckerei einen bedeutenden Verlag gemacht. Diesen Aufstieg verdankte er vor allem seinen aggressiven Marketing-Strategien. Das Mindeste, was Ellis von seinen Autoren verlangte, waren Auftritte in lokalen Fernseh-Talkshows, und daher hatte es ihn anfangs sehr geärgert, dass Alexander öffentliche Auftritte ablehnte. Aber so clever, wie Ellis war, hatte er die Situation rasch zu seinem Vorteil umgewandelt, indem er Kapital aus dem Mysterium um Alexander schlug. Sylvia war ziemlich sicher, dass das Gerücht, Montgomery Alexander sei ein ehemaliger CIA-Agent, von Ellis Chapman stammte.
Sie hatte gehofft, er würde sich auch weiterhin mit Gerüchten über den geheimnisumwitterten Autor begnügen. Aber seit dem Erscheinen von „Mein bester Freund – mein bester Feind“ war er unruhig geworden. Die Verkaufszahlen waren gut, aber er wünschte sich noch bessere. Als das Buch es dann in die Bestsellerlisten schaffte, hatte er Einladungen zu einer lockeren Party anlässlich des Erfolgs des Buches verschickt und den richtigen Leuten gegenüber angedeutet, dass möglicherweise auch Montgomery Alexander käme.
Als Sylvia protestiert hatte, hatte er Worte wie „Hardcover“, „höhere Tantiemen“ und „Verträge“ fallen lassen. Gleichzeitig hatte er ihr zu verstehen gegeben, dass Alexander nichts von alldem sehen würde, wenn er nicht zu der Cocktailparty käme.
Und nun war der Saal gefüllt mit Leuten, die gekommen waren, um den mysteriösen Schriftsteller zu sehen. Reporterinnen tanzten mit Lektoren. Leser plauderten mit Autoren. Seifenopernstars posierten für die Fotografen.
Sylvia sah Ellis mit einer Journalistin aus den Morgennachrichten. Sie schluckte und fragte sich, wie Ellis reagieren würde, wenn sie ankündigte, dass Alexander doch nicht käme. Ihr Blick glitt über die Gäste. Eigentlich wirkten sie alle recht zivilisiert. Die würden sie doch wohl nicht lynchen, oder?
Rachel kam mit zwei Gläsern Champagner auf sie zu und gab ihr eins.
„Du weißt doch, dass ich dieses Zeug nicht trinke.“
„Dieser hier ist gut, vertrau mir,“
Sylvia seufzte und trank einen kleinen Schluck. Der Champagner kitzelte in der Nase, und da er besser schmeckte, als sie gedacht hatte, trank sie noch einen Schluck.
„Amüsierst du dich?“
„Hm.“ Sie runzelte die Stirn, als sie an das bevorstehende Geständnis dachte, und deutete mit einer weit ausholenden Geste auf den Saal. „Wenn sie alle Nadelstreifen trügen, wäre das wie eine dieser Partys, die mein Vater gab, als er noch in der Politik mitmischte. Und dabei hatte ich mir geschworen, zu solchen Festen nicht mehr hinzugehen.“
„Es ist doch trotzdem nett, nicht wahr? Und du bist heute nicht mehr das Mädchen, das Daddys Angebot abschlug, seine Anwaltspraxis zu übernehmen, als er Richter wurde, ohne ihm den wahren Grund dafür zu nennen.“
Sylvia nickte. Ja, sie hatte sich sehr verändert seit ihrem Jurastudium. Wenn ihr Vater die Frau, die sie heute war, gebeten hätte, in seine Fußstapfen zu treten, hätte sie vermutlich ehrlich zugegeben, dass sie lieber schreiben wollte. Und in einem ganz besonders tapferen Moment hätte sie ihm möglicherweise sogar gestanden, dass sie Thriller mit viel Action und Erotik schrieb.
Doch damals vor zehn Jahren hatte sie nicht den Mut gehabt, ehrlich zu ihrem Dad zu sein. Weil sie seinen vorwurfsvollen Blick nicht ertragen hätte. Deshalb hatte sie eine Stellung in einer anderen Stadt erfunden und ihm nie erzählt, dass sie Thriller schrieb.
Sie verzog das Gesicht. Die Sylvia von heute war auch nicht tapferer. Ihr war es gelungen, sich in ein Leben voller Lügen zu verstricken. Aber das würde sich bald ändern. Sie hatte ihre literarische und finanzielle Zukunft genauestens geplant und nicht die Absicht, ihrem Dad noch viel länger etwas vorzumachen. Sobald sie aufhören konnte, unter dem Pseudonym Montgomery Alexander Bücher zu verfassen, würde sie es tun und sich respektablerer Literatur zuwenden. Von der Art, die Literaturpreise gewann. Und die ihr Vater respektieren
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